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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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mir.
    Die Sirene war einer der Gründe. Die Toten, die Sirene, die Kiemen … Ich schnellte herum, folgte Lilly und hielt in der Tiefe des Sees nach der Sirene Ausschau. ›Kannst du sie sehen?‹, fragte ich Lilly, als ich sie eingeholt hatte.
    ›Noch nicht …‹
    ›Da!‹ Ich zeigte nach rechts, und tatsächlich – eine glitzernde Erscheinung.
    ›Oh ja … jetzt sehe ich sie‹, sagte Lilly. ›Schwimm du voran, O!‹
    Ich legte mich ins Zeug. Knapp unterhalb der letzten Sonnenstrahlen schwammen wir über das Schiffswrack und hinaus in den offenen See.
    Das Älteste wird wieder neu. Das Verborgene soll enthüllt werden. Die Wahren gedenken der Geheimnisse. Die Sirene hielt ihren Vorsprung, blieb immer gerade noch in Sichtweite, bis wir die Aquinara erreichten, wo der Felsengrund der Betonmauer entgegenstrebte und die großen Düsen ihren ewigen Dienst verrichteten.
    Die Sirene glitt zwischen die schwarzen Felsen am Grund des Sees.
    Wir tauchten tiefer und folgten ihr.
    Komm nach Hause, Lük.
    Wieder begann mich weißes Licht zu blenden, als ob die Vision der Stadt und des Kristallschädels durch die Nähe zu dem, was auch immer sich dort unten befand, ausgelöst würde. Abermals setzten sich die Bilder zusammen, wie ein Download in meinem Verstand – die Pyramide, der Aschehimmel, die Jungen und das Mädchen auf ihren Kissen, Klingen an den Kehlen –, doch diesmal konzentrierte ich mich auf das Wasser und die Felsen, auf Lilly, das Blau der Sirene und kämpfte die Vision zurück.
    Etwas dehnte sich, neue Räume schienen sich in meinem Kopf aufzutun, und dann konnte ich beides gleichzeitig sehen. Es war, als hätte ich zwei Ebenen vor meinem geistigen Auge, zwischen denen ich hin- und herwechseln konnte: An der Oberfläche meines Bewusstseins war der See. Doch tiefer in mir war der Junge, Lük, vor sich den Schädel, zu sterben bereit.
    Nicht zu sterben , verbesserte mich die Sirene, als sähe sie dasselbe Bild. Sondern sich zu verwandeln. Entfalten.
    Der Druck nahm zu, je tiefer wir kamen. Ich spürte ihn in den Ohren, den Nebenhöhlen. Trotzdem kämpfte ich mich immer tiefer durch die Wirbel des ein- und ausströ menden Wassers der Aquinara, das mich mitreißen wollte.
    Dann waren wir unter der Strömung durch, zwischen den Schatten und den von braunem Schlick bedeckten Felsen am Grund des Sees. Vor uns lag die dunkle Spalte, in der das blasse Licht der Sirene schimmerte. Lilly war zu meiner Linken und blickte suchend um sich, als hätte sie das Licht aus den Augen verloren. ›Hier drüben!‹, rief ich.
    Ich schwamm in die Öffnung. Von oben hatte es wie eine natürliche Felsspalte gewirkt, doch von hier unten sah es eher nach einem künstlich geschaffenen Einlass, fast einem Stollen aus. Die Kanten waren grob, wie von Hand gemeißelt. Das Licht der Sirene wartete hinter einer Biegung ein paar Meter weiter.
    ›Da sollen wir rein?‹, vergewisserte sich Lilly.
    Ich spähte in den Stollen, wo das geisterhafte Licht mich lockte.
    Komm nach Hause, Lük.
    Ich blickte tiefer in meinen Verstand, sah den Jungen, dem man die Kehle durchschnitt, und wie seine Welt in weißem Licht verging. Dann richtete ich den Blick wieder auf die Welt des Wassers.
    ›Ja‹, sagte ich. ›Wir sollen.‹

16

    Ich schwamm in den Stollen. Abgesehen von der Sirene war es dunkel. In ihrem blauen Licht schimmerten die massigen, länglichen Schatten eines Zombiekoi-Schwarms, der wie ein Wachbataillon im Eingang schwebte. Also mussten wir uns zwischen ihren fetten Körpern hindurchzwängen. Wie wir uns da an ihren klammen Schuppen entlangschoben, rechnete ich jeden Moment damit, dass sie über uns herfallen und uns in Stücke reißen würden, um die Geheimnisse dieses Orts zu wahren. Doch sie starrten uns nur verständnislos an.
    ›Ich hasse diese Viecher‹, sagte ich.
    ›Sie sind schon extrem eklig.‹
    Wir erreichten die Biegung. Die Sirene war schon wieder weit voraus, und als wir uns ihr näherten, verschwand sie nach oben außer Sicht.
    ›Ein Minenschacht‹, sagte Lilly. Sie war kaum noch zu erkennen im Dunkeln. ›In dem Allianzsender hieß es, dass Eden West ganz in der Nähe einer alten Kupfermine liegt.‹
    ›Paul hat auch so was erzählt. Dass noch vor den Wikingern jemand hier war.‹
    Der Stollen endete an einer glatten Wand. Über uns öffnete sich der runde Schacht, durch den die Sirene verschwunden war. Ich stieß mich vom Boden ab und stieg auf. In der Wand gab es ein paar Kerben, wie die Sprossen einer

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