Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
Präsidentschaftswahlkampf oder den neunzehnten Verfassungszusatz.
»Hoffentlich erlebe ich den Tag nicht mehr«, erklärte Jeremy Warwick gerade, »an dem die Frauen das Stimmrecht erhalten.«
Seine Frau knuffte ihn in den Arm. »Du wirst nicht nur diesen Tag erleben, mein Lieber, sondern auch den, an dem deine Gattin anders stimmt als du. Wenn das Amendment durchgeht, entscheide ich mich bei der Wahl im November für Warren G. Harding.«
»Was mich nur in meiner Meinung bestätigt, dass Frauen nichts an der Wahlurne verloren haben«, erwiderte ihr Mann unter allgemeinem Gelächter.
Die Anwesenden verstummten, als für Mary der Zeitpunkt kam, Darlas Geschenk auszupacken. Es lag in der goldfarbenen Schachtel, in der das Kleid geliefert worden war, auf einem Tisch zwischen den Blumen von den Gästen. Alle verfolgten gebannt, wie Mary den Deckel hob, und riefen »Oh!« und »Ah!«, als sie Darlas cremefarbenes, mit Bändern verziertes Werk herausholte.
»Etwas so Schönes habe ich noch nie gesehen!«, verkündete Beatrice.
»Darla, meine Liebe!« Abel betrachtete die riesige Decke, die Mary hochhielt, damit alle sie sehen konnten, mit offenem Mund. »Davon würde ich sofort so viele kaufen, wie du stricken
möchtest. Sie würden mir aus den Händen gerissen werden.«
Ein mattes Lächeln umspielte Darlas Lippen. »Danke, Abel, aber diese Decke habe ich nur für meine Tochter gestrickt, zur Erinnerung an ihren zwanzigsten Geburtstag. Sie wird ein Einzelstück bleiben.«
Sie beobachtete schweigend, wie alle ihr Werk bewunderten und ihr Komplimente für ihre exakte Arbeit und das ausgeklügelte Muster des riesigen Bettüberwurfs aus gestrickten cremefarbenen Streifen, die durch rosafarbene Satinschleifen zusammengehalten wurden, machten.
»Mama … Mir fehlen die Worte«, sagte Mary voller Freude und Hochachtung, während sie die Finger über die Decke gleiten ließ. »Ist die wirklich nur für mich?« Sie konnte nicht glauben, dass ihre Mutter sich so große Mühe für sie gemacht hatte.
»Ja, nur für dich, Liebes«, antwortete ihre Mutter mit liebevollem Blick. »Dies ist das einzige Geschenk, das meine gegenwärtigen Gefühle für dich zum Ausdruck bringen kann.«
Mary ließ ihre Gäste kurz bei Kaffee und Kuchen allein, um ihr Versprechen einzulösen und Sassie und Toby das Geschenk zu zeigen. Die Haushälterin war nicht beeindruckt. »Warum nimmt sie rosafarbene Bänder, wenn Ihr Zimmer in Blau und Grün gehalten ist? Das Ding passt doch zu nichts. Ich begreife diese Frau einfach nicht.«
»Sie wollte mir doch immer schon Pastellfarben aufdrängen. Die Decke dürfte ein subtiler Hinweis darauf sein, dass sie sich wieder in mein Leben einmischen wird, und das ist ein gutes Zeichen. Sobald wir die Ernte eingebracht haben, lasse ich mein Zimmer in Rosa und Creme gestalten.«
»Rosa und Creme! Das sind nicht Ihre Farben. Viel zu schwach und mickrig, die Farben Ihrer Mama!«
Als Mary mit der Decke in den Salon zurückkehrte, sagte
ihre Mutter: »Komm, ich lege sie für dich zusammen und nehme sie mit, wenn ich nach oben gehe.«
Die Gäste wechselten amüsierte Blicke, und Beatrice bemerkte: »Deine Mutter hat so lange und hart an deinem Geschenk gearbeitet, Mary, dass sie sich nicht davon trennen möchte. Das kann ich ihr nicht verdenken.«
Der Rest des Abends war von deutlicher Anspannung gekennzeichnet, weil plötzlich alles Leben aus Darla gewichen zu sein schien und sie nur noch müde und blass in ihrem Schaukelstuhl saß. Und auch Mary gelang es nicht mehr, das Lächeln aufrechtzuerhalten, das sie sich bis dahin abgerungen hatte. Die Verzweiflung drohte sie zu überwältigen. Die Gewissheit, Percy für immer verloren zu haben, war schlimmer als ihre schlimmsten Ängste während des Kriegs.
Da stand Darla unvermittelt auf und hob die goldfarbene Schachtel an die Brust. »Ich fürchte, ich muss mich zurückziehen, Mary«, erklärte sie. »Aber lasst euch davon nicht stören, liebe Freunde. Bleibt und genießt das Fest, solange ihr könnt.« Sofort drängten alle heran, um sie zu umarmen und auf die Wange zu küssen. Mary hielt sich im Hintergrund, bis der größte Wirbel vorüber war, und legte erst dann die Arme um den schmalen Körper ihrer Mutter.
»Danke, Mama«, sagte sie mit aufrichtiger Dankbarkeit.
Ihre Mutter drückte ihre Wange gegen die Marys. »Es freut mich, dass ich meinem lieben Mädchen einen unvergesslichen Geburtstag beschert habe.«
»Den werde ich tatsächlich nie vergessen,
Weitere Kostenlose Bücher