Die Erben des Terrors (German Edition)
vor dem zweiten Weltkrieg in Grund und Boden gewirtschaftet worden und heute nur noch ein Badestrand für die gleichen imperialistische Europäer – oder deren Enkel.
Man musste ja schließlich Touristen ins Land holen, da das viele Geld aus dem Suez-Kanal und den anderen Reichtümern des Landes in die Taschen einiger weniger, aber dafür umso korrupter Politiker flossen – oder gleich in den Westen. Der ägyptische „Präsident“, wie er sich nannte, regierte wie ein Diktator. Die Geheimpolizei war omnipräsent, um jeden Aufstand im Keim zu ersticken.
„Und deswegen ist es, wie uns unser Prophet Moh ammed gelehrt hat, unsere Pflicht, diese Bedrohung für unsere große Glaubensgemeinschaft mit aller Kraft zu bekämpfen, Insh’Allah .“
„Insh’Allah“, so Gott will, sagten die drei anderen Anwesenden zugleich.
Murdalov nahm einen Schluck Tee. Er schmeckte süß, wie Tee sein sollte, und bitter, wie das Leben der Moslems nun einmal ist.
„Freu nde im Geiste finden sich seit einigen Jahren zusammen. Ich hatte die Ehre, bei diesen Treffen der Gastgeber zu sein. Meine Gästeliste umfasst Muslime aus hohem und niedrigem Stand, mit geringen, aber auch mit beträchtlichen finanziellen Mitteln. Alle auf dieser Liste eint ein einziges Bestreben: Freiheit für die muslimische Welt, und um diese zu erreichen, den Dschihad, den heiligen Krieg, in den Westen zu tragen.“
Die Liste, Al Quaeda , sinnierte Murdalov. Guter Name für eine Organisation. Ibn Ladin fuhr fort:
„ Die Infidels haben lange genug unser Land besetzt, unsere Regierungen korrumpiert, unser Öl gestohlen. Sie haben unser Volk leiden lassen, wie noch kein Volk zuvor leiden musste. Und jetzt ist es Zeit, die Ungläubigen leiden zu lassen!“
„Insh’Allah“, riefen alle vier Anwesenden gleichzeitig und erhoben ihre Tee becher.
Der Ruf war so laut, dass man ihn im ganzen Dorf vernehmen konnte. Auch Şemşat, die vor dem Gebäude im Schatten an einem neuen Teppich knüpfte, hörte das laute Rufen der Männer. Sie stand auf und eilte in den Raum mit den vier Gästen des Dorfältesten. „Mehr Tee?“, fragte sie, den Raum nur halb betretend.
„Raus, Frau!“, sagte Ibn Ladin bestimmt und etwas zu harsch, sodass die junge Frau sichtlich erschrak. „Aber Danke“, ergänzte Murdalov, was ihm mit einem glücklichen Lächeln quittiert wurde. Şemşat zog sich hastig durch die dicken Felle zurück.
„Schönes Mädchen“, lachte Muhammad laut und sah Murdalov an.
„Bruder“, rief ihn Ibn Ladin zur Ordnung, „Zeit für Freude ist erst gekommen, wenn unsere Mission erfüllt ist“. Und Ibn Ladin begann, ein Bild einer freien Welt für die muslimischen Menschen auf dem Planeten zu zeichnen, so, wie Allah das gewollt hatte. Er tat dies mit einer Begeisterung, dass es eine Freude war, ihm zuzuhören. Auch wenn es in der Runde nicht notwendig war, jemanden zu bekehren. Nach einer halben Stunde war er fertig und der Tee war ausgetrunken.
شاي
rief Ibn Ladin laut, und nach wenigen Sekunden stand Şemşat wieder in der Tür. Murdalov sah sie an. Sie war eine wirklich hübsche junge Frau. Ihre großen, dunkelgrünen Augen hatten etwas Mystisches, ihr junger, schlanker Körper in dem für eine ordentliche Muslima viel zu engen, grünen Kleid überaus attraktiv. Ihre glänzenden braunen Haare waren zu einem Zopf geflochten, mehr pro Forma trug sie ein minimalistisches Kopftuch.
„Sie haben ge rufen?“, fragte sie schüchtern.
المزيد من الشاي
erklärte Ibn Ladin kühl. Şemşat verließ den Raum rückwärts.
Als Şemşat mit dem frischen Tee zurückkehrte, hatte Ibn Ladin die drei Männer darum gebeten, ihre Pläne darzulegen, den Dschihad in den Westen zu tragen. Auf Bitten des Mudschahid begann Az -Ẓ awahiri, sein Projekt für Ägypten zu schildern. Es war ein kleiner Anschlag, um die Touristen zu verunsichern und dem Terrorregime in Ägypten zu zeigen, dass seine Bevölkerung nicht hinter ihm steht. Es war nicht Az -Ẓ awahiri selbst, der das Projekt durchführen wollte, sondern einer seiner treuesten Glaubensbrüder.
F ür Murdalov wirkte der Plan sehr roh – mit ein paar Jeeps an einen öffentlichen Ort fahren und dort wahllos Menschen erschießen, hätte heutzutage wahrscheinlich kaum noch internationale Auswirkungen. Aber gut, es wäre ein Anfang, etwas, das den Europäern, vor allem aber den Amerikanern, zeigen würde, dass sie auch als Touristen nicht ihren Frieden haben würden, wenn die Moslems auf dieser Welt
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