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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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von Sekunden.
    Ich wandte mich nach links und versuchte, den Weg wiederzufinden, den meine Entführer genommen hatten. Zurück zum Bach und dem Teich. Ich wünschte, Lilly wäre bei mir, aber so sehr es mich auch drängte, sie zu suchen, blieb jetzt keine Zeit dazu. Dies war meine einzige Chance.
    Kein Herumsitzen und Abwarten mehr. Und ich würde auch bestimmt nicht zu Paul gehen. Ich würde niemandem mehr einfach so folgen – es sei denn vielleicht einer geisterhaft blauen Erscheinung, die tief in meiner geheimen Welt lebte.
    Ich musste zum Tempel.

15

    Im Schatten der Bäume taumelte ich den Hang hinab. Dann folgte ich einem vertrauten Plätschern, bis ich wieder an die kleine Brücke kam, wo sich vor unbestimmter Zeit mein Kampf mit Evan und die Entführung ereignet hatten.
    Ich sprang von der Brücke und landete im seichten Wasser. Dabei verdrehte ich mir den Knöchel und stieß mit der Hüfte an einen Fels. Schon war ich außer Atem; schon spürte ich wieder den alten Krampf in der Seite, der meine Muskeln wie mit einem Schraubenzieher festzog. Und meine Lungen waren so starr wie Konservendosen.
    Hinter mir krachte es im Wald. Waren da Stimmen?
    Renn weiter.
    Das kalte Wasser drang mir durch Schuhe und Socken, ließ meine Waden zittern und meine Kiemen kribbeln. Dennoch könnte der Bach meine Rettung sein – ich brauchte ihm bloß zu folgen. Er führte direkt Richtung See, und es verlief auch kein Weg mehr am Ufer, also würde man hier vielleicht nicht nach mir suchen.
    Ich watete über Steine, Äste und durch Matsch, die Hände immer vor mir, falls ich ausrutschte.
    Das Wasser wurde wilder, je steiler das Gefälle wurde, und bahnte sich seinen Weg bald durch enge Spalten und unter Felsen hindurch. An einer scharfen Kannte riss ich mir die Shorts auf. Meine Flucht glich immer mehr einem Hopsen mit ausgestreckten Händen.
    Dann verbreiterte sich der Bach und fiel über ein paar Sandsteinstufen nach unten. Ich kletterte, kam auf dem glatten Stein aber ins Rutschen, kippte nach rechts, stieß mich noch in die andere Richtung, verlor meinen Halt und stürzte kopfüber ins Becken unter mir. Als ich den Kopf wieder aus dem Wasser streckte, hatten sich mein Hals schon verschlossen und meine Kiemen die Arbeit übernommen. Hustend zwang ich sie dazu, sich wieder zu schließen. Der Krampf in meiner Seite wurde schlimmer.
    Vor mir zwischen den Bäumen sah ich das Glitzern des Sees – fast geschafft. Ich stolperte aus dem Wasser, gegen einen Baum, sah Sternchen und fiel beinahe um. Nichts funktionierte mehr.
    Dann taumelte ich auf einen Felsvorsprung hinaus. Der See lag bloß einen Meter unter mir. Mit letzter Kraft warf ich mich hinein.
    Ich ließ mich sinken, leerte meine Lungen und ent spannte mich. Der Krampf löste sich, meine Kiemen began nen zu flattern. Wasser strömte durch meinen Mund und kühlte meine brennenden Muskeln. Mein Bauch strich sanft über algenbewachsene Felsen, dann machte ich ein paar Schwimmzüge vom Ufer weg, zog Shirt und Schuhe aus und quetschte sie unter einen Felsen am Grund des Sees, wo sie meine Flucht nicht verrieten. Dann tauchte ich wieder auf, um mich zu orientieren.
    Ich befand mich auf der anderen Seite der Bucht. Zu meiner Linken lag das Bootshaus, vor mir das Floß, dahinter der verlassene Schwimmsteg.
    »So, jetzt willst du dich wohl aus dem Staub machen?«
    Ich wirbelte herum. Auf den Felsen stand Lilly, die Hände in den Hüften. Sie trug wieder ihr grünes Oberteil und die roten Shorts und war etwas außer Atem. Neben ihr tauchten Marco und Aliah auf. Lillys Gesicht verriet keine Regung, daher war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich wütend auf mich war.
    Ich öffnete meinen Hals, um es ihr zu erklären. »Ich …«
    Sie verdrehte die Augen. »Ich mach doch bloß Spaß!« Sie lächelte flüchtig. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    Ich betastete meinen geschwollenen Kiefer. »Evan.«
    »Dieser …« Sie blickte böse, führte es aber nicht weiter aus. »Und die anderen, das waren Nomaden, oder?«
    »Ja.«
    »Wir haben nur das Nachspiel davon mitgekriegt. Geht’s dir gut?«
    »Schon, aber …« Ich schaute an ihr vorbei Richtung Wald. »Ich muss verschwinden, sonst finden sie mich.«
    »Ich dachte, sie sind alle tot«, warf Marco ein.
    »Nicht die Nomaden – Paul und die Sicherheitskräfte.«
    »Du willst zum Tempel, nicht wahr?«, fragte Lilly.
    Ich nickte. »Die Nomaden haben darüber geredet. Sie haben ein Team zum Tempel geschickt, um …« Ich

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