Die Erben
gibt, zumindest ansatzweise versuchen zu verstehen, was mit uns passiert. Oder hast du etwa eine bessere Idee?“
Mutlos hob ich die Schultern und schüttelte schließlich den Kopf.
Zufrieden breitete Sarah die Arme aus und lehnte sich gegen Kyles Bett. „Da siehst du’s.“
Ich schnaufte. „Also gehören zu unserem gemütlichen Kreis jetzt mein Bruder, Sisy, vermutlich dein Bruder und wir zwei?“, fasste ich zusammen und Sarah nickte. „Gibt es noch mehr?“
Mit geschürzten Lippen hob sie die Schultern. „Ich weiß es nicht“, gab sie zu. „Du musst mir schnellstmöglich das Tagebuch von Eliza geben, möglicherweise finde ich darin Hinweise. Außerdem hoffe ich, irgendwann doch noch an die Dokumente zu kommen, die ich in unserem Schließfach vermutet hatte.“
„Was für ein Schließfach?“, wunderte ich mich und runzelte die Stirn.
„Ich habe dir doch erzählt, dass ich bei meiner Mum den Namen Theodore Wyatt aufgeschnappt habe“, erinnerte mich Sarah und ich nickte. „Von ihr habe ich auch den Hinweis, dass es verschiedene Dokumente zu den
Erben
in unserem Familienbesitz geben muss.
Weggeschlossen hinter einer silbernen Tür
“, zitierte sie den Gedanken ihrer Mutter, der für mich ziemlich kryptisch klang.
Doch Sarah fuhr unbeirrt fort. „Ich war sicher, dass sie damit ein Schließfach meinte, aber Simon und ich kommen nicht dran. Außerdem hat sich vor einigen Wochen jemand Zugang zu diesem Schließfach verschafft, indem er sich als Simon ausgegeben hat, jedoch nichts herausgenommen. Wären dort Dokumente gewesen, die mit den Erben zusammen hingen, hätte derjenige sie ja bestimmt entwendet.“
Ich zuckte die Schultern. „Also ich hätte das nicht getan“, gab ich zu Bedenken und Sarah sah mich überrascht an.
„Naja“, meinte ich und legte den Kopf schief. „Ich mein, wenn ich mir durch so eine Täuschung Zugang zu einem Schließfach verschaffe, muss ich ja davon ausgehen, dass ich auffliegen könnte. Vor allem, wenn ich auch noch etwas klaue. Aber wenn ich erst gar nichts heraus nehme, sondern nur nachsehe, dann wird vielleicht niemand so schnell misstrauisch.“
Sarahs Augen wurden klein und nachdenklich starrte sie an mir vorbei aus dem Fenster. „Sie haben zwar irgendwann gemerkt, dass es nicht Simon war“, murmelte sie. „Aber weil nichts entwendet wurde, haben sie keine Anzeige erstattet.“
Ich streckte einen Arm aus. „Siehst du. Wenn derjenige etwas mitgenommen hätte, dann wären hätten sie ja reagieren müssen.“
„Aber was bringt es einem, Dokumente einfach nur anzusehen?“, warf Sarah ein. „Angenommen dort war zum Beispiel ein Tagebuch, wie das in eurer Familie; Kein Mensch kann das innerhalb kürzester Zeit lesen, geschweige denn, sich alles merken.“
„Fotografie“, schaltete sich Kyle ein, der unserer Unterhaltung aufmerksam gefolgt hatte. „Derjenige könnte eine hochauflösende Kamera benutzt und einfach alles abfotografiert haben.“
Ich nickte heftig und auch Sarah machte den Eindruck, als schiene ihr die Variante immer glaubhafter.
„Man ist fast immer alleine im Schließfachraum“, gab sie zu und tippte sich ans Kinn. „Er hätte genug Zeit und Ruhe gehabt, alles abzufotografieren.“
„Na also“, schloss ich zufrieden, doch Sarah kräuselte den Mund.
„Wir kommen trotzdem nicht dran“, meinte sie und im gleichen Moment hellte sich ihr Gesicht auf. „Sisy könnte uns helfen.“
„Ich bin sicher, sie wird kaum an sich halten können vor Freude“, murmelte ich.
Bevor Sarah etwas erwidern konnte wurde unsere Unterhaltung von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Es war der Arzt, der Kyle untersuchen wollte und mit einem kurzen Winken verließen Sarah und ich das Behandlungszimmer.
„Wir müssen wirklich schnell darüber sprechen, was gestern passiert ist“, teilte mir Sarah gedämpft mit, kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Haben wir das nicht gerade?“, entgegnete ich ebenfalls leise und Sarah warf mir einen düsteren Blick zu.
„Du weißt genau, was ich meine“, ermahnte sie mich ungeduldig. „Du musst wirklich aufschreiben, woran du dich erinnerst, nachdem wir umgefallen sind. Ich bin sicher, wir haben Hinweise bekommen, aber leider kommen meine Erinnerungen frustrierend langsam zurück.“
Mir ging es genauso, nur dass ich das nicht sonderlich frustrierend fand.
Ich war eher dankbar darum, weil ich ziemlich sicher war, in dem Moment, in dem Sarah sich wieder an alles erinnerte, war es mit
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