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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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kann die Zukunft sehen“, erklärte ich.

Simon hob den Kopf und starrte an meine Decke. „Seit wann weißt du das?“

„Seit ich die Exfreundin meines Bruders beim Fremdgehen erwischt habe“, entgegnete ich sachlich. „Ich hatte es zuvor bestimmt hundert Mal geträumt . Und dann ist es exakt so passiert, wie ich es geträumt hatte. Das ist etwa zwei Monate her.“

Simon ließ den Kopf wieder hängen und nickte schwach. „Und seit wann weiß meine Schwester das?“

„Dass ich zu den
Erben
    gehöre weiß sie schon etwas länger.“ Ich verzog den Mund. „Sie weiß, dass meine Großeltern das Tagebuch von Eliza gefunden haben, die eine der Gesandten war und eine Vorfahrin unserer Familie.“

Simon sah fragend zu mir und ich deutete auf die Abschrift des Tagebuchs auf meinem Schreibtisch. Er nahm sie in die Hand und blätterte darin, während ich ihm weiter erklärte, was ich über die
Erben
    und
Gesandten
    wusste. Oder zumindest das, was Sarah mir erzählt hatte.

Schließlich führte mich mein kleiner Vortrag zum Vorabend, als Sarah und ich umgekippt waren. Mit jedem Wort, das mich näher an diesen Moment brachte, wurde ich unruhiger.

„Zuerst war alles einfach nur schwarz“, erinnerte ich mich und zog meine Beine aufs Bett.

Simon setzte sich neben mich und deutete mir sanft, weiterzureden. Er schien zu merken, dass es mir nicht leicht fiel.

„Irgendwann blitzten dann verschiedene Bilder hoch“, fuhr ich stockend fort. „Es ist schwer zu erklären. Als würde man einen Fernseher einschalten und sofort wieder ausschalten. Immer wieder.“

Simon nickte stumm und ich schnaufte durch.

„Und dann hörte ich plötzlich Sarahs Stimme.
In
    meinem Kopf. Das allein ist wohl schon abgefahren und gruselig genug“, meinte ich schief grinsend und Simon lachte rau auf. „Sie meinte, dass ich mich konzentrieren muss, damit diese Bildershow aufhört. Was ich dann auch versucht habe. Es klingt irre, aber es war ein bisschen, als hätte ich meine Gedanken und Visionen, die in diesem Moment durchgelaufen sind, wie ein Buch durchgeblättert und Sarah hat mir gesagt, wann ich anhalten soll. Es dauerte ein bisschen, aber dann hat ganz gut funktioniert.“

Erneut schnaufte ich schwer durch.

Ich hatte das Gefühl, meine Erinnerungen sickerten immer schneller durch einen brüchig werdenden Damm. Und mit jedem Wort schoss ich auch noch Kanonenkugeln auf ihn, wodurch er noch instabiler wurde.

„Ich weiß vieles nicht mehr“, fuhr ich fort und rieb mir die Stirn. „Und um ehrlich zu sein, an manches will ich mich auch einfach nicht mehr erinnern.“

Simon nickte verständnisvoll.

„Ich erinnere mich, dass wir die
Gesandten
    gesehen haben. Damals, als sie noch lebten. Eliza hat auch versucht, mir etwas zu sagen, aber entweder habe ich sie nie verstanden oder ich habe es vergessen. Und dann haben wir das Haus gesehen, in dem Elijah gelebt hat. Also so wie es heute aussieht; verwildert, unbewohnt und voller Efeu. Sarah will es suchen, zumindest hat sie das in diesem Moment gesagt.“

Ich begann meine Hände zu kneten. „Naja und irgendwann wurde es dann richtig unheimlich.“

Ich sah kurz zu Simon. Angestrengt schaute er mich an und hörte zu.

„Ich konnte plötzlich nicht mehr kontrollieren, was wir sehen“, begann ich langsam. „Nichts ging mehr und ich habe ein bisschen Panik bekommen. Wer würde das nicht, wenn der Kopf plötzlich nicht mehr mitspielt?“ Ich lächelte etwas schief und Simon nickte.

„Sarah meinte dann, ich solle meine Geist entspannen oder so. Sie hatte ja auch gut reden, schließlich wurde in ihrem Kopf nicht herumgemurkst.“

Kurz unterbrach ich mich und wartete, bis die Erinnerung klarer wurde. „Mit einem Mal erschien dann ein Bild vor uns, eine Kulisse wenn du willst und- Naja, es war, als würde jemand dieses Bild in meinen Kopf setzen. Ich mein, die anderen Szenen waren zwar auch unbekannt gewesen, aber auf andere Art. In diesem Moment war es einfach nur kalt und fremd.“

Ich schmiss den Kopf in den Nacken und ließ den Rest meiner Erinnerungen auf mich nieder prasseln.

„Wir sahen eine Dachterrasse. Es war Nacht, wie bei uns auch. Und dann erschien plötzlich dieser Typ. Er war nicht viel älter als wir, vielleicht Anfang zwanzig. Er war komplett in schwarz gekleidet, hatte dunkle Haare und trug eine Lederjacke. Nichts an ihm sah unecht aus, er wirkte wie ein stinknormaler Mensch.

Und dann grinste er plötzlich. Nicht böse oder so. Eher überrascht uns zu sehen und

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