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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bald bestätigt. Denn statt die See zu durchkreuzen auf der Suche nach Beute, zogen Cutlass Joe und seine Leute es vor, sich die meiste Zeit in Küstennähe aufzuhalten, um rasch verschwinden zu können, wenn sich eine Galeone der Armada oder eine britische Fregatte zeigten. Folglich blieb der Besatzung der Seadragon nur das, was andere übrig ließen. Sie beuteten Wracks und Treibgut aus und ernährten sich von dem, was die Küstensümpfe hergaben. Dabei gaben die Bukaniere sich Furcht erregend und schrecklich – in Wahrheit waren sie der müdeste Haufen heruntergekommener Gestalten, den Nick je gesehen hatte.
    Cutlass Joe gefiel sich darin, den berüchtigten Piraten zu spielen, dabei schien er von Nautik und Seekriegsführung nur äußerst bescheidene Kenntnisse zu besitzen; mit dem, was Nick vom alten Angus gelernt hatte, fühlte er sich dem Roten jedenfalls weit überlegen. McCabe und die anderen waren brave Seeleute, nicht gerade die fleißigsten ihrer Zunft, aber sicher brauchbar; was ihnen fehlte, war eine starke Hand, die sie führte und lenkte und sich nicht darauf beschränkte, gelegentlich zu toben und den wilden Mann zu spielen. Welche Rolle Pater O’Rorke auf diesemSchiff erfüllte, dahinter war Nick in all den Tagen, die er nun schon auf der Seadragon weilte, noch nicht gekommen, und ebenso wenig hatte er Zeit gefunden, den rätselhaften Mönch wegen des Medaillons zu befragen.
    Überhaupt schien die Männer von der Seadragon ein Geheimnis miteinander zu verbinden, das Nick bislang noch nicht hatte ergründen können. So träge sie auch sein mochten, bildeten die Bukaniere eine Schicksalsgemeinschaft, die alles miteinander teilte und schon seit Jahren auf diesem Schiff zu leben schien. Was sie davor getrieben hatten, darüber hüllten sich die Männer in Schweigen. Überhaupt waren sie nicht sehr gesprächig, weder was ihre Vergangenheit anging noch sonst. Der Einzige, mit dem Nick reden konnte, war sein Freund Jim, und er war heilfroh darüber, dass dieser ihn bei der Flucht aus dem Lager begleitet hatte.
    Von Sklaven waren sie wider Willen zu Piraten geworden. Wenn man bedachte, dass sie eigentlich nur nach einer Passage gesucht hatten, um Neugrenada zu verlassen und ihren Fuß auf britischen Boden zu setzen, hatten sie es nicht sehr weit gebracht …
    Eine blank polierte Blechschüssel vor sich, die ihm als Spiegel diente, stand Nick auf dem Vordeck und rasierte sich. Sein Haar war inzwischen nachgewachsen, aber er musste noch eine Bandana tragen, um sich vor der sengenden Sonne auf See zu schützen. Wieder und wieder führte er die Klinge des Messers über sein Kinn, während er in seinem Inneren wachsenden Unmut spürte: Unmut über die Flaute und die Untätigkeit, zu der sie alle verdammt waren. Unmut über die Trägheit seiner Kameraden.
    »Verdammt«, sagte er zu Jim, der auf der Gräting 6 fläzte undmit hinter dem Kopf verschränkten Armen im Halbschatten döste, »dieses Nichtstun bringt mich noch um.«
    »Was denn?« Jim, dem weder die Hitze noch die Untätigkeit etwas auszumachen schienen, grinste breit. »Hast du etwa schon genug von der Freiheit? Willst du zurück nach Maracaibo? Ich kann mir denken, dass einige der Jungs dort gern mit dir tauschen würden.«
    »Das ist keine Freiheit«, erwiderte Nick, während er sich das Gesicht wusch. »Freiheit bedeutet, gehen zu können, wohin man will – wir jedoch sitzen hier fest.«
    »Vorerst. Aber schon bald wird Wind aufkommen, und die Seadragon macht wieder Fahrt.«
    »Wunderbar.« Nick lachte spöttisch. »Und wohin geht es dann? Nach Portobello, um noch mehr Abfälle aufzufischen? Oder nach Isla Vacca, um in den Sümpfen herumzuwaten?«
    »Hey, Bruder.« Jim setzte sich auf. Er kannte seinen Freund lange genug, um zu spüren, dass ihn mehr bewegte als der gewöhnliche Flautenkoller, der jeden Seemann früher oder später überkam. »Was ist los mit dir? Alles in Ordnung?«
    »Nein.« Nick schüttelte den Kopf. »Nichts ist in Ordnung. Wir sollten nicht hier sein, und wir sollten auch nicht auf diesem verdammten Kahn festsitzen.«
    »Schön, aber es lässt sich nun mal nicht ändern. Also reg dich ab, Matey.«
    »Komm mir nicht mit ›Matey‹. Wir sind keine Piraten, und diese Schwachköpfe, auf deren Schiff wir segeln, sind auch keine, dafür bekommen sie ihr Hinterteil viel zu schwer in die Höhe. Wie viele Galeonen haben wir ausgeraubt, seit wir uns ihnen angeschlossen haben? Wie viel Beute haben wir gemacht?«
    Jim brauchte nicht

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