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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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davon.

Als ich in unserer Stammkneipe in Salem ankam, waren Kyle und Reid schon am Pooltisch und als ich Reid begrüßte strahlten mir ein paar verquollene, Blut unterlaufene Augen entgegen. Ein Anblick den ich bereits seit einer Woche genießen durfte.

„Hey, alles klar mit dir?“, murmelte ich und schlug ihm auf den Rücken.

„Natürlich“, zischte er und stieß die Billardkugel mit viel zu viel Kraft an, so dass sie über den Rand hinweg schoss. „Kendra hat heute Morgen meine Sachen vorbei gebracht. Sie hat mir sogar die Kette wieder gegeben, die ich ihr auf unseren Jahrestag geschenkt habe.“ Er suchte den Boden nach der Kugel ab und ich sah zu Kyle.

„Seit einer Stunde ist er nicht mehr traurig, sondern wütend“, erklärte er flüsternd, als wir Reid dabei zusahen, wie er unter den Billardtisch kroch. „Ich sag’s dir, der ist launischer als eine Tussi, wenn er Liebeskummer hat.“

„Hey, ich hab keinen Liebeskummer“, widersprach Reid, als er wieder unter dem Tisch vorkam.

„Natürlich nicht“, gab ich ihm gespielt ernst Recht und unterdrückte ein Grinsen.

„Wo ist Sarah?“, wechselte Kyle das Thema und lehnte sich neben mich an die Wand.

„Ein Geschäftspartner des Imperators gibt eine Dinnerparty“, erklärte ich knapp und Kyle lachte auf.

„Ich nehme mal an, er wusste nicht, dass du heute hier kommen würdest“, mutmaßte er und ich nickte grinsend.

„Der hätte mich im Ernstfall gefesselt, wenn ich ihm das gesagt hätte“, entgegnete ich und Kyle nickte.

„Meinst du nicht, er wird ausflippen, wenn du nach Hause kommst?“ Er senkte die Stimme.

„Warum wiederholt ihr euch eigentlich alle?“ Ich sah Kyle entnervt an und sofort hob er beschwichtigend die Arme.

„Hey, ich mein’s nur gut. Es ist deine Sache.“

„Danke, wenigstens einer, der’s kapiert“, entgegnete ich Kopf schüttelnd.

„Aber es ist so-„

„Ich will’s nicht hören, okay“, unterbrach ich Kyle, doch er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.

„-dass wir uns Sorgen machen.“

„Ich hab gesagt, dass ich es nicht hören will.“

„Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht verstehe-„

Langsam riss mir der Geduldsfaden. „Kyle, halt jetzt endlich deinen Mund. Ich weiß, was ich tue.“

„Wenn du meinst.“

„Ja, meine ich.“ Ich drehte mich um, bestellte mir eine Coke und ignorierte die Stimme der Vernunft in meinem Kopf, die mich gerade schonungslos darauf aufmerksam machte, dass ich mich wie ein Kleinkind benahm.

„Lust auf ‘ne Runde Pool?“, schlug Kyle vor und ich nickte.

Kyle war mein Cousin und gleichzeitig mein bester Freund. Wir waren zusammen aufgewachsen und da seine Eltern so ziemlich das Gegenteil von meinen Eltern waren – also nett, fair und ausgeglichen – hatte ich auch den Großteil meines Lebens bei ihnen verbracht. Wahrscheinlich hatten sie sogar mehr Bilder und Videoaufnahmen meiner Kindheit, als meine Eltern selbst.

Kyle wusste wie schlecht das Verhältnis zwischen mir und dem Imperator war, aber in letzter Zeit gingen mir seine klugen Ratschläge schlichtweg auf den Sack.

Was erwartete er denn von mir?

Dass ich mich so benahm, wie es der Imperator von mir erwartete?

Schön, dann würde sein Cousin bald in Anzug und Krawatte herum stolzieren, die Freizeit mit Büffeln verbringen und statt Partys irgendwelche „Gesellschaftstreffen“ wahrnehmen, um furchtbar wichtige Menschen kennen zu lernen, die furchtbar wichtigen Einfluss hatten.

Oh, und natürlich was mit Sisy anfangen, um meine Familie noch enger in Verbindung mit den Calahans zu bringen. Wobei das wohl noch das Angenehmste von Allem gewesen wäre.

Trotzdem war das ganz klar nicht meine Idee von einem Leben.

Und sicher auch nicht die von Kyle.

Warum ließ er mich dann also nicht einfach in Ruhe?

„Hey, wir gehen später noch zu Zack“, meinte Reid zu mir, als wir mit dem Poolspiel fertig waren und uns an einen Tisch zu Sisy und zwei anderen Mädchen setzten. „Sein Bruder ist einundzwanzig geworden und besorgt uns Bier.“

„Klingt gut“, nickte ich und grinste Kyle an. „Wir können mindestens genauso hart feiern wie deine College-Kumpels.“

Und ich sollte Recht behalten. Kaum waren Sisy und die anderen Mädchen an diesem Abend gegangen sah keiner von uns Kerlen mehr einen Grund, sich zusammen zu reißen und wir soffen uns um den Verstand.

Und das musste man wirklich so nennen, denn nackt durch die nächtlichen Straßen von Gloucester zu rennen, war schlichtweg eine Idee, die

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