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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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ich Ihnen unser tiefstes Beileid für all Ihre Verluste aussprechen«, sagte sie, womit sie eindeutig auch Somerset meinte.
    »Danke, sehr freundlich«, antwortete Rachel in dem gleichmütigen Tonfall, den sie sich zugelegt hatte, um weitere Beileidsbezeigungen abzuwehren.
    »Moment, ich überprüfe den gewünschten Zeitraum.« Nach einigen Minuten, in denen Rachel die Tür nicht aus den Augen ließ, kehrte sie mit einem dicken Band zurück. »Seite 306«, verkündete sie. »Wenn Sie Hilfe brauchen …«
    »Danke, ich komme zurecht. Seite 306.«
    Rachel ging mit dem Band zu einem Tisch und schlug ihn auf. Seite 306 enthüllte, dass Mary Toliver DuMont am 14. Juli 1935 ein Grundstück an Percy Matthew Warwick verkauft hatte. Die Lagebeschreibung stimmte mit der in Vernon Tolivers Testament überein. Der beigefügte Plan definierte die Grenzen des Lands entlang des Sabine River und zeigte, dass es an Somerset angrenzte.
    Sie hob wütend den Blick, einen bitteren Geschmack im Mund. Percy und Tante Mary, Räuber und Betrüger … Sie hatten geschwiegen, während die Lüge Rachels Mutter zerfraß, den Familienfrieden zerstörte und Rachel den Weg nach Hause verbaute. Wie anders alles hätte sein können! Wenn ihr
Vater die Wahrheit gekannt hätte, wären ihre Eltern und ihr kleiner Bruder vielleicht noch am Leben …
    Rachel brachte den Band aufgeschlagen zurück zu der Angestellten und deutete auf die Karte. »Gibt es Aufzeichnungen darüber, ob etwas auf diesem Grund erbaut wurde und wenn ja, was?«
    Die Frau schob ihre Gleitsichtbrille ein wenig hoch, um sich die Karte anzusehen. »Die Steuerdaten würden darüber Auskunft geben, aber die muss ich gar nicht überprüfen. Auf dem Grund befinden sich eine Papiermühle und eine papierverarbeitende Fabrik von Warwick Industries.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Unser Haus liegt ungefähr da.« Die Angestellte deutete auf einen Punkt auf der Karte. »In der Arbeiterwohnsiedlung von Warwick Industries. Mein Mann ist als Vorarbeiter dort beschäftigt.«
    »Ach.«
    Die Frau zog stirnrunzelnd den Finger zurück.
    »Darf ich fragen, warum Sie das recherchieren?«
    »Möglicherweise besteht für mich ein persönliches Interesse an diesem Grund«, antwortete Rachel kühl. »Würden Sie bitte die aktuellen Steuerunterlagen über den Besitz heraussuchen und, wenn Sie schon dabei sind, überprüfen, wann Mary Toliver DuMont die Vormundschaft über William Toliver zugesprochen wurde? Sie dürfte sie im Jahr 1935 beantragt haben.«
    »Diese Dokumente befinden sich im Keller des Archivs; das wird eine Weile dauern.«
    »Gut, ich warte.«
    Die Angestellte entfernte sich mit unsicherem Blick. Rachel bekam es mit der Angst zu tun. Was für ein dummer Zufall, dass ausgerechnet ihr Mann Matts Vorarbeiter war! Angenommen, sie erzählte ihm von Rachels Fragen, und er
informierte Matt? Wenn der sich gerade in der Fabrik aufhielt, brauchte er mindestens eine halbe Stunde in die Stadt. Folglich würde Rachel der Angestellten nicht mehr als zwanzig Minuten Zeit geben, bevor sie hinaus zum Wagen ging.
    Rachel wollte das Amt gerade verlassen, als die Frau zurückkam. »Hier ist eine Kopie der Steuererklärung von 1984«, sagte sie und legte sie auf den Tisch. »Dazu die gerichtliche Bewilligung des Antrags Ihrer Tante auf Vormundschaft. Brauchen Sie sonst noch was?« Sie schaute auf die Uhr über dem Wasserspender. »Ich hätte nämlich jetzt Pause.«
    Rachel warf hastig einen Blick auf das Datum, an dem ihr Vater offiziell Mündel von Tante Mary geworden war: am 7. August 1935. »Leider habe ich tatsächlich noch eine Bitte«, antwortete sie. »Ich hätte gern eine Kopie von Seite 306 und der Karte.«
    Die Angestellte presste die Lippen zusammen. »Das kostet aber was.«
    Rachel öffnete ihre Handtasche. »Sagen Sie, wie viel.«
    Wenige Minuten später verabschiedete sich Rachel mit den fotokopierten Unterlagen. An der Tür sah sie, dass die Frau, wie nicht anders erwartet, bereits den Telefonhörer in der Hand hielt.
     
    »Matt, Curt am Apparat. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber meine Frau hat mich gerade vom Grundbuchamt aus angerufen. Sie sagt, Rachel Toliver war vor ein paar Minuten da.«
    Matt drehte sich auf seinem Stuhl von dem Fenster weg, durch das er zuvor fast eine Stunde lang gestarrt hatte. »Was? Rachel Toliver ist in der Stadt?«
    »Ja. Marie meint, sie hätte sich nach einem Grundstückskaufvertrag erkundigt.«
    »Ist sie noch da?«
    »Sie scheint gerade gegangen zu

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