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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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lange zu überlegen. »Keine«, stellte er fest.
    »Keine«, bestätigte Nick. »Dabei sollten wir dort draußen sein und es diesen verdammten Spaniern zeigen. Wir sollten ihnen heimzahlen, was sie uns angetan haben, sollten uns zurückholen, was sie uns genommen haben.«
    »Wovon sprichst du?« Jim schüttelte den Kopf. »Ich für mein Teil habe nichts besessen, als die Spanier mich geschnappt haben. Und die Lebensjahre, die sie mir abgeknöpft haben, kann ich mir nicht zurückholen. Ich bin froh, dass der Albtraum zu Ende ist, und du solltest es auch sein. Wir hatten riesiges Glück, den Spaniern zu entkommen – ich für mein Teil bin nicht erpicht darauf, zu ihnen zurückzukehren.«
    »Du solltest dich reden hören«, konterte Nick. »Du sprichst schon wie sie. Wie diese faulen Säcke, die sich Bukaniere nennen. Nur keinen Ärger mit den Spaniern bekommen, das ist alles, was euch wichtig ist. Dabei haben sie uns alles genommen. Sie haben uns versklavt und uns bis aufs Blut gequält. Und sie haben den alten Angus auf dem Gewissen.«
    »Aha«, meinte Jim, »von daher weht der Wind. Du willst Rache.«
    »Allerdings. Und wenn du nicht so verdammt faul geworden wärst, würdest du mir zustimmen nach allem, was hinter uns liegt. Die Spanier benehmen sich, als gehöre ihnen dieser Teil der Welt, und niemand weist sie in die Schranken. Es ist nicht gerecht, verstehst du?«
    »Zugegeben. Aber was willst du dagegen tun?«
    »Ich will den Spaniern den Kampf ansagen.«
    »Klar, mach nur«, versetzte Jim und legte sich wieder hin. »Sag einfach Bescheid, wenn’s vorbei ist.«
    »Verdammt, Jim! Was ist nur los mit dir?«
    »Ganz einfach, Nick – ich bin frei und will es auch bleiben. Ich mag die Spanier genauso wenig, aber anders als du verspüre ichnicht den Drang, mich an ihnen zu rächen, denn meinen Vater haben sie nicht umgebracht. Und du kannst weder von mir noch von irgendjemandem sonst auf diesem Schiff verlangen, seinen Hals um deiner Rache willen zu riskieren.«
    »Da magst du Recht haben. Aber denke an Unquatl und all die anderen. Für uns mag der Albtraum zu Ende sein, doch nicht für sie. Für sie heißt es noch immer, auf dem Todespfad einen Fuß vor den anderen zu setzen, und an jedem verdammten Tag beißt wenigstens einer von ihnen ins Gras. Wir sind es ihnen schuldig, dass wir sie rächen und den Kampf gegen die Spanier aufnehmen. Wir sollten nicht …«
    »Sag mal, Matey – hat dir die Sonne das Hirn verbrannt?«
    Nick hatte sich in Rage geredet und immer lauter gesprochen – und damit die Aufmerksamkeit der restlichen Mannschaft auf sich gezogen. McCabe, der Chinese und einige andere, die mittschiffs unter dem gespannten Segeltuch saßen, blickten vorwurfsvoll zu ihm herüber.
    »Weißt du«, knurrte der Schotte, »es kümmert mich nicht, wenn du uns für faule Hunde hältst und glaubst, den Helden spielen zu müssen – aber ich kann es nicht leiden, wenn mich jemand beim Schlafen stört. Also sprich gefälligst leise, Matey – oder du gehst doch noch über Bord.«
    »Dein Schlaf? Ist das alles, was dich kümmert, McCabe?« Nick war in seinem Zorn nicht aufzuhalten, selbst der warnende Blick von Jim konnte ihn nicht beschwichtigen. Wie von einer Giftschlange gebissen, stach er auf den Schotten zu. »Du bist Erster Maat auf diesem Kahn, oder nicht?«
    »Denke schon, Lad.«
    »Und als Erster Maat ist es deine Aufgabe, die Beute zu verteilen, richtig?«
    »Stimmt.«
    »Warum, verdammt noch mal, hast du dann in den letzten Wochen nichts verteilt?«
    »Ganz einfach – weil es keine Beute gab. Wir hatten nichts zu verteilen.«
    »So ist es.« Nick schaute sich fiebernd um. »Und ihr wollt Piraten sein? Bukaniere? Dass ich nicht lache! Aasfresser seid ihr, die sich verstecken und von dem leben, was andere ihnen übrig lassen.«
    »Vorsicht, Laddie«, knurrte McCabe.
    »Was willst du tun? Mich erschießen? Erstechen? Über Bord werfen? Nur zu, McCabe – das wäre immerhin etwas, das eines Piraten würdig wäre. Aber ihr seid keine Piraten, sondern der traurigste und trägste Haufen, der mir je unter die Augen gekommen ist. Statt nach Beute zu suchen und es mit den Spaniern aufzunehmen, spuckt ihr nur große Töne. Wenn es jedoch darauf ankommt, ist von der Seadragon weit und breit nichts zu sehen. Fette Prisen werden von anderen gemacht!«
    Die Bukaniere starrten Nick an, als hätte er den Verstand verloren – so hatte wohl noch niemand zuvor mit ihnen gesprochen. Seltsamerweise empörten sie sich nicht. Es

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