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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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Gästematratze und schlief.

14. Kapitel

    - 14 -

Lyn

    Wie sich am nächsten Morgen herausstellte war Simon schwerer aus dem Bett zu kriegen, als ich. Außerdem neigte er zu übertriebenen Methoden, um das Aufstehen zu verzögern.

Als mein Wecker nämlich in der vierten Auflage zu klingeln begann, schmiss Simon sein Kissen nach ihm. Mit einem lauten Scheppern rasselte das Metallteil zu Boden und zerschellte.

„Himmel“, stieß ich aus, von dem Krach endgültig aus dem Halbschlaf gerissen. „Bist du bescheuert?“

„War laut“, murmelte er in sein Kissen und ich keuchte.

„Das ist ein Wecker, du Hornochse“, informierte ich ihn. „Der soll einen wecken, deswegen ist er laut.“

„Danke“, murmelte er wieder vom Kissen gedämpft. „Ohne dich hätte ich das nie erfahren.“

Ich stieg Kopf schüttelnd aus dem Bett und stampfte ins Bad.

Als ich zwanzig Minuten später gewaschen, geschminkt und angezogen wieder heraus kam, lag der Herr noch immer auf seiner Matratze.

„Aufstehen, Simon“, versuchte ich ihn zu wecken, jedoch ohne Erfolg. Er hatte sogar die Nerven, laut auf zu schnarchen.

Ungläubig starrte ich auf ihn hinunter und überlegte, wie ich dieses verschlafene Faultier wach bekommen könnte.

Wenige Sekunden später war das Problem mit einem Glas eiskaltem Wasser erledigt.

„Spinnst du?“, keuchte er und rappelte sich auf. „Sag doch einfach was.“

„Hab‘ ich doch“, entgegnete ich verständnislos und mit erhobenen Händen.

„Scheinbar nicht laut genug“, bemerkte Simon mit leiernder Stimme und trocknete sich das Gesicht an seinem T-Shirt ab. „Ah, so ein Mist. Jetzt hab ich mein einziges T-Shirt nass gemacht.“

Ich drehte mich um und zog ein Shirt aus meinem Schrank. „Aus dem Repertoire meines Bruders“, flunkerte ich.

In Wahrheit war es mein eigenes Shirt. Aber irgendetwas riet mir davon ab, einem Kerl zu gestehen, dass ich manchmal Männerkleider trug.

„Du kannst damit aber nicht in die Schule“, meinte ich und Simon warf mir einen skeptischen Blick zu, als sich das Shirt über den Kopf zog.

„Ich kann allgemein nicht so in die Schule, wie ich gerade aussehe“, erklärte er. „Ich fahr dich in die Schule und dann weiter nach Hause, um zu duschen und mich umzuziehen“, erklärte er. „Und danach zum Zahnarzt.“

Er fuhr sich mit der Zunge über einen der Eckzähne. „Interessanterweise gewöhnt man sich an die Dinger.“

Ich musterte ihn. „Kommt aber wohl etwas eigenartig rüber, wenn du so in der Schule auftauchst. Außerdem werten die solche Zähne vielleicht auch als Waffen und dann wirst du dazu verdonnert, die Schulordnung abzuschreiben.“

Simon lachte auf und wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich an meiner Tür klopfte.

„Scheiße“, stieß ich keuchend aus und wollte auf meinen Wecker sehen. Den hatte aber ja jemand gerade erst mutwillig zerstört. „Ist es schon halb acht? Mein Dad fährt mich um die Uhrzeit immer in die Schule.“

Simon zuckte mit den Schultern und ungeduldig stieß ich ihn zur Seite.

„Moment Dad“, brüllte ich nach draußen und kickte die Matratze unter mein Bett. „Bin sofort soweit.“

Kaum war ich fertig, beförderte ich Simon reichlich unsanft ins Bad und machte mich an den Schlössern zu schaffen, um Dad zu öffnen.

„Morgen Dad“, begrüßte ich ihn außer Atem und er nickte mir lächelnd zu.

„Können wir?“, fragte er und ich hielt kurz die Luft an.

„Ähm, also“, begann ich unsicher. „Ja, weißt du. Ich hab eben eine Nachricht von meiner Mitschülerin bekommen. Ava. Du kennst doch Ava, richtig? Sie ist immer total früh in der Schule. Und sie hat mir eben geschrieben, dass unsere Mathelehrerin krank ist. Mrs. Castaloni. Ja, und deswegen habe ich später Schule. Ich fahr dann einfach selbst. Mit dem Fahrrad. Oder mit dem Bus.“

Zu viele Informationen. Viel zu viele Informationen.
    Normalerweise war ich ja nicht so leicht aus der Fassung zu bringen.

Allerdings hatte ich normalerweise auch keinen Jahrhundertstreit mit meiner Mum und schon gar keinen Kerl in meinem Badezimmer, die die Nacht bei mir verbracht hatte. Ob nun auf einer Gästematratze oder nicht.

„Okay“, erwiderte Dad sehr langsam und bedachte mich mit einem sorgenvollen Blick. „Dir geht es aber gut, oder? Der Arzt meinte zwar, dass alles wieder in Ordnung sei, aber wenn es dir noch nicht gut geht, dann gehen wir gerne nochmal hin.“

„Nein“, widersprach ich hastig. „Nein, nein, nein. Mir geht es gut,

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