Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
Wallung bringen konnte? Was für ein Schock das für dieses verlogene Miststück gewesen sein muss!« Lucy sank lachend auf die Knie, den Saum ihres Satinabendkleids um sich herum. Kurz darauf verwandelte sich das Lachen in hysterisches Schluchzen. »Wie sie sich wohl gefühlt hat, als ihr klar wurde, dass sie mit so wenig Vergnügen schwanger geworden ist? Was für ein Witz!«
Nun reichte es Percy. Seine letzten Gefühle für sie schwanden unwiederbringlich. Er packte Lucy am Oberteil ihres Satinkleids und zog sie zu sich heran. Mitleid dieser kleinen Hexe mit seiner Mary, deren Verluste genauso groß waren wie die seinen, würde er nicht zulassen.
Ohne dem Blick ihrer blauen Augen auszuweichen, erklärte er: »Lass mich deine Frage beantworten, meine Liebe: Ich hab ihn nicht nur oben behalten, sondern sie dabei sogar hochgehoben und zum Bett getragen.«
Lucy versuchte sich aus seinem Griff zu winden und holte zu einer Ohrfeige aus, doch Percy packte ihr Handgelenk so fest, dass sie vor Schmerz aufschrie. »Du bist abscheulich im Bett, Lucy, wie eine rollige Katze. Deshalb krieg ich ihn bei dir nicht richtig hoch. Du hast keine Geheimnisse, keine Zärtlichkeit, keine Sensibilität. Dein Schweiß fühlt sich an wie Eiter, und dein Geruch steigt von deinem Körper auf wie Hitze von Steinen. Ich würde meinen Schwanz lieber in einen Schweinerüssel stecken als in deine Möse. Erklärt das, warum ich nicht mit dir schlafen will?«
Percy schob sie von sich weg. Lucy, die fast das Gleichgewicht verlor, sah ihn ungläubig an. »Du lügst! Du lügst!«
»Die einzige Lüge, zu der ich mich bekennen muss, ist die, dich in dem Glauben gelassen zu haben, dass ich an allem schuld bin.«
»Das kaufe ich dir nicht ab.«
»Was, Lucy? Dass ich bei Mary keine Erektionsprobleme hatte oder dass du im Bett widerlich bist?«
Sie wandte sich von ihm ab und schlug die Hände vors Gesicht. Jetzt war wohl der richtige Zeitpunkt, die Tränen, Verletzungen und Anschuldigungen hinter sich zu bringen, dachte Percy. »Lucy, ich will die Scheidung. Du kannst mit Wyatt gehen, wohin du möchtest. Ich sorge dafür, dass ihr nie Mangel leiden müsst. Es hat keinen Sinn, so weiterzumachen. Ich bin ein schlechter Ehemann und ein noch schlechterer Vater. Wir sollten versuchen, den Schaden zu begrenzen und unser Leben einigermaßen vernünftig weiterzuführen.«
Lucy ließ die Hände sinken und wandte sich ihm wieder zu. Das Oberteil ihres Kleids war zerrissen, ihr Gesicht mit Mascara verschmiert, und an ihrem Handgelenk zeichneten sich die Abdrücke von Percys Fingern ab. »Einfach so? Du würdest so mir nichts, dir nichts aus Wyatts Leben treten?«
»Es wäre besser für ihn. Für uns alle.«
»Und was machst du, wenn du uns los bist? Versuchst du dann, Mary und deinen Sohn zurückzugewinnen?«
»Du solltest mich besser kennen.«
»Nach dem, was zwischen dir und Wyatt passiert ist, habe ich den Eindruck, dich überhaupt nicht zu kennen.«
»Was ich tue, sobald du weg bist, ist meine Sache und sollte deine Entscheidung nicht beeinflussen.«
Lucy begann zu zittern, ihr Gesicht war leichenblass. Um Fassung bemüht, fragte sie: »Warum hast du mich all die Jahre glauben lassen, es läge an dir?«
»Weil ich dir etwas schuldig war, Lucy. Du hast mich aus Liebe geheiratet; ich hingegen habe dich aus dem falschen Grund zur Frau genommen.«
»Aus dem falschen Grund«, wiederholte Lucy mit leiser Stimme. »Mir war von Anfang an klar, dass du mich nicht liebst. Warum hast du mich geheiratet?«
»Ich war einsam, und du hast mir über diese Einsamkeit hinweggeholfen – damals.«
Lucy versuchte zu lachen. »Mein Gott, was sind wir doch für traurige Gestalten! Man stelle sich das vor: Der große, gutaussehende, beliebte, wohlhabende Percy Warwick – einsam ! Kaum zu glauben. Warum hast du nicht Mary geheiratet? Sag jetzt nicht, dass sie dumm genug war, Somerset dir vorzuziehen!«
»Somerset nimmt seit jeher den ersten Platz in Marys Herzen ein«, antwortete er ehrlich.
Lucy verzog den Mund. »Und du konntest natürlich nicht zweite Geige spielen. Begehrst du sie immer noch?«
»Ich liebe sie nach wie vor.«
Lucy signalisierte ihm mit einem Blick, dass er keine Lüge wagen durfte. »Schlaft ihr zwei noch miteinander?«
»Natürlich nicht!«, herrschte er sie an. »Ich war seit meiner Abreise nach Kanada nicht mehr mit Mary zusammen.«
Er bedauerte seine Worte, sobald sie heraus waren. Als er Lucys Miene sah, schloss sich eine kalte Faust
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