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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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sein?“

Ich holte tief Luft, doch dann stockte ich. „Können wir uns treffen?“

„Ähm, klar.“ Simon wirkte verwundert. „Wo bist du?“

Orientierungslos sah ich mich nach einem Straßenschild um. Ich war einfach drauf los marschiert und hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. „Ähm, Western Avenue, Ecke Windsor.“

„Gib mir fünf Minuten.“

„Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs“, warf ich ein, gerade noch rechtzeitig, bevor Simon auflegen konnte.

Genau fünf Minuten später rollte ein Geländewagen die Straße hinunter und Simon stieg aus. Wortlos nahm er mein Fahrrad und packte es in den Kofferraum, während ich mich auf den Beifahrersitz setzte.

Als er wieder einstieg, wühlte er in der Mittelkonsole herum. „Wie lange stehst du da schon?“ Er sah nicht auf, während er sprach.

„Seit ich dich angerufen habe“, antwortete ich verwirrt.

„Dreh dich nicht um, aber in dem grünen Pick-up da hinten sitzt ein Mann, der dich beobachtet hat.“

Natürlich schnellte mein Kopf sofort nach hinten und mein Blick fiel auf den alten Chevy, der mir die ganze Zeit nicht aufgefallen war.

„Ich hab doch gesagt, dreh dich nicht um“, zischte Simon und hastig sah ich wieder nach vorne auf die Straße.

„Das kann doch viele Gründe haben, warum der da sitzt.“

Simon zuckte die Schulter. „Werden wir ja sehen.“

Er startete den Motor und fuhr los.

Die Western Avenue führte in einer geraden Linie am Hafen vorbei, es würde also leicht sein, den Pick-up im Auge zu behalten.

Den Blick auf den Rückspiegel geheftet beobachtete ich den Wagen, der sich immer weiter entfernte, ohne sich zu bewegen.

Ich wollte gerade aufatmen, als er aus der Parklücke rollte und in unsere Richtung wendete.

„Was hab ich gesagt?“, meinte Simon mit grollender Genugtuung.

„Zufall“, flüsterte ich, ohne selbst daran zu glauben.

Der Chevy hielt großen Abstand zu uns, doch als Simon an der Jeanne d’Arc-Statue vorbei in die Stadtmitte fuhr, folgte er uns immer noch.

„Und? Immer noch ein Zufall?“ Simon sah mich ernst an und ich schüttelte den Kopf.

„Was sollen wir tun?“

„Wir parken dort vorne und wenn er an uns vorbei ist, fahren wir ihm nach.“

Ich riss die Augen auf. „Das ist nicht dein Ernst!“

„Warum nicht?“ Simon lenkte den Wagen in eine Parklücke. „Dann weiß er, dass er uns aufgefallen ist und kann aufhören, dir aufzulauern.“

„Toll, und zum Angriff übergehen oder was?“

„Hast du eine bessere Idee?“ Simon sah mich abwartend an und als ich nicht antwortete nickte er.

Der Chevy kam näher und fuhr schließlich an uns vorbei. Ich musterte den Fahrer, ohne dass er uns auch nur eines Blickes würdigte. Er war wesentlich älter als wir, vermutlich schon über vierzig. Sein Gesicht wirkte hager, doch unter seiner schmutzigen Baseballkappe und der Sonnenbrille, konnte ich lediglich seinen dunkelblonden Backenbart erkennen.

„Er hat nicht einmal hergesehen“, sagte ich und Simon schnaubte, als er seinen Wagen wieder auf die Straße lenkte.

„Das beweist natürlich etwas. Wäre ja viel unauffälliger gewesen, mit großen Augen zu uns zu starren.“

„Sarkasmus steht dir nicht“, gab ich schmollend zurück und richtete meinen Blick wieder auf den Pick-up. „Und was machen wir jetzt? Ihn verfolgen, bis dem ersten von uns der Sprit ausgeht?“

Simon antwortete nicht, sondern folgte dem Chevy mit grimmiger Konzentration auf eine Kreuzung zu.

„Simon, die Ampel schaltet um“, warnte ich ihn und krallte mich instinktiv am Sitz fest.

Wieder reagierte er nicht, sondern trat das Gaspedal durch, so wie es auch der Chevy vor uns tat.

Die Ampel schaltete auf Rot und der Pick-Up rauschte über die Kreuzung. Simon wollte es ihm gleich tun, doch fluchend stellte er fest, dass der Verkehr von rechts bereits losgefahren war.

Er stieg hart in die Bremsen und mit quietschenden Reifen kamen wir zum Stehen, gerade einmal zwei Meter vor einem Lastwagen, der hupend die Kreuzung überquerte.

„Scheiße“, stieß Simon aus und haute auf das Lenkrad.

„Scheiße?“ Fragend starrte ich Simon an. „Wir hätten zu Mus verarbeitet werden können.“

Simon schnaubte nur und wartete ungeduldig, bis die Ampel wieder auf Grün schaltete.

Als wir weiterfahren konnten, versuchten wir den Pick-Up wieder zu finden, doch nach zwanzig Minuten gaben wir es enttäuscht auf.

„Da vorne ist ein Diner.“ Simon deutete die Straße hinunter. „Da können wir reden.“

Er parkte den Wagen und

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