Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
Vom Netzwerk:
missgönne euch das Erbe nicht. Zweifelsohne war Tante Mary der Überzeugung, fair zu handeln.«
    Als Alice den Mund aufmachte, packte William sie am Arm, und sie schwieg.
    »Allerdings könnt ihr sicher verstehen, warum ich im Moment nicht in der Lage bin, euch von ganzem Herzen zu gratulieren«, fuhr Rachel fort. »Ohne mich einmischen zu wollen: Heute ist es, finde ich, ziemlich spät für die Heimfahrt, weshalb ich euch raten würde, morgen früh ausgeschlafen aufzubrechen. Ich jedenfalls bleibe über Nacht und kehre morgen nach Lubbock zurück, um … mein Büro zu räumen.« Ihre Eltern und Jimmy traten verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Und, was macht ihr nun?«, fragte Rachel.
    »Wir fahren«, antworteten Jimmy und Alice unisono.
    William bat Rachel mit einem verzweifelten Blick um Verzeihung. »Sieht ganz so aus, als würden wir aufbrechen, Liebes.«
    Bereits eine halbe Stunde später hatten sie ihre Sachen gepackt. »Wir machen irgendwo in einem Motel Halt und rufen dich an«, versprach ihr Vater. »Wir werden nicht versuchen, die Strecke in einer Nacht zurückzulegen.«
    Rachel erwartete die übliche Abschiedsgeste ihrer Mutter,
doch deren Finger blieben am Schulterriemen ihrer Handtasche. »Du glaubst, dass mir nur das Geld wichtig ist, stimmt’s? Ich gebe zu, ich freue mich über die Aussicht, endlich ein angenehmeres Leben zu führen, jedoch mindestens genauso sehr darüber, möglicherweise meine Tochter zurückzubekommen.«
    »Du hast deine Tochter nie verloren, Mama.«
    Mit einer Kopfbewegung dirigierte Alice Rachel von William und Jimmy weg und sagte leise: »Aber du hast nicht immer eine Mama gehabt – das werfen mir diese Toliver-Augen doch vor, oder? Bestimmt kannst du dir jetzt vorstellen, wie mir zumute war, als ich dachte, Tante Mary würde ihr Versprechen deinem Vater gegenüber nicht halten. Wenn du merkst, wie schwer es ist, Tante Mary den Verrat an dir zu verzeihen, begreifst du vielleicht meine Reaktion auf den deinen.«
    Erst nach einer ganzen Weile fragte Rachel: »Hast du mir denn je vergeben?«
    Die Antwort war in Alices kühlem Blick zu lesen: Nein. Ihr Traum hatte sich endlich erfüllt, sagte er, wenn auch nicht mit Rachels Hilfe. »Das spielt keine Rolle mehr«, antwortete Alice. »Vorbei ist vorbei. Ich möchte nur, dass du den Staub dieses Ortes ein für alle Mal abschüttelst und nach Hause kommst, damit wir wieder eine Familie sein können.«
    »Es wäre nicht wie früher, und das weißt du auch, Mama.«
    »Wir könnten es zumindest versuchen, Rachel.«
    »Na schön«, meinte Rachel, nicht sonderlich überzeugt.
    Die drei stiegen in den Wagen. William ließ den Motor an, während Jimmy auf dem Rücksitz die Kopfhörer seines Walkman aufsetzte und Alice das Fenster auf der Beifahrerseite ein Stückchen herunterkurbelte und zum Schutz gegen die blendend tiefstehende Sonne ein Handtuch einklemmte. William unternahm einen letzten Versuch, Rachel umzustimmen, bevor er die Tür schloss. »Komm mit, Liebes, wenigstens eine
Weile. Je eher du dich von diesem Ort löst, desto besser. Was ist dir hier so wichtig, dass du unbedingt bleiben möchtest?«
    »Das werde ich herausfinden, Daddy.«
    Sie sah dem Dodge nach, bis er um eine Kurve gebogen war, und ging dann zu Sassie, die gerade in einem der Gästezimmer das Bett abzog. »Lass gut sein, Sassie«, sagte sie. »Du bist müde. Wie wär’s, wenn du dir den Abend freinimmst und Henry bittest, dich zu deiner Schwester zu fahren? Hier wirst du heute nicht mehr gebraucht.«
    »Sicher, Miss Rachel? Ich hab den Eindruck, Sie könnten mich noch brauchen.« Dass Rachel Matts Anrufe nicht entgegennahm und ihre Familie von der Testamentseröffnung so schnell nach Hause zurückgekehrt war, deutete Sassie offenbar als schlechtes Zeichen. Sassie und Henry würden Mister Amos am folgenden Tag aufsuchen, um die Höhe ihrer Leibrente zu erfahren. Auch sie würden bald schon den Ort verlassen müssen, den sie ihr Leben lang Zuhause genannt hatten.
    Rachel tätschelte lächelnd ihre runde Schulter. »Danke, alles in Ordnung. Ich bin nur erschöpft von den Aufregungen der letzten Tage. Wahrscheinlich täte mir einfach ein bisschen Zeit für mich gut.«
    Sassie löste die Schleife an ihrer Schürze. »Wenn das so ist, hätte ich nichts dagegen, mal aus dem Haus zu kommen. Henry geht’s sicher genauso. Ein Besuch bei seiner Mama würde uns beiden gefallen.«
    »Dann macht das. Sag Henry, er kann die Limousine nehmen. Bleibt, solange ihr

Weitere Kostenlose Bücher