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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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dich liebt.«
    Rachel schloss die Augen. Wie untypisch für ihre Großtante. Hatte sie geahnt, wie krank sie war? »Hat sie dir von Herzproblemen erzählt?«
    »Nein, Rachel. Es kam für uns alle überraschend. Aber zurück zu der Frage, wann du hier bist …«
    »Ich versuche, es bis zehn Uhr vormittags zu schaffen«, antwortete Rachel. »Und ich bin dir sehr dankbar, wenn du
die erwähnten Dinge für mich organisierst. Ich weiß nicht, ob ich meine Mutter und meinen Bruder überreden kann, mich und Daddy zu begleiten, aber würdest du Sassie bitte vorwarnen, dass sie möglicherweise noch ein Gästezimmer herrichten muss?«
    Kurzes Schweigen. »Es wäre sinnvoll, wenn du wenigstens Jimmy überreden könntest, dich und deinen Vater zu begleiten. Mary hätte sie sicher gern beide bei der Verlesung des Testaments dabeigehabt.«
    »Ich will sehen, was sich machen lässt«, versprach Rachel in der Hoffnung, auch ihre Mutter von der Reise überzeugen zu können. Tante Marys Testament war der Grund für alle ihre Auseinandersetzungen. Die Worte ihrer Mutter klangen Rachel im Ohr: Rachel Toliver, ich werde dir nie verzeihen, wenn deine Großtante alles dir hinterlässt und dein Vater und dein Bruder leer ausgehen!
    »Dann also bis morgen, Rachel«, sagte Amos. »Wenn du mir die genaue Uhrzeit verrätst, hole ich dich vom Flughafen ab.«
    Als Rachel auflegte, beschlich sie das Gefühl, dass Amos ihr etwas verschwiegen hatte. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag schien hinter dem augenfälligen Problem noch mehr zu stecken.
    »Ihre Großtante ist gestorben?«, erkundigte sich Ron mit leiser Stimme, den Hut in der Hand, von einem Stuhl auf der anderen Seite des Zimmers aus.
    »Ja, sie ist tot, Ron. Ein Herzinfarkt, so gegen eins. Jetzt werden Sie sich fürs Erste um alles hier kümmern müssen.«
    »Gern, obwohl ich mir einen anderen Grund gewünscht hätte. Sie wird uns fehlen.«
    Wieder traten ihr Tränen in die Augen. »Sagen Sie Danielle Bescheid, ja? Ich muss gleich los und zuvor noch meine Eltern informieren.«
    Als die Tür sich hinter Ron geschlossen hatte, lauschte Rachel in die merkwürdige Stille hinein, die sich über den Raum gesenkt hatte. Die Stille verursacht ein summendes Geräusch, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, dachte sie, wie eine Fliege in einem leeren Zimmer. Nach einer Weile stand sie auf und ging zum Fenster, um in die Sonne hinauszuschauen, bevor sie den Telefonhörer in die Hand nahm. Früher war die Nummer, die sie nun wählte, ihre Verbindung zur Heimat gewesen, eine Art Nabelschnur zu Verständnis und Liebe. Vor Tante Mary. Vor Somerset.

ZWEIUNDDREISSIG
    G roßvater?«, fragte Matt leise, bevor er an die Tür zu Percys Zimmer klopfte.
    »Komm rein, Junge. Ich bin wach.«
    Als Matt eintrat, sah er Percy nach vorn gebeugt auf seinem Sessel sitzen. Erholt wirkte er trotz seines Schläfchens nicht, und seine rot geränderten Augen und die Tränensäcke darunter zeugten von einer Trauer, die größer war, als bei einer alten Freundin und Nachbarin zu erwarten. Matts Brust zog sich zusammen wie immer, wenn ihm bewusst wurde, dass für seinen Großvater das Ende seiner Tage nahte. Er rückte einen Stuhl heran. »Rachel hat gerade Amos zurückgerufen. Savannah kocht ihm was. Er hat noch nichts gegessen.«
    »Aber Johnny Walker Red getrunken, dem Geruch nach zu urteilen«, bemerkte Percy. »Das sieht Amos überhaupt nicht ähnlich.«
    »Vielleicht hat er sich nach deinem Anruf tatsächlich einen Schluck genehmigt. Wie ich hatte er Mary nur ein paar Stunden vor ihrem Tod gesprochen. Man sieht ihm an, dass ihm das alles sehr zu Herzen geht.«
    »Ja, sie waren eng befreundet. Amos war sogar ein wenig verliebt in sie, als er damals als junger Mann nach Howbutker kam. Ich weiß nicht, ob Mary das gemerkt hat. Aber welcher Mann wäre nicht in Mary verliebt gewesen?«
    Matt konnte es sich nicht verkneifen zu fragen: »Auch du?«
    Percy hob die dunklen Brauen und betrachtete ihn mit seinen grauen Augen, die an guten Tagen immer noch erstaunlich klar und wach wirkten. »Warum willst du das wissen?«
    Matt zupfte an seinem Ohrläppchen, wie immer, wenn er bedauerte, etwas gesagt zu haben. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich Mary bei der alten Ulme neben der Statue des heiligen Franziskus begegnet bin. Sie war verwirrt und hat Selbstgespräche geführt.«
    »Tatsächlich?« Die blutunterlaufenen Augen begannen zu leuchten. »Und was hat sie gesagt?«
    »Nun …« Matt wand sich unter dem kritischen Blick

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