Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
einen Japaner würde er nie arbeiten, hatte
er Danielle gestanden, die das Unternehmen ebenfalls verließ.
»Was soll ich denn noch hier?«, hatte Rachel mit einem unglücklichen Lächeln zurückgefragt. »Zusehen, wie die Toliver-Baumwolle unter fremder Leitung wächst?«
Sie hatte auch das Stadthaus zum Verkauf ausgeschrieben, ihre Habseligkeiten gepackt und ein Lager dafür organisiert. Jetzt, da sie keinen Zugang mehr zu dem Anwesen in der Houston Avenue besaß und ihr Elternhaus in Kermit bald veräußert werden würde, merkte sie, dass es keinen Ort gab, an den sie ihre Sachen schicken konnte. Sie war praktisch obdachlos … jedenfalls fürs Erste.
Rachel sah sich ein letztes Mal im Wohnzimmer um, bevor sie ihre Tasche vom Boden nahm und hinausging. Von ihrem Garten hatte sie sich bereits verabschiedet, der nun von ordentlich gemähtem Rasen bedeckt war und kaum noch erahnen ließ, welch reiche Ernte der Boden früher gebracht hatte.
»Hier hat für dich wohl alles angefangen«, hatte Amos nach der Trauerfeier bemerkt.
»Ja, stimmt«, bestätigte sie und erinnerte sich an die Gartenarbeit und die Gespräche in der Küche, die sie von draußen belauscht hatte.
»Weißt du, er wollte kommen.«
Sie schwieg.
»Percy und ich haben Matt überzeugt, dass … noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Er macht sich schreckliche Sorgen um dich, Rachel, und kann nicht verstehen, warum du ihn nicht sehen oder wenigstens mit ihm telefonieren willst. Offen gestanden, ich auch nicht«, sagte Amos. »Matt trifft keine Schuld. Percy meint, wenn du bereit wärst, nach Howbutker zu kommen und dir Marys Geschichte anzuhören, würdest du ihre Entscheidung verstehen, die sie aus Liebe zu dir gefällt hat.«
»Ach.« Rachel verzog den Mund. »Früher mal hätte ich das vielleicht geglaubt, aber jetzt nicht mehr.«
»Jetzt? Was ist denn vorgefallen?«
»Das wirst du noch früh genug erfahren. Wenn du mich nun entschuldigen würdest – ich muss zu den andern zurück.«
Armer Amos, du sitzt zwischen allen Stühlen , dachte sie, als sie den Motor ihres BMW anließ. Genau wie Matt …
In den vergangenen beiden Monaten hatte sie versucht, nicht an ihn zu denken. Ihre Erinnerung daran, was geschehen war, nachdem sie den Polizisten die Tür geöffnet hatte, blieb vage. Matt hatte versucht, den Arm um sie zu legen, doch sie hatte sich Amos zugewandt. Irgendwie war es ihr gelungen, Carrie Sutherland in Dallas anzurufen, ihre beste Freundin und Zimmergenossin an der Texas A&M, die mit ihrem Privatjet nach Howbutker geflogen und schon zwei Stunden später eingetroffen war. Sie erinnerte sich an Matts verletzten Blick, als sie sich nach oben zurückgezogen hatte, um auf Carrie zu warten, und später in ihrem Schmerz nach unten gerannt war und sich in Carries Arme geflüchtet hatte, nicht in die seinen.
»Es ist besser, wenn du jetzt gehst«, hatte sie zu ihm gesagt.
Er hatte die Hände auf ihre Schultern gelegt und ihr in die Augen gesehen. »Rachel, Opa hat mir alles über das Testament erzählt … dass er Somerset erbt. Wahrscheinlich kann ich nur ahnen, wie verletzt und schockiert du bist, aber ich bin nicht der Feind. Du brauchst mich. Zu zweit lässt sich das besser durchstehen.«
»Da sind noch andere Dinge, die du nicht weißt«, hatte sie mit matter Stimme entgegnet. »Du wirst der Feind werden; dir bleibt keine andere Wahl.«
»Wie bitte?«, hatte er entsetzt gefragt.
»Auf Wiedersehen, Matt.«
In den folgenden Wochen kehrte die Erinnerung in verschwommenen
Fragmenten, durchbrochen von einigen wenigen klaren Momenten, wieder. Das Gespräch mit Carrie während der Heimfahrt von der Identifizierung der Leichen gehörte zu diesen klaren Momenten. In das Schweigen hinein hatte Carrie gefragt: »Könntest du mir verraten, warum du diesem tollen Typen gestern Abend auf der Veranda die Tür vor der Nase zugeschlagen hast?«
»Ich hab sie ihm nicht vor der Nase zugeschlagen. Und nein, ich möchte nicht darüber reden. Falls du an ihm interessiert bist: Meinen Segen hast du.«
»Wirklich nett von dir, meine Liebe, aber ich glaube nicht, dass er sich so einfach von jemandem verschachern lässt. Er ist verrückt nach dir, Rachel. Warum gibst du ihm einen Korb?«
»Ich muss. Wenn ich es jetzt nicht tue, wird alles später noch viel schlimmer.«
»Später?«
»Wenn ich mir das, was mir zusteht, zurückhole.«
Rachels Augen wurden feucht, als sie einen allerletzten Blick auf das Haus und die Straße warf, wo sie
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