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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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sich aufregte, dann steigerte sie sich so sehr hinein, dass sie zum Schluss in eine Schnappatmung verfiel und Hände ringend nach Argumenten suchte. Welche zunehmend absurder wurden und irgendwann auch überhaupt nichts mehr mit dem eigentlichen Problem gemein hatten.

Ich vermutete, diesen Zustand würde sie in spätestens vierundzwanzig Stunden erreicht haben.

Trotzdem war ich es nicht gewohnt, dass sich solche Ausbrüche gegen mich richteten.

Was nicht hieß, dass ich noch nie Mist gebaut hatte.

Aber ich hatte einen großen Bruder mit der tollen Angewohnheit, solche Sachen vor unseren Eltern zu vertuschen. Oder wie er es nannte; „Einfach nichts sagen“.

Und wenn dann doch einmal etwas bis zu ihn durchdrang, dann war es meistens Dad, der Mum mit seiner ruhigen Art überzeugte, die Sache einfach ihm zu überlassen. Was eigentlich immer nur Kekse und Anekdoten bedeutete.

Diesmal hatte Thor aber nicht „einfach nichts“ sagen können. Und Dad war offensichtlich zu dem Entschluss gekommen, dass das Leben zu kurz war, um sich mit seiner tollwütigen Frau anzulegen. Womit er wohl auch Recht hatte.

Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und klappte es auf.

Keine Mitteilungen.

Während ich mein Sandwich aß, tippte ich eine Mitteilung an Thor.

Als ich fertig gegessen hatte, stellte ich meinen Teller in die Spüle und trottete in mein Zimmer, gefolgt von Dad.

Er erklärte mir die neue Schließanlage, die er hatte installieren lassen, da er von der Gasfirma an diesem Tag erfahren hatte, dass keine Gasablesung geplant gewesen war. Die Verriegelungen an meiner Tür, die ja direkt ins Freie führte, hätte einer Festung alle Ehre gemacht. Trotzdem folgte ich Dads Erklärungen stumpf und ohne Emotionen.

Ein falscher Gasmann war in diesem Moment weit weniger Angst einflößend, als meine aufgebrachte Mutter.

Als Dad fertig war, schnappte ich mir Kafka und auf dem Weg zum Strand, vibrierte endlich mein Handy.

Es war eine Nachricht von meinem Bruder. „Hallo Lyn. Dad hat mich schon angerufen, dass du wieder aus dem Krankenhaus raus bist. Es freut mich, dass es dir gut geht. Ich bin im Wohnheim in Boston. Diese Woche sind Vorlesungen, da muss ich hin. Ich melde mich morgen oder übermorgen. Wir müssen reden, aber ich brauche Zeit. Melde dich bitte, wenn du mich brauchst! Thor.“

Ich drückte die Nachricht weg und wollte mein Handy gerade wieder wegpacken, als es erneut vibrierte. Es war wieder eine Nachricht, diesmal jedoch von einer unbekannten Nummer.

„Lyn, hier ist Sarah. Können wir heute Abend reden? Langsam kommen die Erinnerungen zurück, dir muss es genauso gehen. Melde dich, dann komme ich vorbei. Und solltest du etwas von Simon hören, sag ihm, dass ich ihn suche.“

Mit einem tiefen Seufzen klappte ich mein Handy zu und packte es weg.

Ich war meilenweit davon entfernt mit Sarah sprechen zu wollen.

Nicht nur, dass von der entspannten Lässigkeit, die ich nach dem Aufstehen verspürt hatte, nichts mehr übrig war.

Dieser wundervolle Schleier über meinen Erinnerungen begann langsam wirklich zu schwinden.

Und mit jeder Erinnerung, die mir ins Gedächtnis sickerte, wurde meine Abneigung gegen diesen ganzen
Erben
    -Kram nur noch größer.

Davon abgesehen würde Sarah auch ohne meine Hilfe in kürzester Zeit mit irgendeinem bescheuerten Plan auf der Matte stehen.

Es war bereits kurz vor Mitternacht, als es an meiner Tür klopfte.

Ich krabbelte vom Bett und wollte gerade die Schlösser öffnen, als ich inne hielt.

„Ja?“, fragte ich laut.

Wenn Mum auf der anderen Seite stand und ich ohne nachzufragen die Tür öffnete, dann würde sie totsicher ausflippen.

„Hier ist Simon“, raunte es stattdessen durch den Türspalt.

Ich drehte den Schlüssel zwei Mal um, schob den Metallstift zurück, hängte die Kette aus, und drückte einen Knopf am Türknauf, um ihn drehen zu können.

Verdutzt starrte Simon mich an. „Sicherheitswahn?“

„Meine Eltern, ja“, nickte ich und trat zur Seite, damit er in mein Zimmer konnte.

Er ging an mir vorbei und blieb neben dem Fernseher stehen.

„Was ist denn mit deinem Zimmer passiert?“, wunderte er sich und sah sich um.

„Ich wurde zum Aufräumen verdonnert“, erklärte ich knapp und musterte Simon mit verschränkten Armen.

Er hatte dunkle Ringe unter den müden Augen und war komplett in Schwarz gekleidet. Selbst seine Harre lagen einfach nur lustlos und ungekämmt auf seinem Kopf.

„Darf ich anmerken, dass du ganz schön beschissen aussiehst?“,

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