Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
allein sind nicht nach meinem Geschmack. Nur…«
»Alastair ist fort, und er ist mein versprochener Gatte«, sagte Floria. »Und Conn ist fort…« Sie brach ab, unfähig,die richtige Formulierung zu finden. Erminie wußte jedoch, was sie meinte, und gab ihr ein Zeichen, zu schweigen.
»Sogar die Hunde sind fort.« Erminie versuchte, einen Scherz daraus zu machen. »Warum sollten wir allein hierbleiben? Aber ich weiß nicht – bist du jemals so weit geritten?«
»Nein«, gestand Floria. »Trotzdem bin ich eine gute Reiterin; ich werde Euch nicht aufhalten. Und Gavin hat versprochen, uns zu begleiten.«
»Wenn ihr erlaubt…« Gavin Delleray kam ins Zimmer. Bei seinem Anblick mußte Erminie lachen.
»Du darfst mich gern begleiten, mein lieber Junge, aber nicht in dieser Aufmachung! Geh und hol dir haltbare, vernünftige Reitkleidung aus Conns Zimmer.«
»Wie Ihr wünscht«, antwortete Gavin lässig, »obwohl ich gestehen muß, daß ich gehofft hatte, die neueste Mode in die Berge zu bringen, wo niemand auch nur das geringste über den richtigen Zuschnitt eines Mantels weiß.« Er ging und kehrte schnell in Lederjacke, Reithose und einem Paar von Conns Stiefeln zurück.
»Ich hoffe nur, keiner meiner Freunde vom Hof sieht mich in dieser Grenzreiter-Aufmachung«, murrte er. »Ich würde bis an mein Lebensende darunter zu leiden haben.«
»Es ist eine lange Reise, und sie ist nicht einfach für jemanden, der nicht in den Bergen geboren ist«, warnte Erminie. Aber Floria und Gavin ließen sich nicht entmutigen, und so ging sie ihnen zu den Ställen voraus. Floria hatte ihr bestes Pferd mitgebracht. Die Frauen zogen Reitröcke und schwere Mäntel an, denn obwohl es in den Straßen der Stadt warm war, wußte Erminie, daß es in dem höhergelegenen Land im Norden bitterkalt sein würde. Dann ritten sie dem nördlichen Stadttor zu.
Am ersten Tag der Reise war es mild und sonnig. Sie schliefen in einem ruhigen Gasthof und aßen gekochte Speisen, um das getrocknete Reisebrot und die anderen Vorräte zu schonen. Die Frauen waren froh über Gavins Gesellschaft. Er bestand darauf, ihnen vorzusingen, ehe sie zu Bett gingen, als sei er ein einfacher Musikant. Der nächste Morgen war kalt und grau, und sie waren noch keine Stunde geritten, als es heftig zu regnen begann.
Schweigend ging es immer weiter nordwärts. Die beiden Frauen hingen ihren Gedanken nach. Floria dachte voller Kummer an ihren versprochenen Gatten, der verletzt oder tot in Storns Burg lag, und sehnte sich schuldbewußt nach Conn. Erminie durchlebte wehmütig von neuem die Ereignisse ihrer Ehe, die lange in ihrem Gedächtnis geschlummert hatten. Plötzlich ertappte sie sich dabei, daß sie die junge Frau um ihre leidenschaftliche Liebe beneidete. Eine solche Liebe hatte sie, die so jung mit einem älteren Mann verheiratet worden war, nie kennengelernt, so gut er auch zu ihr gewesen war. Sie hatte sie nie richtig vermißt, bis sie jetzt erfuhr – traurigerweise nur aus zweiter Hand -, was junge Liebe bedeuten kann. Sie hatte Valentin gern, doch sie sagte sich, eine zweite Ehe mochte in ihrem Alter wohl Gesellschaft und sogar Glück bringen – aber kaum diese Art von Liebe.
Gavin ritt mit ihnen und wußte nicht recht, warum er darauf bestanden hatte, das Abenteuer zu teilen. Alastair war ein Verwandter und ein alter Freund, und er hatte sich schnell auch mit Conn angefreundet. Doch war das Grund genug, sich unaufgefordert in eine solche Gefahr zu stürzen? Er redete sich zu, die Geschichte der Zwillingserben von Hammerfell werde vielleicht Stoff für eine Ballade geben, und kam zu dem Schluß, es müsse einfach das Wirken des Schicksals sein. Er hatte nie an das Schicksal geglaubt, aber anders konnte er sich nicht erklären, warum er den Drang empfand, an dieser verzweifelten Mission teilzunehmen.
Sie durchquerten den Gebirgspaß und kamen höher hinauf. Der Regen wurde schwerer und kälter. Am späten Nachmittag des dritten Tages mischte sich Schnee hinein. Der Wind trieb ihnen Eisnadeln ins Gesicht, und für die Pferde war es ein mühsames Gehen auf dem vereisten Untergrund.
Bei dem schlüpfrigen Boden und den verwirrenden schmalen Pfaden gelang es Erminie kaum, den Weg zu finden, den sie ein einziges Mal – und das in entgegengesetzter Richtung – zurückgelegt hatte. Noch vor dem Abend stiegen Befürchtungen in ihr auf, daß sie sich verirrt hatten. Sie versuchte eine telepathische Verbindung mit Conn herzustellen, um zu erfahren, welchen Weg er genommen

Weitere Kostenlose Bücher