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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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wir gingen auf das kleine, unscheinbare Gebäude zu. Es wirkte von außen etwas schäbig und ungepflegt. Das Schild wippte nur noch an einer Seite befestigt im Wind und man konnte vor lauter Rost den Namen kaum noch erkennen.

Simon hob mir die Tür auf und ich musste feststellen, dass der äußere Eindruck täuschte.

Es war zwar klein und wirkte irgendwie düster durch die dunklen Möbel und die dunkelgrünen Polster und Vorhänge, aber es war deutlich gepflegter hier drin, als ich es erwartet hatte.

Simon führte mich zu einem Tisch in der Ecke des leeren Diners und sofort kam eine ältere Dame zu uns geeilt.

Sie war klein und pummelig und mit ihrer Schürze wirkte sie wie eine Bilderbuch-Oma. Sie strahle Simon an und breitete die Arme aus. „Simon, wie schön dich mal wieder zu sehen.“

Er erwiderte ihr Lächeln und erhob sich, um sie in den Arm nehmen zu können. „Die Freude ist ganz meinerseits.“

„Gut siehst du aus“, stellte sie fest, als sie von ihm abließ. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um Simon ins Gesicht schauen zu können. „Aber die Haare könntest du dir mal wieder schneiden.“ Mit gutmütigem Tadel musterte sie ihn und Simon wischte sich grinsend die Strähnen aus dem Gesicht.

„Und du hast Gesellschaft mitgebracht?“ Neugierig wandte sie sich an mich und Simon nickte.

„Ja, das ist Lyn“, stellte er mich vor. „Lyn, das ist Meredith. Ihr gehört das Diner.“

„Genaugenommen gehört es meinem Mann“, verbesserte sie und schüttelte mir die Hand. Ich war überrascht von ihrem festen Händedruck. „Aber er ist letzten Sommer gestorben.“

„Das tut mir Leid“, sagte ich, doch Meredith winkte ab.

„So ist das Leben.“ Sie faltete die Hände und lehnte sich zu uns. „Was darf ich euch bringen?“

„Für mich das Übliche“, sagte Simon, der sich wieder auf die Bank setzte und schaute zu mir. „Willst du eine Karte?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich nehme einfach das Gleiche und hoffe, nicht enttäuscht zu werden.“

Meredith nickte lächelnd, dann ging sie wieder davon.

„Du scheinst oft hierher zu kommen.“ Ich deutete in die Richtung, in der Meredith verschwunden war und Simon nickte.

„Ja, eigentlich schon.“ Er rieb sich die Stirn. „Ich bin mal durch Zufall hier gelandet und seit dem komme ich mindestens einmal im Monat hierher.“

Meredith kam mit unseren Getränken zurück und als sie wieder verschwunden war, lehnte sich Simon zu mir.

„Dann erzähl mal“, forderte er mich auch. „Was ist heute passiert?“

Ich nahm einen Schluck meiner Coke und holte tief Luft. „Ich war heute Nachmittag bei Ava und ihr Dad kam nach Hause. Er ist ja ein Cop-“

Simon nickte.

„- und hat erzählt, dass der Sturm gestern bei einer Frau das komplette Haus verwüstet hat. Es gab keine weiteren Schäden in Gloucester oder Cape Gale, also denk ich, dass es das Gleiche war, was bei mir gestern passiert ist.“

Simon pflichtete mir stumm bei.

„Naja, nicht ganz“, korrigierte ich mich. „Bei dieser Frau war jemand im Haus. Ihr jüngster Sohn wurde verletzt.“

„Scheiße“, murmelte Simon und schüttelte den Kopf. „Wenn ich überlege, einer von uns wäre in deinem Zimmer gewesen, als das passiert ist. So ein Kind hat da ja gar keine Chance.“

Ich nickte ernst.

„Und wem gehört das Haus? Weißt du das?“

„Dem sechsten
Erben
    “, antwortete ich und hob nochmals mein Glas. „Es ist das Haus von Ennis‘ Familie. Ennis Townsend.“

„Der, der dir Spanisch Nachhilfe gibt?“ Simon wirkte verblüfft.

„Ja“, entgegnete ich und Simons Gesicht wurde skeptisch. „Seine Mutter heißt Jessica Townsend und als Avas Dad den Namen sagte, habe ich diese Vision gehabt. Also eigentlich war es keine richtige Vision, es war mehr eine Erinnerung. Aber es hat sich wie meine Visionen angefühlt.“

„Und um was ging es darin?“, wollte Simon wissen. „Bisher sehe ich nämlich noch nicht den Beweis dafür, dass dieser Ennis der letzte
Erbe
    sein soll.“

„Es war ein Gespräch zwischen meiner Mum und meinem Dad“, erklärte ich. „Sie haben sich über Ennis‘ Mum unterhalten und da hat meine Mum erzählt, dass sein Vater bei einem Unfall ums Leben kam, als er siebzehn war.“

„Solche Unfälle passieren doch häufiger“, warf Simon noch immer zweifelnd ein und ich schüttelte energisch den Kopf.

„Natürlich passiert sowas häufiger“, meinte ich ungeduldig. „Aber dass ich in diesem Moment daran gedacht habe, oder besser

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