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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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hätte er im Südsektor einen neuen Kompressor entgegennehmen sollen, während sie selbst einer mittäglichen Besprechung beiwohnte. Ein Gefühl der Verunsicherung überkam sie. Der New Yorker Vertreter der Textilfabrik, mit der Toliver Farms seit Jahren Geschäfte machte, war ohne Vertrag, aber aufgrund ihrer langen Verbindung immerhin mit einer Entschuldigung erschienen.
    »Was ist los, Ron?«, rief Rachel, als sie aus dem Wagen stieg. Seine Körpersprache verriet ihr, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Möglicherweise nichts«, antwortete er in seinem westtexanischen Tonfall. »Aber als ich wegen der Rechnung im Büro war, hat Amos Hines angerufen. Er klang aufgeregt. Sie sollen sich so bald wie möglich bei ihm melden. Ich hab mir gedacht, ich bleib mal lieber hier … für den Fall, dass es schlechte Nachrichten gibt. Buster kümmert sich um die Lieferung.«
    Rachel drückte im Vorbeihasten seinen Arm. »Ist Amos in seinem Büro?«
    »Nein, im Haus von einem gewissen Percy Warwick. Der Zettel mit der Nummer liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
    Im Büro ließ Rachel die Handtasche fallen und griff zum Telefonhörer. Wenn Percy etwas zugestoßen wäre, würde sie sofort zu ihrer Großtante fliegen. Tante Mary fiele es bestimmt sehr schwer, sich an ein Leben ohne ihn zu gewöhnen.
    Amos ging beim ersten Klingeln ran. »Rachel?«
    »Ja, Amos. Was ist passiert?« Sie hielt den Atem an und sah Ron an.
    »Rachel, ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten. Es
geht um Mary. Sie ist vor ein paar Stunden unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben.«
    Rachel war wie vom Blitz getroffen. Ron rückte ihr den Stuhl heran. »Amos …«
    »Meine Liebe, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut.«
    »Wo war sie? Wo ist es passiert?«
    »Auf ihrer Veranda, so gegen eins. Sie war vorher in der Stadt und hat sich auf einen Verandasessel gesetzt. Als Sassie sie gefunden hat, war es schon zu spät.«
    »Hat sie irgendwas gesagt?«
    »Laut Sassie, dass sie unbedingt in den Speicher will. Zuvor hat sie Henry raufgeschickt, um einen alten Koffer aufzuschließen. Offenbar wollte sie was rausholen. Und ganz am Schluss hat sie deinen Namen gerufen.«
    Rachels Augen wurden feucht. Ron holte wortlos Papiertaschentücher vom Beistelltischchen und schob sie ihr hin.
    »Meine Liebe«, sagte Amos. »Gibt es irgendjemanden, der dir Gesellschaft leisten könnte?«
    Sie presste ein Taschentuch an ihre Augen. Amos wusste um ihr angespanntes Verhältnis zu ihrer Familie, die ihr in dieser Situation vermutlich keinen Trost spenden würde. »Ja, mein Vormann ist hier, und meine Sekretärin Danielle. Ich komm schon klar. Gott sei Dank kannst du mit Matt Percy beistehen. Wie geht’s ihm?«
    »Nicht sonderlich gut. Matt hat ihn nach oben geschickt, zum Ausruhen. Aber ich soll schöne Grüße von ihm ausrichten. Und von Matt soll ich dir sagen, dass du jederzeit auf ihn zählen kannst, wenn du in Howbutker bist.«
    Matt … Sein Name rief tröstliche Erinnerungen wach. Sie hatte ihn seit ihrer Teenagerzeit nicht mehr gesehen, als sie sich an seiner Schulter ausweinte. »Auf das Angebot komme ich gern zurück. Und du, Amos? Wie geht’s dir?«
    Amos schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich bin am Boden zerstört … besonders deinetwegen.«
    Der treusorgende Amos, dachte sie, und versuchte weitere Tränen zu unterdrücken. »Ich komme zurecht«, versicherte sie ihm. »Auch wenn’s ein bisschen dauert. Tante Mary hat immer gesagt, der einzige Nutzen der Zeit bestehe darin, über schlechte Zeiten hinwegzukommen.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass sie diesen Zweck tatsächlich erfüllt«, meinte er und räusperte sich laut und vernehmlich. »Weißt du schon, wann genau du eintriffst? Ich könnte einige Termine für dich organisieren – zum Beispiel beim Bestattungsunternehmen und beim Floristen. Das Flugzeug steht vollgetankt bereit. Mary wollte morgen zu dir fliegen.«
    Die Überraschung ließ den Tränenstrom vorübergehend versiegen. »Das wusste ich nicht.«
    »Dann ist sie leider gestorben, bevor sie es dir mitteilen konnte. Sie hat mir heute Morgen in meinem Büro von dem geplanten Besuch erzählt.«
    »Du hast sie heute gesehen? Wie schön für dich, Amos. Ich wünschte, sie hätte es noch hierhergeschafft. Hat sie erwähnt, warum sie kommen wollte? Typisch waren solche Überraschungsbesuche nicht gerade für sie.«
    »Ich glaube, es ging um irgendwelche Veränderungen. Sicher weiß ich nur Folgendes: Sie hat gesagt, dass sie

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