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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Arretierung des Steuerrades fest und sah sich seinen Kurs auf dem Smartphone an. Ein wenig zu weit westlich, dachte er, aber wenn die Strömung so war wie immer, würde sie ihn weit genug nach Osten versetzen. Und wenn nicht, darüber könnte er sich in einer Stunde G edanken machen, beschloss er, und ging unter Deck, um sich eine Flasche Bier zu holen.
    •
    Ein Helfer des Hafenmeisters und ein uniformierter Beamter waren so nett, Dreyers Leinen anzunehmen, als er am schmutzigen, durch Autoreifen geschützten Betonpier festmachte. Dreyer sprang an Land, übergab dem Beamten seine Papiere, der sie gelangweilt musterte, und erklärte dem Helfer, der sich als Ralph vorstellte, dass er Wasser bräuchte.
    „ Haben Sie einen Schlauch?”, fragte Ralph.
    Natürlich hatte Dreyer einen Schlauch, aber nur fünfzig Meter. Das muss nicht zwingend reichen, je nachdem, wo sich der Wasserhahn befindet. „Wie lang muss er denn sein?“
    „Hundertfünfzig Fuß.“
    „Das könnte eng werden.“
    „Ich kann Ihnen für zehn Dollar meinen Schlauch leihen.“
    Zwei Euro und ein paar Cent. Dreyer war immer noch erstaunt über die moderaten Preise in den Häfen hier, verglichen mit Europa war das nichts. Dafür war dort das Wasser besser. Er zog einen Zwanzig-East Caribbean Dollar-Schein aus der Tasche und sagte: „Wird das für Wasser und Schlauch reichen?“
    Ralph blickte zuerst Dreyer, dann das alte, dreckige Boot an, nickte und ging d avon.
    Drei Stunden später
13° 00’ 37.96” Nord, 61° 14’ 08.14” West
Einhundert Meter südlich des Hafens, Bucht von Port Elizabeth
    Obwohl Luis ihn gut versorgt hatte, konnte Dreyer nicht widerstehen, eine Nacht in der „Stadt“ zu bleiben; der Duft der Barbecues war schon am frühen Nachmittag verlockend. Er hatte seinen Anker im schnell tief werdenden Wa sser nahe am Strand geworfen und war dann an Land geschwommen, um achtern eine Leine an einen Baum zu binden.
    Während er dabei war, sprach ihn ein älterer Mann an, auf Deutsch.
    „Du weißt schon, dass es zehntausend Dollar Strafe kostet, an Bäumen festzumachen?“, sagte der Mann.
    Dreyer blickte ab wechselnd verdutzt den Mann und die zwei Dutzend Leinen anderer Boote, die an Bäumen befestigt waren, an. Der Mann erinnerte ihn an einen alten russischen Kapitän, wie ihn Sean Connery in Roter Oktober gespielt hatte. „Ernsthaft?“, fragte er.
    „Ja“, sagte der Mann, „aber mach ruhig erst mal fest, ich erklär’s dir dann“.
    Dreyer, der in den südlichen Mittelmeerländern schon die Gelegenheit hatte, den Unterschied zwischen einem Baum und einem Nicht-Baum zu lernen, der meist in einem Bestechungsgeld für den zuständigen Beamten bestand, war über die Aufklärung sehr dankbar. Während er seine Leine um einen Baum zurrte, an dem bereits eine andere Leine festgemacht war, stellte er sich vor. „Danke. Ich heiße übrigens Daniel“.
    Der alte Mann streckte ihm seine Hand hin. „Alexander“.
    Alexander hatte einen Akzent, einen seltsamen, schweizerischen Akzent, dachte Daniel kurz, bevor er mit Blick auf das Meer das Boot mit der Schweizer Flagge sah. Eine traumhafte, von der Form her ältere, aber perfekt gepflegte Ketsch, ein Zweimaster, sicher fünfzig Fuß. „Dein Boot?“, fragte er.
    „Ja, das ist meine Nikita . Treu seit fast fünfzig Jahren.“
    „Wunderschön.“
    „Sie ist halt etwas träge, aber grundsolide.“
    Alexander begleitete Dreyer zu einer kleinen Bar, in der ein Uniformierter saß. Das Gespräch war kurz; Dreyer hatte es auch schon auf Türkisch, Griechisch, A lbanisch und mehreren arabischen Dialekten geführt. Ohne mehr als „Hallo“ und „Danke“ in diesen Sprachen zu beherrschen. Zehn Dollar hatte es gekostet, aus dem Baum einen Nicht-Baum zu machen.
    „Darf man dich als Dankeschön auf einen Drink einladen“, fragte Dreyer.
    „Junge, wenn man sich dein Boot ansieht, dann nur, wenn ich zahle.“
    •
    Banane und Rum, stellte Dreyer fest, harmonieren ausgezeichnet, genau wie Alexander es ihm versprochen hatte, als Dessert nach dem mal wieder aus reichhaltigen Schweinefleischvariationen bestehenden Barbecue.
    „Und du bist wirklich seit achtundvierzig Jahren nicht mehr zuhause gew esen?“, frage Dreyer.
    „Keinen Tag. Wieso auch?“
    Dreyer reflektierte seine eigene Situation – auch er hatte nichts, was ihn wieder nach Hause zog. Er fragte nicht nach. Wer weiß, was Alexander passiert war. Zumindest hatte er viel Geld, offensichtlich. Aber Alexander begann, von alleine zu

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