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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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Feuer.«
    Emmitt, der es hasste, ihr zu widersprechen, räusperte sich aufgeregt. »Mary, damit würden sie sich doch ins eigene Fleisch schneiden. Die Bank of Boston möchte den Grund als Investition, nicht, um dich von dem deinen zu vertreiben. Die
Lage ist natürlich wegen der Bewässerung durch den Sabine River ein Vorteil. Sie wollen das Land erwerben, um es mit Profit wieder zu verkaufen.«
    »Sie können es sich leisten, den Boden ein Jahr lang brachliegen zu lassen, ihn dann als Teil von Somerset zu verkaufen und immer noch ein Vermögen daran zu verdienen.«
    »Ich wage zu bezweifeln, dass die Vertreter der Bank of Boston so durchtrieben sind, wie du es ihnen unterstellst«, entgegnete Emmitt.
    Doch Mary sah, dass sie ihn nachdenklich gestimmt hatte. Er lehnte sich stirnrunzelnd auf seinem Stuhl zurück. Sie beugte sich vor, um ihrer Argumentation größeren Nachdruck zu verleihen. »Wenn wir Fair Acres dem Treuhandvermögen zuschlagen, wird es noch wertvoller«, führte sie aus. »Und vergessen Sie nicht: Ich gerate nur bei einer schlechten Ernte in Schwierigkeiten. Aber ist die nicht sehr unwahrscheinlich? In diesem Jahr erwarten wir eine Rekordernte. Wenn sich unsere Erwartungen erfüllen, habe ich mehr als genug Geld, das ich fürs nächste Jahr zurücklegen kann. Und wenn das darauffolgende auch noch gut wäre … mein Gott, Mr Waithe …« Mary klatschte mit strahlenden Augen in die Hände. »Stellen Sie sich das vor! Somerset vereint, eine einzige weite weiße Fläche von einer Grundstücksgrenze zur anderen, bis hinunter zum Sabine River! Ein Traum!«
    Emmitt schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Nein, Mary, kein Traum, sondern Stolz. Hier geht es nicht um eine Vision, sondern um blinde Leidenschaft, die nur deshalb keine Gier ist, weil du Somerset so sehr liebst. Du musst verzeihen, dass ich so deutliche Worte spreche, aber das schulde ich deinem Vater. Dein Stolz treibt dich zum Kauf von Fair Acres. Damit würde dir eine der größten Plantagen in Texas gehören, was deinem Vater mit seinem Testament recht gäbe. Dieser Stolz lässt dich die harte Realität nicht mehr erkennen.«
    Verletzt darüber, dass er ihre Motive so falsch deutete, rief Mary aus: »Nein, Mr Waithe, Sie erkennen die harte Realität meiner Situation nicht. Wenn die Bank of Boston diese Parzellen erwirbt, vernichtet sie Somerset. Würden Sie Geld darauf setzen, dass es nicht so ist?«
    »Würdest du deinen gesamten Besitz darauf verwetten, dass es so ist?«, konterte Emmitt. »Dein Einsatz beruht auf Vermutungen über das künftige Vorgehen der Bank of Boston. Du setzt auf die Ernten der beiden kommenden Jahre. Wenn sie schlecht ausfallen, setzt du darauf, dass du Fair Acres beleihen kannst. Was, wenn das nicht geht? Vergiss nicht, dass du erst zwanzig bist. Um selbst Geld aufnehmen zu können, musst du einundzwanzig sein. Bis dahin brauchst du eine zweite Unterschrift, und von wem soll die stammen?« Emmitts Gesichtsausdruck verriet ihr, dass es nicht die seine wäre. Er besaß einfach nicht genug Geld, um ihre Verluste auszugleichen, falls eine Katastrophe über sie hereinbrach.
    »In diesem Fall muss ich einfach hoffen, dass der gute Name der Tolivers als Sicherheit ausreicht.« Mary hob selbstbewusst das Kinn. »Wir Tolivers stehen zu unserem Wort, das ist allgemein bekannt.«
    Emmitt wischte sich seufzend mit der Hand übers Gesicht. »Ach, mein liebes Kind … Da wäre noch ein anderer Punkt, den du meiner Ansicht nach nicht bedacht hast. Wie willst du Fair Acres und Somerset ohne Aufseher führen? Du überforderst dich doch jetzt schon. Wirst du es dir leisten können, Ledbetters Mann zu behalten? Denk an die zusätzlichen Verpflichtungen, die du dir durch eine solche Transaktion aufhalst, an den Zeitaufwand, die Mühe, das Geld und, wenn ich das hinzufügen darf …« Emmitt bedachte sie mit einem väterlich-fürsorglichen Blick. »… die Tatsache, dass du deine Jugend opferst.«
    »Mr Ledbetter hat mir versprochen, sich vor seiner Abreise
um die Vorbereitung des Bodens zu kümmern«, erklärte Mary, rückte einen Stuhl heran und ließ sich daraufsinken. An die zusätzliche Arbeit und das Problem mit dem Aufseher hatte sie nicht gedacht. Mit solchen Dingen beschäftigte sie sich immer erst, wenn sie aktuell wurden, und was ihre Jugend anbelangte: Es war schon eine ganze Weile her, dass sie sich das letzte Mal jung gefühlt hatte. Sie sah Emmitt Waithe an. »Ich weiß, dass Sie in meinem besten Interesse argumentieren,

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