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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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der Ruhe vorbei. Und zwar endgültig.

„Ja, wir sprechen darüber“, versicherte ich ihr lustlos, um das Thema zu beenden und Sarah nickte zufrieden.

„Gut, ich rufe dich an“, versprach sie, was für mich jedoch eher den Charakter eine Drohung hatte.

Wir kamen an Sarahs Zimmertür und ich blieb stehen. „Was hast du dem Arzt eigentlich für eine Erklärung aufgetischt?“

„Sie haben in meinem Blut das Medikament nachweisen können, von dem ich dir erzählt hatte“, erklärte sie und legte ihre Hand auf die Türklinge. „Da ich keine bessere Erklärung bieten konnte, sind sie zu dem Entschluss gekommen, dass die Nachwirkungen vom Alkohol vervielfacht wurden.“

„Praktisch“, kommentierte ich knapp. „Meine Erklärung war wohl weniger einleuchtend befürchte ich.“

„Wieso?“, hakte Sarah nach und ich kratzte mich verlegen am Hals.

„Ich meinte so etwas wie ‚Keine Ahnung, was da passiert ist‘ und bin dann zu Kyle gegangen“, fasste ich leiernd zusammen und grinste schief. „Gut möglich, dass das meine Mum sauer gemacht hat.“

Sarah lächelte schwach. „Soll ich mitkommen und mit deiner Mutter reden? Als Gegenleistung dafür, dass du mit Simon reden wirst?“

Unsere Abmachung hatte ich vollkommen vergessen, trotzdem schüttelte ich den Kopf.

„Dann viel Erfolg“, meinte Sarah lächelnd und verschwand in ihrem Zimmer.

Mum war nicht sauer.

Sie war fuchsteufelswild.

Kaum war ich ins Krankenzimmer zurück gekommen, hatte ihre Schimpftirade begonnen, die erst unterbrochen wurde, als der Arzt kam.

Danach ging es im Auto weiter, bis wir zu Hause waren. Zum Glück musste sie nicht selbst fahren, sondern wurden von Dad abgeholt. Sie hätte in ihrer Verfassung vermutlich den nächsten Baum mit dem Auto gerammt. Was ihren Ausbruch aber wahrscheinlich auch nicht bedeutend unterbrochen hätte.

Und irgendwie konnte ich sie ja auch verstehen.

Für sie musste es so aussehen, als wäre ihre Tochter auf einem spätpubertärem Egotrip,
all inclusive
    .

Nicht nur, dass ich ihr eine behämmerte Antwort auf die Frage gegeben hatte, was passiert war.

„Du bist auch noch aus dem Zimmer gerannt“, brüllte sie mich in der Küche an, als wir nach einer extrem lang wirkenden Autofahrt endlich zu Hause angekommen waren. „Wir haben zwölf Stunden Ängste durch gestanden, in denen wir uns gefragt haben, was mit dir passiert sein könnte. Deinen Bruder mussten wir beinahe zwingen, endlich ins College zu fahren, damit er nicht noch einen zweiten Tag Vorlesungen verpasst. Und dein Vater hat jede Stunde vom Büro aus angerufen und gefragt, wie es dir geht. Und dann rennst du aus dem Zimmer, um zu deinen Freunden zu gehen, als wäre deine Familie nach so einem Tag nur an zweiter Stelle.“

„Ich hab doch gesagt-“

„Das war die letzte Party, auf die du gegangen bist“, wütete sie weiter, ohne mich auszureden zu lassen und schmiss eine Tüte Brot auf die Anrichte. „Nicht einmal dein Bruder kann verhindern, dass du dich aufführst wie eine Rebellin. Und ich verstehe nicht einmal, wogegen du rebellieren willst?“

Sie öffnete schwungvoll die Kühlschranktür und pfefferte Wurst und Käse auf die Küchentheke. „Saufen bis zur Bewusstlosigkeit! Unsere Familie steht da-“ Sie unterbrach sich selbst und schnaufte schwer. „Weißt du eigentlich, wie peinlich das nächste Treffen des Frauenvereins für mich wird? Du denkst vielleicht, nur weil du dir Freunde wie die Van der Veers und Greenwoods ausgesucht hast, kannst du dir so etwas erlauben, aber im Gegensatz zu diesen Leuten sind wir hier keine Familie der Gesellschaft.“

So ging das weiter, ohne Punkt und Komma. Ich setzte mich schlapp auf einen Hocker, stützte meinen Kopf ab und ließ ihre Tirade einfach über mich ergehen. Schließlich kam ich ja doch nicht zu Wort.

Während sie sich immer weiter in Rage redete, machte sie zwei Sandwiches, die sie mir dann wutschnaubend in die Hand drückte.

„Hier“, blaffte sie mich an, was ihrer Geste eine ziemlich skurrile Note verlieh. „Iss das. Und dann gehst du auf dein Zimmer und räumst auf. Dieser Saustall ist nämlich kein Zustand mehr. Außerdem fehlt dir Disziplin in deinem Leben. Und du gehst noch mit Kafka spazieren. Es kann nicht sein, dass dein Vater und ich deinen Hund Gassi führen müssen, nur weil du es auf einer Party übertrieben hast.“

Damit verließ sie die Küche und ließ mich wie einen geprügelten Hund zurück.

Mum war ja schon immer theatralisch gewesen. Wenn sie

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