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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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stattfinden würde und hoffe, dass alle so lange und vielleicht über Nacht bleiben würden. Als er diese Einladung aussprach, fiel ihm auf, dass Murdalovs Augen immer noch auf seine Enkelin Şemşat gerichtet waren.
    Dies veranlasste ihn sofort, die vielen Vorzüge seiner Enkelin aufzuzählen und wie schade es sei, dass es hier viel zu wenige gute Männer gäbe, dass das arme Mädchen ja schon fast zu alt sei zum Heiraten und so weiter. Şemşat errötete und lächelte Murdalov verschämt an. „Nach dem Essen“, unterbrach Ibn Ladin die immer noch anhaltende Lobeshymne des alten Mannes, und Sadzha und seine Enkelin verließen den Raum wieder.
    Murdalov, Muhammad, A z -Ẓ awahiri und Ibn Ladin folgten den Beiden wenig später in Richtung der Moschee, die bereits sehr voll war, als sie sie nach der rituellen Waschung betraten.
    •
    Der Duft des gegrillten Hammels zog sich durch das gesamte Dorf. Allen, die die Moschee verließen, lief das Wasser im Mund zusammen. Die Kinder brachten Feuerholz für ein Lagerfeuer auf den Dorfplatz, während die Frauen die vorbereiteten Töpfe für die Beilagen über die Kochstellen hängten.
    Nurberdi yew unterhielt sich kurz mit Ibn Ladin und kam dann eilig zu Murdalov, um ihn weiter von den vielfältigen Vorzügen seiner Enkelin zu überzeugen. Dies ging fast eine dreiviertel Stunde so, bis das Festmahl bereit war, jeder der Anwesenden ein großes Stück Fladenbrot in der einen und eine Schale mit den gekochten Köstlichkeiten in der anderen Hand hielt – mit Ausnahme von Murdalov, der bisher nur Brot erhalten hatte.
    Die Frau des Dorfältesten wies zwei etwa neunjährige Jungen an, den Hammel vom Feuer zu nehmen und zerlegte ihn mit einem alten, aber rasierklingenscharfen Messer besser als jeder Metzger, den Murdalov je beobachtet hatte, in seine Einzelteile.
    Aus der Hütte des Dorfältesten kam Şemşat mit einer silbernen Schale, auf der das noch rohe Herz des Hammels lag, und kam direkt auf Murdalov zu. Ibn Ladin klopfte ihm lachend auf den Rücken.
    Murdalov war etwas irritiert. Im Gegensatz zu Ibn Ladin war er nicht mit den Bräuchen der Gūrjara vertraut – eigentlich war er überhaupt nicht mit ländlichen Bräuchen vertraut. Auch wenn seine Mutter das Kleinvieh noch selbst geschlachtet hatte, war er selbst eher der moderne Tschetschene, der dafür zu einem Metzger seines Vertrauens ging. Er hatte erwartet, dass dem Ehrengast Sheikh Ibn Ladin die wertvollen Innereien offeriert werden würden, die er dann nach einer langwierigen Ablehnungszeremonie dankbar annehmen würde, aber die junge Frau lief mit dem Organ weiterhin direkt auf ihn zu, und nicht auf den neben ihm sitzenden Ibn Ladin.
    Während die anderen Frauen das Hammelfleisch von großen Tabletts reihum in die Schüsseln der übrigen Anwesenden verteilten, kniete sich Şemşat vor Murdalov und hielt ihm die Schüssel hin. Während sie ihm tief in die Augen blickt, sagte sie: „Werter Herr, darf ich Euch mein Herz anbieten?“
    Die ansonsten du rchaus gesprächige Gesellschaft der rund dreißig Dorfbewohner und ihrer Gäste verstummte auf einen Schlag. Alle Augen richteten sich zuerst auf Nurberdiyew, der nickte, und dann auf Murdalov, der den kurzen Blick zu Nurberdiyew nicht mitbekam. Er wollte kurz in die Runde blicken, aber die großen, dunkelgrün schimmernden Augen von Şemşat hielten seinen Blick fest. Nach einigen Sekunden des Schweigens flüsterte ihm Ibn Ladin etwas ins Ohr, was Murdalov zwar nicht vom Inhalt her verstand, aber vom Sinn her. Er wiederholte den Satz:
    اشعر بالراحة معك يا اغلي من روحي و حياتي
    Alle Anwesenden applaudierten eine ganze Weile, bevor Şemşat zwischen Ibn Ladin und Murdalov Platz nahm und alle zu essen begannen.
    •
    Drei Stunden später strich Şemşat ein letztes Mal für diesen Tag sanft über Murdalovs Hand und verabschiedete sich mit ihrem Großvater von den anderen Anwesenden, um sich vor dem Nachtgebet noch eine kurze Weile auszuruhen. Ibn Ladin erhob sich und forderte Az -Ẓ awahiri, Murdalov und Muhammad mit einem Nicken auf, mit ihm noch eine Runde um das Dorf zu spazieren.
    Als die vier sich etwas von den anderen entfernt hatten, gratulierte Ibn Ladin Murdalov nochmals ausdrücklich zu seiner soeben geschehenen Verlobung und erklärte ihm die Details: Nachdem Murdalov als Gast von Ibn Ladin hier war, der selbst Gast des Dorfältesten, gleichzeitig Großvater und damit Vormund der schönen Şemşat, war, hatte Nurberdiyew, wie es

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