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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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redeten sie.
    »Ich liebe sie, Mutter, und sie liebt mich.«
    »Offenbar ist ihre Liebe zu dir nicht so groß wie die zu Somerset und die deine zu ihr nicht so groß wie dein Stolz.«
    »Vergiss meinen Stolz. Der ist das Opfer nicht wert.«
    »Trotzdem wäre es für einen Mann sehr schwierig, mit einer Frau zusammen zu sein, die ihren Familiennamen und ihre Interessen über die seinen stellt. Am Anfang könnte er sich vielleicht noch damit abfinden, aber im Lauf der Zeit … wenn die Leidenschaft erlischt …«
    »Ich hätte mit ihrer Besessenheit leben können, und unsere Leidenschaft wäre nie erloschen.«
    Beatrice seufzte und schwieg. Ihre Miene verriet Percy, dass sie ihm insgeheim beipflichtete.
    »Wahrscheinlich kennt die ganze Stadt den Grund für Marys und Ollies Heirat, oder?«
    Beatrice nahm die Suppenschale vom Tisch. »Bestimmt glauben alle, dass Mary Ollie geheiratet hat, um Somerset zu retten.«
    »Und was meinst du ?«
    »Es war dumm von dir wegzugehen, mein Junge. Sie hätte dich gebraucht. Es blieb ihr doch nichts anderes übrig, als sich an Ollie zu wenden, weil sie dachte, du hättest sie im Stich gelassen. Sie war allein. Und Ollie war da …«
    Percy wölbte die Finger um sein Gesicht. »Mein Gott, Mutter. Wie soll ich bloß damit fertig werden?«
    Beatrice legte die Hand auf seinen Blondschopf wie eine segnende Priesterin. »Du musst sie genauso innig lieben wie eh und je, Percy, aber jetzt als Einheit. Das wird dein Geschenk an sie sein. Bei ihrer Rückkehr erwarten sie deine Vergebung, die du ihnen gewähren wirst, aufrichtig, wie eine weiße Rose. Und dir selbst musst du auch verzeihen.«
    »Wie soll ich das?«, fragte Percy weinend.
    Beatrice tupfte ihm sanft die Tränen weg. »Indem du dir vor Augen führst, dass du das, was du nicht ändern kannst, akzeptieren musst. Dadurch wirst du – besonders wenn die beiden glücklich miteinander sind – die Würde finden, dir selbst zu vergeben.«
    Getröstet durch die Worte seiner Mutter, trank Percy eine weitere Tasse Kaffee, bevor er die Hütte aufräumte, in die frische Kleidung schlüpfte und sie nach Hause begleitete. Am Nachmittag überraschte er dann, tadellos gekleidet und ordentlich rasiert, seinen Vater in dessen Büro in der Warwick Lumber Company.
    Jeremy freute sich über seine Heimkehr, und sein Stolz war ihm deutlich anzusehen. Sein Sohn hatte die Feuerprobe bestanden, sagte sein Verhalten, als sie die Runde beim Personal
machten. Durch Krieg und Verlust gestählt, war er nun ein Mann, auf den man zählen konnte, das wurde seinem Vater endgültig klar, als Percy einen Stapel Unterlagen auf den Schreibtisch legte.
    »Wenn du die gelesen hast«, sagte Percy, »wirst du mir zustimmen, dass es an der Zeit ist, unser Engagement in Kanada auszuweiten.«

VIERUNDDREISSIG
    I m November erfuhr Percy von Marys Schwangerschaft. Der normalerweise so beherrschte Abel DuMont eilte zur Abendessenszeit die Stufen von Warwick Hall hinauf, klingelte Sturm und verkündete dem erschrockenen Hausmädchen, das die Tür öffnete, dass er bald Großvater sein würde. Man stelle sich vor: Großvater!
    Am nächsten Abend improvisierte er eine Feier in seinem Haus, bei der es Zigarren und Champagner gab. Percy ertrug seinen Enthusiasmus eine Weile und verließ das Fest dann dankbar dafür, dass seine Mutter sich eine Entschuldigung für ihn ausgedacht hatte.
    Wenige Tage später wurde er sechsundzwanzig. Er wollte seinen Geburtstag nicht feiern und verbrachte ihn damit, neue Wälder zu inspizieren. Der wunderbare Herbst, dessen sich die Bewohner von East Texas üblicherweise erfreuen konnten, schmolz in Regenfällen dahin, die den ganzen Dezember andauerten und Percys Gefühl seines unwiederbringlichen Verlusts verstärkten.
    »Du solltest mehr unter die Leute gehen«, riet Beatrice ihm. »Du arbeitest zu viel.«
    »Und mit wem, Mutter? In Howbutker wimmelt es nicht gerade von alleinstehenden jungen Frauen.«
    Mit dieser Bemerkung wollte er ihre Sorge zerstreuen, dass Mary sein Vertrauen in das andere Geschlecht ein für alle Mal zerstört hatte, auch wenn sie mit dieser Vermutung nicht allzu weit danebenlag. Seit der Pubertät, in der die junge, sympathische
Witwe des Chorleiters ihn in die Freuden der Sexualität eingeweiht hatte, war der Geschlechtsakt für ihn ein Ausdruck der Zuneigung gewesen. Erst mit Mary hatte er ihn als die gegenseitige körperliche Hingabe zweier Liebender kennengelernt. Wie konnte er nach Mary noch eine andere Frau

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