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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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der zusammen mit den Vertrauten der anderen Anwesenden dieses Treffen organisiert hatte, hatte ihm vorab auch Aiman az -Ẓ awahiri beschrieben. Etwas älter als Ibn Ladin trug auch er eine Galabija, allerdings hatten ihn die harten Zeiten – oder war es nur das Alter? – schon etwas mehr mitgenommen. Er trug eine dünn umrandete, silberne Brille, die ihn aussehen ließ wie den Imam aus Murdalovs Jugendzeit.
    •
    Die Bewohner von Kirpili hatten nicht viel. Eigentlich hatten sie gar nichts, außer ein paar Schafe, Ziegen, und Wasser. Dementsprechend gastfreundlich waren sie gegenüber den vier Fremden, die Reis, Mehl, getrocknete Hülsenfrüchte und Obst im Überfluss mitgebracht hatten. Zumindest war es in den Augen der Dorfbewohner Überfluss, weswegen zur Feier des Tages ein Hammel geschlachtet wurde.
    Ibn Ladin , az -Ẓ awahiri, Muhammad und Murdalov saßen in einem Raum einer nur mit viel gutem Willen als erbärmlich zu bezeichnenden Hütte. Es war der mit Abstand schönste Raum im Umkreis von einhundert Kilometern. Die Tochter, vielleicht auch die Enkelin des Dorfältesten, Şemşat, fragte in fast perfektem Russisch, ob die Herren einen frischen Tee wünschten. Ibn Ladin bejahte, und das Mädchen, Murdalov schätzte sie auf vierzehn Jahre, verließ den Raum.
    „Freunde“, begann Ibn Ladin, „ich danke Euch für Euer Kommen.“
    Die drei anderen Anwesenden überschlugen sich damit, zu bestätigen, dass die Freude ganz auf ihrer Seite wäre. Sie schwiegen abrupt, als Şemşat mit dem angebotenen Tee zurück kam. Sie stellte das messingfarbene, nur an einer einzigen Stelle zerbeulte und feinst gravierte Tablett zwischen die vier auf dicken, mit Stroh gefüllten Kissen sitzenden Männer auf den staubigen, dicken Teppich. Ibn Ladin gestikulierte ein kurzes Danke, und Şemşat verließ den Raum schweigend. Erst als die dicken Schaffelle, die anstelle einer Tür den Raum abgrenzten, hinter ihr zugefallen waren, fuhr Ibn Ladin fort.
    „ Wie Sie sicher alle wissen“, begann er und hob die schwere silberne Kanne mit dem Tee an, um den Männern, die seiner Einladung in diese Einöde gefolgt waren, in ihre handgeschmiedeten Silberbecher einzugießen. „… ist es noch nicht allzu lange her, dass wir, die Mudschahiddin, mit Hilfe der Amerikaner die imperialistischen Russen aus Afghanistan vertrieben haben.“
    „Schweine“, korrigierte Murdalov, „imperialistische russische Schweine“. Ibn Ladin sah ihn streng an, und Murdalov senkte sein Haupt, etwas beschämt, den wichtigen Mann unterbrochen zu haben.
    „Aber das war zu Ze iten des Kalten Krieges“, fuhr Ibn Ladin fort, als hätte er diese Zeiten selbst als Kämpfer miterlebt. Ob er das in jungen Jahren, in den späten Achtzigern war er wohl gerade um die zwanzig Jahre alt, wirklich hatte, wusste Murdalov nicht. Er selbst spielte da noch als Kind in Argun, ein Stück westlich von Grosny, in schönen grünen Parks.
    „Und der Kalte Krieg ist, wie wir alle wissen, seit vier Jahren offiziell beendet. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, und das neue Russland…“ – Murdalov wollte ihn schon wieder unterbrechen, verkniff es sich diesmal aber. Dem ält eren Mann fiel aber sein Unbehagen auf und er korrigierte sich: „ Aber das neue Russland stellt immer noch eine große Bedrohung für unsere muslimischen Glaubensbrüder dar.“ Murdalov nickte zustimmend.
    „Aus dem im Kern und im Geiste muslimischen Tschetschenien habe ich T imur eingeladen, den die westlichen Medien, wenn sie ihn kennen würden, sicher als heißen Kandidaten für den Führer der tschetschenischen Rebellen bezeichnen würden.“ Er spuckte bei heißen Kandidaten fast vor Verachtung für die unfundierte Meinungsmache der westlichen Medien, bei Rebellen tat er es wirklich, demonstrativ, in eine nicht mit Teppich bedeckte Ecke des Raumes. Man konnte zusehen, wie der trockene Lehmboden die Flüssigkeit gierig aufsog.
    „Die größte Bedrohung für muslimische Gemeinschaften aber sind die amerikanischen Teufel. Sie sind Teufel, weil sie Angebote machen, die man nicht ausschlagen kann, nur um dir dann ein Messer abzuverlangen, das sie dir in den Rücken stechen, sobald du unachtsam wirst.“
    Az -Ẓ awahiri nickte zustimmend. Die diktatorische, dem Westen freundlich gesinnte Regierung in Ägypten wurde nur von den Waffen und dem Geld der Amerikaner aufrechterhalten. Das einst so stolze Land, Wiege der menschlichen Kultur und Wirtschaftsmacht am Mittelmeer, war durch imperialistische Europäer

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