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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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der »großen Verantwortung«? Bezog er sich auf seine letzten Worte auf dem Sterbebett? Was auch immer du tust, Mary, bewahre das Land mit all deiner Kraft, hatte er ihr ins Ohr geflüstert.
    »Über noch einen Punkt muss ich euch informieren, bevor ich das Testament verlese«, verkündete Emmitt, nahm ein weiteres Dokument zur Hand, reichte es Miles und erklärte: »Es handelt sich um eine Hypothekenvereinbarung. Bevor Vernon von seiner tödlichen Krankheit erfuhr, hatte er sich Geld von der Bank of Boston geliehen und zur Absicherung Somerset beliehen. Das Darlehen diente der Bezahlung auf der Plantage lastender Schulden sowie dem Kauf neuen Grundes zur Bepflanzung mit Baumwolle.«
    Nachdem Miles das Dokument überflogen hatte, hob er den Blick. »Verstehe ich das richtig? Zehn Prozent Zinsen, zehn Jahre lang? Das ist Wucher!«
    »In welcher Welt lebst du, Miles?« Emmitt hob die Hände. »Farmer aus der Gegend zahlen zum Teil das Doppelte für das Privileg, sich bei den Großbanken im Osten verschulden zu dürfen. Hätte er die nächste Ernte als Sicherheit angegeben, wäre ein bedeutend höherer Zinssatz fällig gewesen. Durch die Beleihung des Grundes konnte er das Geld sozusagen billiger bekommen.«
    Mary war entsetzt. Das Land nicht mehr unbelastetes Eigentum der Tolivers? Sie begann die eindringliche Bitte ihres Vaters auf dem Sterbebett zu begreifen. Aber warum hatte er sie an sie gerichtet?
    »Und was ist bei einer Missernte?«, erkundigte sich Miles verärgert. »Im Moment bringt Baumwolle hohe Preise, ja, aber was passiert, wenn die Ernte schlecht ausfällt? Verlieren wir dann die Plantage?«
    Emmitt zuckte mit den Achseln. Marys Blick wanderte vom ernsten Gesicht des Anwalts zum geröteten ihres Bruders, bevor sie sich zum ersten Mal zu Wort meldete. »Die Ernte wird nicht schlecht ausfallen!«, rief sie fast hysterisch aus. »Und die Plantage verlieren wir auch nicht. So etwas darfst du nicht einmal denken, Miles!«
    Miles schlug mit der flachen Hand auf die Armlehne des Stuhls. »Gütiger Gott! Was hat Papa sich nur dabei gedacht, zusätzlichen Grund zu kaufen und damit den eigentlichen Besitz zu gefährden? Und warum hat er uns in Schulden gestürzt für neue Maschinen? Ich hatte ihn bisher für einen umsichtigen Mann gehalten.«
    »Wenn du dich ein bisschen mehr für seine Geschäfte interessiert hättest, Miles, wüsstest du jetzt mehr darüber«, verteidigte Mary ihren Vater. »Es ist nicht fair, Papa Vorwürfe
zu machen für Entscheidungen, an denen du dich nie beteiligen wolltest.«
    Miles wirkte betroffen über ihren Ausbruch. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten stritten sie sich nur selten. Miles war Idealist und sympathisierte mit dem Marxismus sowie dessen Idee, der herrschenden Klasse das Eigentum zu entziehen und es gerechter an die Massen zu verteilen. Er verabscheute das Pachtsystem, wie es im Baumwollgürtel gang und gäbe war, weil es seiner Ansicht nach den armen Pächter zum Leibeigenen des Plantagenbesitzers machte. Sein Vater hätte dem heftig widersprochen und dagegengehalten, dass dieses System, fair umgesetzt, dem Pächter die Freiheit gab, sein eigener Herr zu sein. Mary stimmte ihrem Vater in dieser Hinsicht voll und ganz zu.
    »Miles konnte schlecht an den Entscheidungen eures Vaters teilhaben, Mary Lamb, weil er in den vergangenen vier Jahren im Internat war.« Darlas Schleier bewegte sich leicht, als sie das sagte. »Wenn wir Geld brauchen, verkaufen wir einfach einen Teil von Somerset. Hätte euer Vater gewusst, dass er bald sterben würde, wäre er bestimmt nicht auf die Idee verfallen, zusätzlichen Grund zu erwerben. Er würde sicher verstehen, dass ich versuchen muss, den Schaden wiedergutzumachen, den er eigentlich nicht anrichten wollte. Stimmt’s, Emmitt? Würdest du jetzt bitte das Testament verlesen? Mary sieht sehr blass aus. Ich möchte sie nach Hause bringen.«
    Emmitt nahm das Dokument mit einem weiteren merkwürdigen Blick auf Darla in die Hand und begann laut vorzulesen. Als er fertig war, sahen sie ihn mit großen Augen an. Es hatte ihnen die Sprache verschlagen.
    »Das kann nicht sein«, murmelte Darla schließlich, deren Augen hinter dem Schleier glasig wirkten. »Soll das wirklich heißen, dass Vernon die gesamte Plantage bis auf den schmalen
Streifen entlang des Sabine River Mary hinterlässt? Dass das das Einzige ist, was unser Sohn von seinem Vater erhält? Dass Mary auch das Haus bekommen soll? Und dass ich nichts kriege außer dem Geld auf der

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