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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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des Suburban und dank Henry sogar die ungewöhnliche Aufschrift des Nummernschilds: SKY BEE. Rachel war clever vorgegangen und hatte den Wagen ihrer früheren Zimmergenossin genommen. Nachdem Matt dem Sheriff die neuen Informationen durchgegeben hatte, fragte er Henry: »Sie wollte nur die Sachen aus Mister Ollies Militärkoffer?«
    »Ja, Sir. Und ein paar alte Kontenbücher von Miss Marys Bruder, die hier schon weiß Gott wie lange verstaubt sind. Für was anderes hat sie sich nicht interessiert.«
    Beweisstücke für die Gerichtsverhandlung, vermutete Matt.
    »Hat sie deiner Tante Sassie noch irgendwas anderes gesagt?« , fragte Matt.
    Henry schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste …
Doch: Miss Rachel wollte heute Abend nicht mehr dahin zurückfahren, wo sie hergekommen ist. Tante Sassie hat sich Sorgen gemacht, weil’s spät war und Miss Rachel müde ausgeschaut hat, und wir wissen ja alle, was ihrer Familie in einer ähnlichen Situation passiert ist. Sie hat Tante Sassie beruhigt und ihr gesagt, sie hätte in einem Motel irgendwo auf dem Rückweg reserviert.«
    Matt überlegte. »Wo ist euer Telefonbuch, Henry?« Er vermutete, dass Rachel die Nacht in Marshall, einem etwa eine Stunde entfernten Ort, verbringen würde. Als er die Gelben Seiten hatte, ging er die Motel-Einträge in der Gegend durch und begann zu telefonieren. Schon der zweite Versuch erwies sich als erfolgreich. Das Goodnight Inn in Marshall bestätigte, dass tatsächlich ein Zimmer für eine Nacht auf den Namen Rachel Toliver reserviert sei. Matt bedankte sich bei Henry und eilte zum Wagen.
     
    Der alte Mann an der Rezeption des Goodnight Inn in Marshall, der mit dem Job seine Rente aufbesserte, lauschte Matts Bitte mit sichtlichem Unbehagen. Matt hatte erwartet, dass Rachel bereits im Motel wäre, weil sie eine halbe Stunde vor ihm losgefahren war, doch auf das Klopfen an ihrer Zimmertür hatte niemand reagiert, und die Deputys des Sheriffs hatten sie nirgendwo gesehen. Matt wusste, dass das, worum er den Mann bat, gegen die Richtlinien des Motels verstieß. Falls seine Indiskretion herauskam, konnte nicht nur das Unternehmen verklagt werden, sondern auch er selbst, aber er schuldete den Warwicks noch etwas, das hatte er nicht vergessen: Jahre zuvor hatte Percy Warwick seinen rebellischen Sohn im Teenageralter davor bewahrt, vollends auf die schiefe Bahn zu geraten, indem er ihm in der Bewährungszeit eine Stelle anbot. Später war der Junge aufs College gegangen, hatte einen Wirtschaftsabschluss gemacht und geheiratet.
Nun lebte er in Atlanta, Georgia, den amerikanischen Traum.
    »Mr Colter«, sagte Matt, »ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es nicht so wichtig wäre, Rachel Toliver zu überraschen.«
    »Können Sie das denn nicht im Foyer tun?«
    »Nein, sie würde gleich wissen, was ich vorhabe.«
    »Und das wäre?«
    Matt grinste. »Nicht, was Sie vielleicht denken, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich möchte mich bloß unter vier Augen mit ihr unterhalten.«
    Das schien Mr Colter nicht zu beruhigen. »Können Sie das denn wirklich nicht hier unten im Foyer tun?«, wiederholte er.
    »Nein.«
    »Hm, wenn Sie mir Ihr Wort als Warwick geben …« Er betonte den Namen und fixierte Matt durch seine Gleitsichtbrille. »… kann ich wahrscheinlich eine Ausnahme machen.« Er reichte ihm den Schlüssel. »Zimmer 106. Im Erdgeschoss rechts.«
    »Herzlichen Dank.«
     
    Als Rachel eine halbe Stunde später eintraf, hatte sie das Gefühl, dass der Mann an der Rezeption sie bereits erwartete. Er begrüßte sie überfreundlich, und sie ertappte ihn dabei, wie er sie aus den Augenwinkeln beobachtete, als sie die Anmeldeformulare ausfüllte. »Wenn Sie irgendetwas brauchen – was es auch immer sein sollte«, sagte er und reichte ihr den Zimmerschlüssel, »gehen Sie raus und rufen ganz laut nach mir, dann komme ich sofort.«
    Rachel sah ihn verwundert an. Was, dachte er, würde sie wohl im Zimmer finden? Skorpione in der Badewanne etwa?
    Erst als sie den Wagen vor ihrer Einheit abstellte, merkte sie, wie müde sie war. Die Fahrt hinaus nach Somerset
hatte sie die letzte Kraft gekostet, jedoch auch die erhoffte Wirkung gehabt. Der Anblick der Plantage und der dahinter aufragenden Papiermühlenschlote hatten ihren Beschluss gefestigt, sich Somerset zurückzuholen, und ihre Unsicherheit zerstreut: Warum, hatte sie sich zuvor gefragt , soll ich mir die Mühe machen zu kämpfen? Wieso soll ich nach Howbutker zurückkehren und dort leben? Trotz

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