Die Erben von Hammerfell - 5
können die Leute im Turm von Tramontana erreichen, und diese werden wissen, was in den Bergen vor sich geht. Alle Bewahrer stehen miteinander in Verbindung.«
»Schickt auch nach Floria, Verwandte«, riet Gavin. »Sie wird wissen wollen, was ihrem versprochenen Gatten zugestoßen ist.
»Ja, natürlich.« Erminie widmete sich wieder ihrem Sternenstein. Dann verkündete sie: »Sie werden kommen.«
»Diese Verzögerung gefällt mir nicht. Ich denke, ich breche lieber sofort auf«, sagte Conn.
Erminie schüttelte energisch den Kopf. »Solche Hast wäre nicht gut. Wenn du gehen mußt, solltest du besser genau Bescheid wissen, was sich dort abspielt. Andernfalls könntest du in eine von Storn aufgestellte Falle laufen – wie es dein Bruder Alaric lange vor deiner Geburt getan hat.«
»Wenn so etwas zu befürchten ist«, ergriff Gavin jetzt das Wort, »soll er den gefährlichen Ritt nicht allein unternehmen. Ich schwöre, daß ich auf Leben und Tod an seiner Seite sein werde.«
Erminie, so bewegt, daß sie keine Wort fand, umarmte Gavin und gleichzeitig Conn. So standen sie, bis Kupfer den Kopf hob und bellte. Im Flur waren Schritte zu hören. Fiona und Renata in ihrer roten Robe traten ein; Edric Elhalyn folgte ein kleines Stück hinter ihnen.
»Du hast mich gerufen, Verwandte, und ich bin sofort gekommen.« Er eilte auf Erminie zu.
Renata sagte mit der heiseren, geschlechtslosen Stimme der emmasca: »Erzähl uns, was geschehen ist, meine Liebe.«
Conn berichtete rasch. Edric runzelte die Stirn und meinte: »Davon sollte König Aidan sofort Kenntnis erhalten.«
Renata wehrte ab: »Auf keinen Fall! Seine Gnaden hat zur Zeit genug eigene Probleme und kann nicht auch noch mit denen von Hammerfell belastet werden.«
»Dann ist Antonella tot?« fragte Gavin. »Ich hatte gehört, sie sei auf dem Weg der Besserung.«
»Bis gestern abend hat das auch gestimmt«, berichtete Floria. »In der Nacht holte man mich, um sie zu überwachen; es war ein weiteres Blutgefäß in ihrem Gehirn geplatzt. Sie wird nicht sterben, aber sie kann nicht sprechen, und ihre ganze rechte Seite ist gelähmt.«
»Ach, die Arme«, sagte Renata bedauernd. »Sie ist zu jedem gut gewesen, und Aidan wird sie schwer vermissen. Natürlich muß er bei ihr bleiben, solange seine Gegenwart ihr noch ein bißchen Trost spendet.«
»Ich sollte auch bei ihr sein.« Floria hatte ein schlechtes Gewissen. »Vielleicht können Fürsorge und ständige Überwachung einen zweiten Schlaganfall – der höchstwahrscheinlich ihren Tod bedeuten würde – verhindern.«
»Dann ist es meine Pflicht, zu ihr zu gehen«, sagte Renata. »Ich denke, jetzt ist dein Platz hier, Floria, bei der Mutter deines versprochenen Gatten -« aber sie sah dabei Conn an »- und dein Vater wird damit bestimmt einverstanden sein. Erminie braucht dich, und ich werde bei Ihrer Gnaden bleiben. Ich bin Überwacherin gewesen, bevor ich Bewahrerin wurde.«
»Und dein Wissen ist unermeßlich größer als meins«, setzte Floria erleichtert und dankbar hinzu.
Auch Conn fühlte sich zwischen seinem Bruder, der sich in Gefahr befand, und dem König, den er zu lieben begonnen hatte, hin- und hergerissen. Seine Stimme klang gereizt. »Dann teilt uns im Namen aller Götter sofort mit, was meinem Bruder zugestoßen ist.«
Er sah Floria an, und sie erwiderte seinen Blick.
Ich wünsche meinem Bruder nichts Böses, das schwöre ich. Aber wenn er nicht länger zwischen uns steht…
Und ihr antwortender Gedanke: Vielleicht habe ich Alastair nur geliebt, weil ich dich durch ihn gesehen habe …
Sie konnten ihre Gefühle nicht länger ignorieren, das war Conn klar. Aber zuerst mußten sie sich um Alastair kümmern.
Noch bevor Renata den Sternenstein hervorgeholt und enthüllt hatte, öffnete sich die Haustür, und Valentin Hastur kam herein. »Ah, Renata, ich hatte gehofft, dich hier zu finden. Du wirst gebraucht; geh sofort zu Seiner Gnaden. Ich werde Lady Erminie und ihren Söhnen zur Seite stehen – schließlich sollen sie meine Stiefsöhne werden.«
Renata nickte und eilte hinaus. Erminie errötete, dann blickte sie Valentin kurz an und lächelte.
Ich bin so froh, daß du hier bist, Verwandter. Du kommst immer, wenn ich in höchster Not bin.
Conn dachte: Ich freue mich für sie. Sie wurde mit meinem Vater verheiratet, fast noch bevor sie ihre Puppen weggeräumt hatte, und all diese Jahre hat sie allein gelebt und nur an das Wohlergehen meines Bruders gedacht. Es ist Zeit, daß jemand als erstes daran denkt, sie
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