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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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Drogen war der Tresor zu klein, das war klar, aber… egal, dachte er sich, Dreyer selbst hatte auch einen Tresor auf dem Boot gehabt. Er zog den Griff nach oben und die erstaunlich schwere Stahltür des kleinen Safes hob sich langsam an.
    Das kleine Fach war bis an den Rand gefüllt, obenauf ein Reisepass in dem minimalistischen Layout, was sich nur ein selbstzufriedenes Land wie die Schweiz lei stet. Er sah fast neu aus, aber ein kurzer Blick hinein hätte Dreyer eröffnet, dass er bereits vor fünf Jahren ausgestellt worden war. Rybak hatte sehr viel Wert auf seine Pässe gelegt, aber Dreyer war sehr viel mehr an den gerollten Geldbündeln unter dem Pass interessiert.
    Den Großteil des Tresors nahmen amerikanische Dollarscheine ein, faustgroße Bündel von Zwanzigdollarnoten. Er nahm sie einzeln heraus und zählte in G edanken mit, es waren dreizehn Stück. Schwer zu schätzen, was ein einzelnes davon wert ist, überlegte er, aber bei einhundert Scheinen pro Bündel etwa sechsundzwanzigtausend Dollar. Netter Fund.
    Daneben lagen Bündel der übertrieben bunten, mit ihrem britisch-überdimensionierten Format unverkennbaren East Caribbean Dollar , unter diesen die eher schlichten, groß beschrifteten Antillen-Gulden, in einer Ecke die im Hochformat bedruckten, grünen venezuelanischen Bolívar, alles Fünfzigernoten. Immer fünf oder sechs Rollen. Schöner Fund, dachte sich Dreyer, war die doch unangenehme Arbeit der letzten Tage nicht ganz umsonst gewesen. Aber irgendwie schade, hatte er doch eigentlich mehr erhofft.
    Er setzte sich auf die backbordseitige Sitzbank neben die Geldbündel, griff in das Barfach und nahm die halbleere Flasche Santa Teresa 1796 heraus und goss sich ein Glas ein.
    28 . Juni 2013
31° 20’ 57.31” Nord, 121° 34’ 24.64” Ost
Hautquartier der Spezialeinheit 61398, Shanghai, Volksrepublik China
    Auf der anderen Seite der Welt kam Zhang Jin zur Arbeit und schaltete seinen Computer ein. Kurz darauf wiederholte sich die Erkenntnis, die sich ihm in den vergangenen sechs Monaten ständig erneut aufdrängte: Mit dem Scheitern beim Brechen der Verschlüsselung der Mobiltelefone der CIA war offenbar auch seine Karriere gescheitert. An diesem Morgen, wie an jedem anderen auch, fand er wieder einmal nichts in seinem Posteingang. Keine Arbeitsanweisung, keine streng geheimen Dokumente, nichts. Natürlich hatte er es geschafft, die Geodaten abzugreifen und war dafür sogar ausgezeichnet worden – eine Stang e 小熊 猫 -Zigaretten, die eigentlich Parteifunktionären vorbehalten waren und für die er von Geschäftsleuten, die gute Kontakte vortäuschen wollten, sicher zweitausend Yuan bekommen hätte – vor zehn Jahren.
    Zehn Jahre zuvor war es für Geschäftsleute noch üblich, zu rauchen, und zwe itausend Yuan waren sehr viel Geld. In der heutigen Zeit aber wurde es den großen Geschäftsleuten schon bei ihrem Studium in Harvard, Stanford oder Cambridge abgewöhnt, das Rauchen. Und für zweitausend Yuan bekam man in China zwar immer noch mehr als für die äquivalenten zweihundert Euro in Europa, aber eben nicht mehr beeindruckend viel. Zhang strich sich mit dieser Erinnerung über die Hose seines mittlerweile fünf Monate alten, seidenen Anzugs, den er von einem Geschäftsmann alten Schlages, einem etwa siebzig Jahre alten Schneider, für die Zigaretten erhalten hatte. Es war ein guter Anzug. Passend für den Aufstieg, den er sich erhofft hatte, lächerlich für den kleinen Tisch in dem kleinen Büro, in dem er saß. Aber immerhin hatten sie ihm ein eigenes Büro gegeben, dachte er, nahm seinen Kindle aus der Aktentasche und setzte sein Buch fort, Corona Virus von Bi Shumin. Ein passables Buch, aber alle guten Neuerscheinungen hatte er schon gelesen – mangels anderer Arbeit.
    Etwas später
10° 21’ 44.70” Nord, 64° 26’ 03.30” West
100 Meter vor der Westküste von Caracas del Este, Venezuela
    Dreyer überlegte, ob er das Geld in den Tresor zurücklegen sollte und b eschloss, dass es keinen Sinn machte, das nicht zu tun. Er kniete sich wieder auf den Boden neben dem Tresor und nahm mit einer Hand ein Bündel Geldscheine, als er in der Ecke des Tresorbodens einen kleinen, grünen Papierfetzen sah. Er streifte sich kurz über die Augen, weil er nicht glauben wollte, das übersehen zu haben, aber ein Glas Rum verhilft offenbar zu Wundern. Er versuchte, den grünen Papierfetzen herauszunehmen, aber er hing fest. Irgendwie war er vom Tresorboden eingeklemmt.
    „Ein doppelter

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