Die Erben des Terrors (German Edition)
die Bräuche verlangten, zuerst mit ihm über die Intentionen seiner Enkelin gesprochen.
Bei den Gūrjara war es Tradition, dass die Frauen sich ihre Männer selbst aussuchten, und Şemşat war offenbar sehr wählerisch gewesen, weswegen Nurberdiyew langsam Angst hatte, sie niemals an einen ordentlichen Mann geben zu können – vor allem nicht an einen, der sich das Brautgeld leisten konnte.
„Brautgeld?“, fragte der weitgehend mittellose Murdalov skeptisch.
„Keine Sorge, junger Mann“, erwiderte Ibn Ladin, „wenn dein Plan so gut ist, wie mir zugetragen wurde, kümmere ich mich gerne darum. Und wenn nicht, wirst du dieses Dorf sowieso nicht lebend verlassen.“
Murdalov war darüber nicht im Ansatz schockiert. Es war ihm klar gewesen, dass man den Sheikh nicht trifft, ohne ihm etwas Sinnvolles zu bieten, wenn man unversehrt zurückkehren möchte.
„Und auf diese Weise muss ich mich nicht einmal selbst darum kümmern“, e rgänzte Ibn Ladin mit einem Hauch von Scherzhaftigkeit in seinem Tonfall. „Aber von dem, was ich gehört habe, sollte es sich ja gelohnt haben, uns deinen Plan für das Ende unseres Treffens aufzusparen.“
„Gew iss nicht“, entgegnete Murdalov. „Trotz aller Bescheidenheit - was meine Mitstreiter in Grozny und ich vorhaben, stellt alles bislang Gesagte weit in den Schatten.“
Anschließend erklärte er, wie der große Plan des Usama Ibn Ladin, den Krieg zu den Ungläubigen zu bringen, zu einem krönenden Abschluss gebracht werden könnte. Natürlich ist es möglich, durch kleine Guerillaaktionen, wie die in Ägypten geplante, Regimes zu Maßnahmen zu zwingen, aufgrund derer sich die Bevölkerung gegen die Regierung wenden wird. Sollte der große Plan von Chalid Muhammad tatsächlich funktionieren, würde der amerikanische Teufel nicht anders können, als die muslimische Welt zu verdammen und sicher etwas Dummes tun, was den Zorn Allahs nach sich zieht.
Und wie der Zorn Allahs aussah, davon hatte Murdalov ein sehr gutes Bild.
Banane mit Rum
14. Januar 2013
12° 53’ 36.33” Nord, 61° 10’ 57.54” West
50 Meter vor der Nordküste von Mustique, St. Vincent und die Grenadinen
De r Blick auf den weißen Sandstrand an der Nordseite der kleinen Insel Mustique, einem von Daniel Dreyers Lieblingsorten in der Karibik, war wirklich schön. Die letzten vierzehn Tage – er hatte Barbados am Neujahrsmorgen verlassen – hatten ihn fast vergessen lassen, wie traurig er darüber war, das Mädchen aus der bezaubernden Nacht, Elena, nicht mehr wiedergesehen zu haben. Er konnte nicht wissen, dass am frühen Morgen nach dieser Nacht ihr Handy klingelte und ihre völlig aufgelöste Mutter vom Schlaganfall ihres Vaters berichtete.
Er konnte auch nicht wissen, dass sie für ihn im Hilton eine Nachricht hinte rlegt hatte, weil sie dachte, er hätte dort ein Zimmer. Und als er Sonntagmittag in ihrem Hotel Grand Barbados Beach Resort war, war die Hochzeitsgesellschaft schon abgereist. Ein kleines Trinkgeld an den Concierge verursachte zwar, dass er ihren Nachnamen erfuhr, Campbell, aber das war es auch schon. Und auch sein alter Freund Google war wenig hilfreich. Gefühlte fünf Millionen Seiten waren Beschreibungen von Gastauftritten der Schauspielerin Elena Campbell-Martinez in Serien, die er nicht kannte oder zumindest nicht mochte. Elena Campbell-Martinez sah seiner Elena wenig ähnlich, füllte aber das halbe Internet. Von seiner Elena war leider nichts zu finden.
Dreyer fuhr sich durch die Haare, die noch feucht vom Schweiß der heißen Nacht waren – fast dreißig Grad tagsüber und unwesentlich kühlere Nächte ließen ihn fast vergessen, dass eigentlich Winter war. Er zog sein Hemd aus, ein verwaschenes, lachsfarbenes Twillhemd von Strellson, das in seinem aktuellen Zustand garantieren würde, dass er in keinen Nachtclub dieser Welt hineingelassen würde. Unter dem Bimini gebückt stieg er über die achterliche Sitzbank auf die Badeplattform aus tatsächlich noch nicht rostendem Edelstahl und Teakholz, die er sich in Portugal hatte anbauen lassen. Er blickte sich kurz um und sprang ins Wasser.
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Fünfzehn Minuten später hörte Luis Ceasar, der gerade sein Dinghy mit den Proviantierungen für seine vier Kunden in der Bucht von Pelican Beach belud, einen sehr verärgerten Schrei, nein, eher einen soliden Wutausbruch von der Carolin , der irgendwie reparaturbedürftigen alten 11-Meter-Yacht des jungen Deutschen.
Dreizehn , nein, vierzehn Tage, dachte Luis, war Doktor
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