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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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fragend die Augenbrauen.
    »So nenne ich Mama manchmal …« Sie wurde rot. »Lass dir den Mantel abnehmen.«
    »Nicht nötig. Ich werde nicht bleiben.«
    Seine Worte trafen sie wie ein Schlag. »Percy, das meinst du nicht ernst, oder? Heute ist mein Geburtstag.«
    »Für dich spielt dieser Geburtstag doch nur insofern eine Rolle, als Somerset in einem Jahr endgültig dir gehört.«
    »Du spielst auf meinen Kauf von Fair Acres an, stimmt’s? Und siehst ihn als Besiegelung meiner Bindung an Somerset.«
    »Ist er das denn nicht?«
    »Percy …« Mary suchte verzweifelt nach einer überzeugenden Erklärung. »Der Kauf von Fair Acres war keine Entscheidung zwischen dir und Somerset, sondern eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen durfte. Es war so wenig Zeit. In dem Moment habe ich nicht an dich oder daran gedacht, welche Auswirkungen dieser Kauf auf uns haben könnte oder was du davon halten würdest.«
    »Und wenn: Hätte das etwas geändert? Hättest du das Land nicht trotzdem gekauft?«
    Sie fühlte sich in die Enge getrieben. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte? Sie sah ihn wortlos an.
    »Antworte!« , herrschte er sie an.
    »Ja«, platzte es aus ihr heraus.
    »Genau das habe ich mir gedacht.« Seine Nasenflügel bebten. »Was dich das wohl gekostet hat? Abgesehen von mir. Mein Gott, Mary …« Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, und sie wand sich bei dem Gedanken daran, wie billig sie in ihrem altmodischen Taftkleid mit der schmalen Taille und den keck über den spitzenbesetzten oberen Rand ihres Mieders hinausragenden Brüsten aussehen mochte. Jetzt waren weit geschnittene Kleider und flache Busen modern, wie sie ihm vermutlich Isabelle Withers bieten konnte.
    »Deine Jugend ist halb vorbei ohne einen einzigen Tag voller Vergnügen«, stellte Percy mit verächtlich verzogenem Mund fest. »In deinem Alter solltest du tanzen, hübsche Kleider tragen und flirten, aber sieh dich doch an. Du bist ausgemergelt und abgearbeitet und rackerst dich achtzehn Stunden am Tag ab wie eine Feldarbeiterin. Wofür? Um in Armut zu leben und dir die ganze Zeit Gedanken darüber zu machen, woher der nächste Laib Brot kommt? Um Kleider zu tragen, die seit der Zeit der Gamaschen aus der Mode sind? Um in einen Eimer zu pinkeln und beim Licht einer Kerosinlampe zu lesen? Du hast einen Bruder und eine Mutter verloren, und jetzt stehst du kurz davor, auch noch den Mann zu verlieren, der dich liebt, der dir alles geben könnte, und das für eine Plantage, die dir die Kraft aussaugt und dir deine Opfer niemals danken wird.«
    »Es wird nicht immer so sein.« Mary streckte ihm die Hände hin. »In ein paar Jahren …«
    »Natürlich wird es immer so sein! Wem versuchst du was vorzumachen? Dafür, dass sich nichts ändert, hast du durch den Kauf von Fair Acres gesorgt. Ich will keine paar Jahre mehr warten!«
    »Was willst du mir damit sagen?«
    Er wandte sich mit Tränen in den Augen ab. Mary hatte ihn noch nie weinen sehen. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, doch er hob abwehrend eine Hand, während er mit der anderen ein Taschentuch aus seinem Mantel holte. »Genau das, was du mir schon die ganze Zeit zu sagen versuchst. Ich dachte, ich könnte dich von Somerset weglocken, aber allmählich begreife ich, dass mir das nicht gelingen wird. Der Kauf von Fair Acres beweist das. Ich habe mich von dir ferngehalten, um dir Zeit zu geben, und damit du erkennst, wie sehr du mich brauchst und willst, doch du hast diese Zeit mit noch mehr Land und Arbeit gefüllt … wie du es immer machen wirst, wenn wir nicht zusammen sind. Egal, wie ich reagiere: Du wirst nur wieder eine neue Reihe Baumwolle pflanzen.«
    Er wischte sich die Tränen weg. »Das ist nichts für mich. Du hattest recht, Mary. Ich brauche eine Frau, die mich und unsere Kinder liebt und über alles stellt. Ich kann sie nicht teilen mit einer Arbeit, die sie auslaugt und nichts für mich und unsere Familie übrig lässt. Das weiß ich inzwischen. Mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Wenn du mir das nicht geben kannst …«
    Als er sie voll verzweifelter Hoffnung ansah, wurde Mary klar, dass dies ein entscheidender Moment war. Wenn sie ihn jetzt ziehen ließ, würde er nicht wiederkommen.
    »Ich dachte, du liebst mich …«
    »Allerdings. Das ist ja das Tragische. Wofür entscheidest du dich? Für mich oder für Somerset?«
    Sie rang die Hände. »Percy, bitte zwing mich nicht zu wählen …«
    »Doch. Sag’s

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