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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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ihm, während er sich hinlegte. Sie knöpfte seinen Overall auf, ein seltsames Kleidungsstück, und hob seinen Hintern leicht an, um ihm zu zeigen, dass das sonst nicht funktionieren würde. Er streckte seinen Körper durch, sie streifte den Overall ab. Wieder versuchte sie gestikulierend und verbal zu fragen, ob sie sich ausziehen solle, aber der Mann beachtete sie nicht. Nein, er beachtete sie nicht nur nicht, er war eingeschlafen. Sollte ihr nur recht sein, beschloss Lingling, und setzte sich neben ihn auf das Bett.
    Nach einer Weile fiel ihr auf, dass das weiße Laken unter seiner Schulter sich ro tbraun färbte. Sie drehte den schlafenden Mann zur Seite und sah eine tiefe, scharfe Wunde an seiner Schulter. Die Wunde blutete stark, und Lingling sagte etwas, das Sutter auch nicht verstanden hätte. Es drückte eine Mischung zwischen Entsetzen und Besorgnis aus. Sie stand auf und ging die enge Treppe nach unten, zurück in den Friseursalon.
    „Lingling, was soll das?“, raunte der Friseur sie schroff an. „Der Mann hat ein Vermögen bezahlt, sei nett zu ihm.“
    „Er ist eingeschlafen“, entgegnete sie.
    „Will er noch eine? Für das Geld kann er mich haben!“
    Lingling blickte ihn völlig schockiert an.
    „Natürlich kann er nicht“, setzte ihr Boss fort, „aber Mei und Yi-Sha schon“.
    „Er schläft wirklich, und er blutet.“
    „ Mein Bett blutet er voll?“
    „Ja“
    „Dann mach wenigstens was für sein Geld, Mädchen.“
    „Ich brauche Jod.“
    „Yi-Sha, geh in die Apotheke und hol Jod“.
    Yi-Sha, eigentlich Isa, die einzige Uigurin in dem Salon, hatte immer die Drecksarbeit zu erledigen. Da sie das gewohnt war, sagte sie nicht einmal etwas, sondern nahm nur ihren dicken, alten Lammfellmantel und ging aus dem Raum.
    •
    Sutter wachte um halb sechs Uhr morgens wieder auf, neben ihm schlief die, nun ja, Friseuse, immer noch angezogen. Er spürte ein leichtes Brennen an seiner Schulter. Nach kurzer Suche fand er einen Schalter an einem Kabel neben dem Bett, aber bei Betätigung passierte erst einmal nichts. Nach drei Sekunden ging ein gedämpftes Licht auf dem Nachttisch an. Erstaunlich, sinnierte er, sogar hier gibt es Energiesparlampen.
    Er setzte sich auf und fasste seine brennende Schulter an. Es hatte aufgehört zu bluten, er fühlte ein Klammerpflaster. Und roch etwas Seltsames. Er strich über die Wunde und führte seine Finger zu seiner Nase. Es roch irgendwie nach Schwimmbad, nur süßer. Jod, der typische Eigengeruch von Jod. Das Mädchen war sein Geld wert, auch wenn sie es nicht dafür bekommen hatte, was sie erwartet hatte.
    Er stupste die schlafende Chinesin sanft an; sie erwachte sofort. Und sagte e inen unglaublich langen Satz, von dem Sutter nur stellenweise vorkommende „Ichs“ und „Dus“ verstand. Er zeigte auf seine Wunde. „ 碘 “, sagte sie. „ Dian? “, versuchte Sutter zu wiederholen. „ 碘 “, sagte sie nochmals. Er blickte fragend, sie beugte sich über ihn und nahm ein braunes Fläschchen vom Nachttisch. „ 碘 “, sagte sie und hielt ihm das Fläschchen hin. Er nahm es, öffnete es, und der süßliche Schwimmbadgeruch war eindeutig: Dian heißt Jod. Immerhin, ein Wort gelernt.
    „ 谢 谢 “ sagte er. Sie lächelte und erwiderte etwas, was Sutter auch ohne jegliche Sprachkenntnisse als „gern geschehen“ interpretiert hätte. Er blickte auf seine Uhr, kurz vor Sechs. Das Mädchen fragte ihn etwas.
    Er sah sie an.
    Sie wiederholte ihre Frage.
    Er sah sie weiterhin an und versuchte, seinen Gesichtsausdruck etwas fragender zu gestalten.
    Sie legte ihren Zeigefinger auf ihre Nase und sagte „ 灵 灵 ”. „Lingling“, wiederholte Sutter fragend. „ 灵 灵 ”, sagte das Mädchen nochmals, ihren Finger auf ihre Nase drückend. Sie hatte eine süße Nase, stellte Sutter fest, während sie das tat. Überhaupt, mit ihren vielleicht zwanzig, zweiundzwanzig Jahren war sie sehr hübsch.
    Namen , kam ihm in den Kopf, das ist ihr Name, und Asiaten, zumindest Chinesen, drücken bei „ich“ auf ihre Nase, glaubte er sich zu erinnern. Er hob seine Hand, berührte ihre Nase, was, gemessen an ihrer Reaktion, offenbar nicht ganz den Gepflogenheiten des Landes entsprach, und sagte „Lingling“. Ihre erste, schockierte Reaktion verwandelte sich in ein Lächeln.
    Sutter berührte seine eigene Nase mit seinem Zeigefinger und sagte „Michael“. Lingling wiederholte „ 麦 克 “, in einem sehr fragenden Tonfall. Er wiederholte, seinen Finger auf seiner Nase,

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