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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Soldaten, die schon bald furchtsam vor ihm zurückwichen. Einige stürzten entsetzt von Bord, andere ließen die Waffen fallen und ergaben sich, nur um von Bricassarts Leuten ruchlos niedergemetzelt zu werden. Gefangene wurden in dieser Nacht keine gemacht.
    In kürzester Zeit befand sich die Brigantine, die auf den in Damians Augen wenig treffenden Namen Harness getauft worden war, in den Händen der Piraten. Die Planken des Schiffes waren von Blut befleckt; leblose Leiber erschlagener Seeleute übersäten das Deck, und die Piraten gingen daran, die Leichen zu fleddern und sich zu nehmen, wonach ihr dunkles Herz begehrte. Den Rest warfen sie über Bord, zum Fraß für die Haie.
    Gemeinsam mit ihrem jungen Anführer verfielen die Männer in triumphierendes Gelächter, das durch die Dunkelheit hinüber zur britischen Fregatte scholl …
     
     
     
    »Verloren, Sir!«, rief Benson in kaum noch verhohlener Panik. »Die Harness ist ebenfalls verloren! Nun sind wir ganz auf uns gestellt!«
    Vincent Scarborough erwiderte nichts darauf.
    Er wusste nur zu gut, dass die Prosecutor auch ihr zweites Begleitschiff verloren hatte und nun ohne Unterstützung war. Wie es dem feindlichen Schiff gelungen sein konnte, in ihren Rücken zu gelangen, konnte der Captain sich nicht erklären, aber ein Teil von ihm erinnerte sich dumpf daran, dass Nick Flanagan ihm geraten hatte, ein Schiff an der Hafenausfahrt zurückzulassen, um den Rückzug zu decken.
    Als Reaktion ergriff trotziger Zorn von Scarborough Besitz, der sich zum einen aus dem Wissen nährte, einen folgenschweren Fehler begangen zu haben, zum anderen aber auch aus der Weigerung, daraus Konsequenzen zu ziehen. Noch immer wollte der Kommandant der Prosecutor sich als Befreier von Port Royal gefeiert sehen, und dafür war er bereit, alles und jeden zu opfern.
    Es war zu spät, um einen Irrtum zuzugeben, außerdem hattenweder er noch seine Leute von den Piraten Gnade zu erwarten. Also galt es, auszuharren und weiterzukämpfen, die Flucht nach vorn anzutreten, und das im buchstäblichen Sinn.
    »Die Enterkommandos sollen sich bereithalten«, befahl Scarborough und gab sich Mühe, seine Stimme dabei fest und sicher klingen zu lassen. »Wir gehen an Land!«
    »Wir gehen an Land, Sir?«, fragte Benson entgeistert. »Ihr befehlt die Invasion? Jetzt?«
    »Habt Ihr einen besseren Vorschlag, Lieutenant?«
    »Nun, Sir, unter den gegebenen Voraussetzungen würde ich einen Rückzug durchaus in Erwägung ziehen. Ich bin sicher, auch Admiral Lancaster würde zugestehen, dass daran nichts Unehrenhaftes …«
    »Falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet, Benson – nicht Admiral Lancaster hat auf diesem Schiff das Kommando, sondern ich. Und ich werde dem Feind nicht feige den Rücken kehren, solange noch berechtigte Hoffnung auf den Sieg besteht.«
    »Hoffnung auf den Sieg? Aber Sir, wir haben unsere beiden Begleitschiffe verloren, und auch die Prosecutor hat bereits einige schwere Treffer hinnehmen müssen. Noch sind wir manövrierfähig und haben zumindest die Chance davonzukommen. Wir sollten nicht warten, bis …«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, wurde die Fregatte im Vorschiff getroffen. Das Deck wankte und die Planken zitterten; vom Bug waren die heiseren Schreie Verwundeter zu hören.
    »Was seid Ihr für ein Feigling, Benson!«, brüllte Scarborough dagegen an. »Ihr verdient es nicht, ein Offizier der Krone zu sein und diesen Rock zu tragen. Wollt Ihr ernstlich den Rückzug antreten, nur weil diese Piratenhunde ein paar Zufallstreffer gelandet haben?«
    »Zufallstreffer? Aber Sir …«
    »Die Enterkommandos sollen sich bereitmachen«, wiederholte Scarborough seinen alten Befehl, jede einzelne Silbe betonend. »In die Boote und drauf und dran! Wir werden es diesen Bastarden zeigen. Wenn Bricassart glaubt, in seiner Festung vor uns sicher zu sein, so hat er sich geirrt, verstanden?«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Da Ihr offenbar nicht Manns genug für diese Aufgabe seid, werde ich persönlich das Angriffskommando führen«, stellte Scarborough klar. »Jeder auf Deck entbehrliche Mann kommt mit mir, der Rest bleibt an Bord und bedient die Geschütze. Ihr habt das Kommando, Benson. Eure Aufgabe wird es sein, uns Deckung zu geben und das Feuer der Festung auf Euch zu ziehen. Fühlt Ihr Euch dem gewachsen?«
    »Aye, Sir«, bestätigte der Erste Offizier, aber seine Miene war leichenblass geworden.
    »Wohlan, Lieutenant. Ich verlasse mich auf Euch.« In einer gönnerhaften Geste, die

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