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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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ihn und er lachte.

„Sind deine Eltern deswegen noch immer sauer?“

Ich nickte zur Seite, wo mein Dad saß, der uns argwöhnisch beobachtete.

Simon dagegen blieb locker und stand auf, um Dad die Hand entgegen zu strecken. „Simon van der Veer. Schön Sie kennen zu lernen, Mr. Westera.“

Dad machte einen überraschten Eindruck. Nicht von so viel Selbstbewusstsein, sondern weil er sonst bei jeder Gelegenheit den mangelnden Respekt meiner Generation anmahnte. Und jetzt hielt ihm der böse Simon, auf dessen Party sich seine Tochter besoffen hatte, zur Begrüßung die Hand entgegen und war dazu auch noch aufgestanden.

Wiederwillig hob Dad die Hand. „Ebenso“, brummte er dabei, dann wandte er sich wieder Mr. Ivanov zu.

„Deine Eltern beruhigen sich schon wieder“, versprach Simon und senkte diesmal die Stimme. „Und wenn nicht, dann kann ich dir gerne Nachhilfe geben, wie man überlebt, ohne in der Gunst seiner Eltern zu stehen.“

„Danke für das Angebot“, entgegnete ich ironisch und krallte mir mein Glas. „Ich geh mir noch Bowle holen.“

„Ich komme mit.“ Simon stand auf und ging neben mir zum Bowlestand.

Glücklicherweise war Mum noch bei Mrs. Calahan und beweihräucherte sie.

„Und du tanzt also Rock ‘n‘ Roll?“, fragte ich, als wir mit neuem Zuckerwasser bewaffnet vom Stand weg gingen.

„Heute schon. Tessa hat mit uns für heute Abend geübt.“

„Tessa?“

Simon schluckte seine Bowle hastig hinunter. „Teresa Calahan. Sie ist Sisys Mum und die Tanzlehrerin des Tanzvereins.“

„Aha.“ Ich presste die Lippen zusammen und nickte.

„Sie hat am Broadway getanzt, bevor sie schwanger wurde“, erklärte Simon weiter. „Als Sisy alt genug war, hat sie ihr das Tanzen beigebracht und vor ein paar Jahren dann die Tanzgruppe in Gloucester übernommen. Seit dem nimmt Gloucester übrigens auch an landesweiten Wettbewerben teil.“

Ich starrte Simon leicht ungläubig an. „Faszinierend.“

„Nicht wirklich“, meinte er und zuckte mit den Achseln. „Als Sisy mich vor einem Jahr fragte, ob ich für ihren Tanzpartner einspringen könnte, weil der sich das Bein gebrochen hatte, dachte ich vor allem an „Dirty Dancing“ und wie die Mädchen auf diesen Tanzlehrer abfahren. Aber überzeugt hat mich erst mein Dad.“

„Dein Dad hat dich ermutigt zu tanzen?“

Simon lachte. „Er hat gebrüllt, dass er keine Tunte großgezogen hat und ich verdammt nochmal zur Besinnung kommen sollte.“ Er sah zu mir. „Seine Worte, nicht meine.“

„Du hast also aus Trotz angefangen zu tanzen?“

„Und wegen der Mädchen.“ Er grinste in sein Glas. „Aber ich bin ja nur der Ersatzpartner. Marcus Swan ist längst wieder fit, aber er ist sich für solche Veranstaltungen zu gut.“ Er verdrehte amüsiert die Augen. „Willst du’s denn mal ausprobieren?“

„Was ausprobieren?“ Ich runzelte die Stirn und Simon stellte grinsend sein Glas ab.

„Rock ’n’ Roll zu tanzen.“

Ich wich einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, ganz sicher nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil“, begann ich stockend. „Ich kann nicht tanzen, ich habe kein Taktgefühl und davon abgesehen, will ich nicht unnötig auffallen.“

„Also dass du nicht tanzen kannst macht nichts, schließlich führe ich“, begann Simon gelangweilt. „Taktgefühl hast du. Ich habe dich in der Cafeteria beobachtet, wie du auf dem Tisch herum trommelst, wenn du Musik hörst. Und du fällst heute Abend mit diesem Kleid sowieso schon auf, weil du einfach nur wunderschön aussiehst.“

Mit entwaffnender Ernsthaftigkeit sah er mich an, abwartend, was ich zu sagen hatte.

Aber mein Mund war leer und staubtrocken.

„Na also“, schloss Simon zufrieden und schnappte meine Hand, um mich an den Rand der Tanzfläche zu ziehen.

Steif wie ein Brett stolperte ich hinter ihm her, bis er stehen blieb und sich zu mir wandte.

„Vertrau mir einfach, dass du dich nicht blamieren wirst, okay?“ Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. „Der Grundschritt ist der 6er-Grundschritt. Hör auf den Takt und zähl mit. Eins, zwei, Kick, setzen, Kick, setzen.“ Er machte den Schritt vor, drückte meine Hand fester im Takt und mit wehleidigem Gesicht folgte ich seinen Bewegungen.

„Und jetzt du.“

Ich riss die Augen auf, als Simon meine andere Hand in seine nahm und mich aufforderte, die Schrittfolge nachzumachen.

Halbherzig versuchte ich es, begann jedoch auf dem falschen Bein und trat ihm

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