Die Erben des Terrors (German Edition)
eine.“
Gómez wirkte ansatzweise interessiert.
„Die Flugstrecke von den Florida Keys, wo meiner Meinung nach die Störse nder stehen, bis in die tiefsten Everglades, beträgt etwa einhundert, einhundertfünfzig Kilometer, also etwa zwanzig Minuten. Mit vier Anrufen sollte die Drohne in einem Radius von einem Kilometer um das Ziel ankommen. Wenn sie da ist, findet der letzte Anruf statt. Das ist der Punkt, wo wir entdeckt werden, wenn die Amerikaner hinter das System kommen, da die Datenverbindung zur Landung aufrechterhalten werden muss. Aber nach den zwei, drei Minuten ist die Drohne gelandet, und bis die Behörden da sind, sind Ihre Leute sicher weg.“
„ Wenn die Amerikaner hinter das System kommen? “
„Wir tauschen alle Sim-Karten und die USB-Sticks am Rechner der Drohne für jeden Einsatz aus, sodass immer neue IMEIs und Vertragsdaten auftauchen. Aber irgendwann werden sie, befürchte ich, dahinterkommen“, erklärte Lara, immer noch euphorisch.
„IMEI?“
„International Mobile Station Equipment Identity”, belehrte ihn Dreyer wie einen Erstsemesterstudenten. „Quasi eine Seriennummer für Handys.“
Gómez begann, zu lächeln. Der Plan gefiel ihm. „Und wie sollen sie dahinterkommen?“
„Wir hinterlassen ein Schema, die Anrufe, zwar in unregelmäßigen Abständen, aber doch alle vier bis sechs Minuten, auf einem verfolgbaren Kurs, nicht über Straßen – die sind zu kurvig. Aber wie erwähnt, darauf müssen die Amerikaner erst mal kommen, und davon wissen sie immer noch nicht rechtzeitig, wo die Drohne landet“, beendete Dreyer seinen ausgeklügelten Plan.
Er fühlte in diesem Moment den Stolz, den wohl auch Carl Benz gefühlt haben muss, als ihm sein Motorwagen eingefallen war. Dann fühlte er die Scham, die Alfred Nobel gefühlt haben muss, als er das Dynamit entwickelt hatte.
„Und wann wird das funktionieren?“, fragte Gómez.
„Ein, zwei Tage“, sagten beide Ingenieure gleichzeitig.
26. Juni 2013
10° 56’ 55.31” Nord, 63° 53’ 55.31” West
Verlassenes Industriegebiet, 5 Kilometer westlich von Porlamar, Maragarita, Venezuela
„Wir haben den Funkkontakt verloren“, sagte Lara, auf einen der vielen Bildschirme vor ihn blickend. Hinter ihm stand Gómez und sah Dreyer kritisch an. Dieser blickte auf einen anderen Bildschirm, der über eine verschlüsselte Verbindung mit einem Computer in Atlanta, Georgia, verbunden war, vierhundert Kilometer vom Ziel der Drohne entfernt. Er zeigte ein schwarzes Terminalfenster mit weißer Schrift:
$>
Dreyer zündete sich eine Zigarette an, dieser Teil der Halle war von den giftigen Chemikalien aus dem Drogenlabor auf der anderen Seite hermetisch abgeriegelt. Gómez griff in seine Innentasche. „Passiert da was?“, fragte er genervt.
„Geduld”, sagte Dreyer.
Gómez fasste den Griff der Waffe, die im Schulterholster unter seinem Jackett steckte, fester. Wenn die beiden Ingenieure ihn gerade eine Drohne mit Kokain im Wert von zwölf Millionen Dollar gekostet hätten, gäbe es dafür nur eine adäquate Reaktion. „Da passiert immer noch nichts.“
„Geduld”, wiederholte Dreyer, gespannt auf den Bildschirm blickend. Er sah auf die Uhr, neunzig Sekunden nach Verlust des Funkkontakts. Noch drei M inuten, vielleicht vier, bis die Drohne das Festland erreichen und Handynetz haben würde.
Vier Minuten später zog Jesús Gómez seine Waffe, eine SIG Sauer P226, aus dem Holster und hielt sie an Francisco Laras Kopf. „Francisco, wenn da nicht bald etwas passiert, darfst du mit dem Gedanken sterben, wie viele Männer deine Schwester glücklich machen wird. Wie nutzlos bist du eigentlich?“, sagte er verärgert. Eigentlich schrie er fast.
„Geduld”, wiederholte Dreyer, leider nicht mit dem gewünschten Effekt. Gómez drehte sich zur Seite und richtete die Waffe auf ihn. „Señor Daniel, ich hätte Sie vielleicht töten sollen, als mein nutzloser Bruder Sie hier angeschleppt hat. Aber die Boote, die er repariert, haben uns in der Vergangenheit gute Dienste als Transportmittel geleistet. Sie glauben ja nicht, was man alles in den Kiel eines Bootes einlaminieren kann!“, schrie er jetzt wirklich.
Dreyer überlegte, etwas Heroisches in Richtung von „Erschießen Sie mich ruhig“ zu sagen, beschloss aber schnell, dass das nur zu einer kleinen blutenden Wunde auf der linken und einer großen, klaffenden Wunde auf der rechten Seite seines Kopfes führen würde. Er blickte auf den Bildschirm mit dem Terminalfenster. Neben
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