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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Yacht, die von innen genauso gepflegt war wie von außen. Das Holz, ungewöhnlich hell für ein altes Boot, sah aus wie frisch geölt. „Lärche“, erklärte Rybak, „ist ein gutes Holz, wenn man es denn ordentlich pflegt.“
    Während Rybak auf dem Gasherd in der Pantry in einer Pfanne Bratkartoffeln, in der anderen Spiegeleier und einer kaum auf den Herd passenden dritten Pfanne Speck zubereitete, machte Dreyer es sich auf der großzügig tiefen Salonbank an Steuerbord gemütlich. Der Salon war nicht viel größer als Dreyers eigener, vielleicht ein Meter mehr, aber dafür gab es im Achterschiff eine Eignerkabine, die den Namen auch verdiente. Ein großes Doppelbett, sogar eine Art Nachtkästchen. So lässt es sich leben.
    „Ich verstehe langsam, wie du es fünfzig Jahre auf dem Schiff ausgehalten hast“, sagte er.
    „Das Schiff ist nicht so wichtig, die Gegend macht es. Das merkst du selber auch, spätestens in Tuamotu.“
    „Ja, auf Französisch-Polynesien freue ich mich. Aber die Karibik ist auch toll, so jetzt als erster Eindruck.“
    „Vor allem gibt es hier Rum“, sagte Rybak schmunzelnd, während er sich und seinem Gast ein Glas einschenkte. „Banane dazu?“
    •
    Nach einem herzhaften Frühstück erzählte Dreyer vom bevorstehenden Besuch der Royals auf Mustique. Rybak nahm ein altes Notebook, an dem ein langes, durch das Deckenluk hinausführendes USB-Kabel angeschlossen war. „Handyempfang“, sagte Rybak, „der einzig große Nachteil von Metallbooten“.
    Das Internet verriet nicht viel über die Ankunft des Prinzenpaares. „Naja“, sagte Rybak, „vielleicht kommen sie ja bald, dann sind sie auch bald wieder weg“.
    Dreyer lachte. „Ja, ich will den Trubel auch nicht. Wolltest du nach Mustique?“
    „Ist eine r der schönsten Flecken hier. Und selbst? Norden oder Süden?“
    „Süden, ich will erst mal nach Venezuela.“
    „Spar dir Tobago auf dem Weg, die einzige ordentliche Ankerbucht ist die Ei nflugschneise des Flughafens. Aber Trinidad, wenn der Wind nicht ganz ungünstig ist, solltest du mitnehmen.“
    Rybak hatte jedes einzelne Fleckchen der Karibik gesehen, stellte Dreyer schnell fest. Sie unterhielten sich, bis der Rum fast leer war. Dreyer notierte sich auf einem nagelneuen Notizblock des Bankhauses Julius Bull & Cie. (Grand Cayman) seitenweise Tipps, die er noch in keinem Hafenführer gelesen hatte. Auch zu der kleinen, einsamen Insel La Blanquilla, fünfzig Seemeilen nördlich von Margarita, die einen Abstecher wert sein sollte.
    Rybak erklärte, er würde am kommenden Tag nach Kingstown, St. Vincent au fbrechen, bevor er nach Mustique fahren würde. Da, erklärte er, bekomme man ordentliches Rindfleisch. Dreyer überlegte kurz, ob es allein das nicht wert wäre, den alten Mann zu begleiten, beschloss aber dann, seinen Plan beizubehalten. In Venezuela gibt es schließlich Rinder en Masse.
    „Noch ein Glas Rum“, fragte Rybak.
    Dreyer blickte auf seine Uhr. Halb eins. „Gerne.“
    Um fünf Uhr nachmittags waren beide so betrunken und müde, dass sie sich ve rabschiedeten, nachdem sie Rufzeichen ausgetauscht hatten und sich für Mitte August in der Rodney Bay Marina auf St. Lucia verabredet hatten, eventuell, um gemeinsam die Hurrikan-Saison zu verbringen. Dreyer sah, wie Rybak noch im Cockpit einschlief, während er zu seinem eigenen Boot zurückschwamm. Eine Minute später tat er es ihm gleich.

Grünes Funkeln
    12. Juni 1998
37° 59‘ 04.55” Nord, 58° 21’ 59.60” Ost
Internationaler Flughafen Aşgabat, Turkmenistan
    Die heiße, schwüle und durch Industrie und Kraftwerke stickige Luft von außerhalb lieferte sich mit der klimatisierten Luft innerhalb des Terminals einen Kampf an den ständig auf- und zugehenden Schiebetüren des Gebäudes, sodass die Scheiben voller Wassertropfen waren. Şemşat gab sich einige Mühe, das Wasserkondensat an dem blitzsauberen Glas nicht allzu lang anzusehen. Es war für sie ein ungewohnter Anblick, sowohl das saubere Glas, als auch die Wassertropfen.
    Eigentlich war alles ein ungewohnter Anblick, allein die Glasscheiben selbst waren ein ungewohnter Anblick für Şemşat. Glas war teuer, und Glas war vor allem unnötig – eine Wolldecke erfüllte in ihrem Heimatort den gleichen Zweck. Und hielt, wie man an dem vielen Wasser deutlich sehen kann, auch die Hitze wie die Kälte sehr viel besser auf der Seite des Fensters. Oder der Tür. Aber Wolldecken waren den Erbauern dieses Palastes wohl zu unfein, und von den Bildern, die ihr

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