Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
anhören wird.«
»Obwohl sie sich etwas aus dir macht?«
»Somerset ist ihr wichtiger.«
»Tja«, seufzte Percy nur, bevor er sich wieder Amos zuwandte. »Wäre nicht die einfache Wahrheit die beste Verteidigung gegen das hier?« Er tippte auf die Briefe. »Es ist erwiesen, dass der Verkauf des Grundstücks Williams finanzielle Zukunft sicherte.« Als Amos den Mund aufmachte, winkte Percy ab. »Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass William in jungen Jahren vor seinen Verpflichtungen gegenüber der Familie weggelaufen und nie wiedergekommen ist. Aufgrund des Kaufs hat er wie Rachel ein Vermögen geerbt. Ich frage mich also, welcher Schaden entstanden sein soll. Wahrscheinlich hätte ein Richter seine liebe Mühe, Rachel unter den gegebenen Umständen etwas zuzuerkennen.«
Amos, der überlegte, ob Percy den Schaden vergessen hatte, den die Kermit-Tolivers genommen hatten, weil sie nichts von Williams Erbe wussten, rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Diesen Punkt würden Rachels Anwälte anführen.
»Die Briefe sind gute Argumente für die Verteidigung, Percy«, sagte Amos. »Außerdem könnte das Gericht Rachels Versuch, das Land ihres Vaters wiederzubekommen, angesichts der Tatsache, dass sie im Testament ihrer Großtante so großzügig bedacht wurde, als Gier interpretieren …«
»Aber …?«, hakte Matt nach.
»Aber ihre Anwälte würden kontern, dass Mary zum Zeitpunkt der Veräußerung ausschließlich zugunsten ihres Mannes, nicht ihres Neffen, handelte und somit versuchte, die Gegenwart, nicht jedoch die Zukunft zu sichern. Dass William später die Früchte erntete, würden sie als für den
vorliegenden Fall irrelevant erachten. Mary hat wissentlich Grund verkauft, den sie nicht veräußern durfte, und du, Percy, hast ihn ebenso wissentlich erworben. Das ist ein klarer Fall von Betrug. Die Anwälte würden Marys Großzügigkeit gegenüber William in ihrem Testament als Ausgleich dafür sehen, dass sie ihm sein rechtmäßiges Eigentum gestohlen hat. Und dass das Erbe so spät kam – er und seine Familie lebten zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre sehr bescheiden und konnten es nicht mehr genießen –, würde deiner Sache auch nicht gerade helfen. Solche emotionalen Aspekte nutzen Anwälte gern für sich.«
Matt hüstelte mit gequältem Gesichtsausdruck. »Und noch etwas, Opa: Deinem Argument, dass William sich vor seinen Verpflichtungen gedrückt hat, steht entgegen, dass seine Tochter zurückgekehrt ist und ihre Verantwortung als potenzielle Erbin von Mary übernommen hat.«
Amos nickte. »Außerdem erhebt sich die Frage, warum du das Geld Mary und Ollie nicht einfach gegeben hast, statt dich auf eine illegale Transaktion einzulassen.«
»Ganz einfach«, antwortete Percy. »Das hängt mit der Regel zusammen, an die sich alle drei Familien von jeher halten und die du kennst, Amos. Ollie hätte sich das Geschäft lieber von seinem Gläubiger abknöpfen lassen, als auch nur einen Cent von mir anzunehmen.«
»Was ein Richter als genauso schmählich erachten wird wie die Annahme von Geld aus dem illegalen Verkauf des Besitzes eines sechsjährigen Jungen.«
»Ollie wusste nicht, dass es sich um eine illegale Transaktion handelte.«
»Anders als du und Mary.«
Percy ließ die Schultern hängen. »Soll das heißen, dass wir in der Scheiße sitzen, Amos?«
»Allzu viel spricht leider nicht für dich.« Amos strich sich
mit der Hand über die Glatze. »Was erhoffst und erwartest du dir, Percy?«
Percy lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich will Somerset behalten, ohne den Grund am Sabine River zu verlieren, und ich möchte, dass Rachel ihren Kampf aufgibt und Matt heiratet. Ich wünsche mir, dass sie Bäume pflanzt statt Baumwolle und Freude daran hat. Ich will, dass sie Marys Vorgehen versteht und ihr vergibt. All das erhoffe ich mir, und ich glaube fest an die Verwirklichung.«
»Du träumst, Opa.«
»Vielleicht«, murmelte Percy und nahm einen Schluck von seinem Drink.
Amos musterte Percy über den Rand seiner Brille. »Rachel hat Taylor Sutherland als Anwalt angeheuert. Kennst du ihn?«
»Seinen Ruf. Er scheint ein hervorragender Jurist zu sein.«
»Rachel geht mit dem Besten in den Ring.«
»Ich werde die Wahrheit und dich auf meiner Seite haben, Amos.« Als Percy Amos’ erschrockenes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Und wen auch immer du hinzuziehen willst. Vorausgesetzt, es kommt überhaupt zu einem Verfahren.«
»Wir können uns würdig verteidigen, doch das wird
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