Die Erben
brachte, doch ich war zu verschlafen, um sie anzusprechen und Sarah war bereits leise wieder nach draußen gegangen, bevor ich den Mund überhaupt hätte öffnen können.
Um halb zwölf wachte ich dann endgültig auf. Leise ging ich aus dem Zimmer, da Kyle noch immer schlief, und schlurfte ins Bad um mich zu duschen. Sarah hatte Recht gehabt; Es stank wirklich in Kyles Zimmer und das war allein der Verdienst von Kyle und mir. Geduscht, aber mit einem dröhnenden Brummschädel ging ich nach unten auf die Suche nach etwas Essbarem. Ich öffnete den Kühlschrank, nahm mir ein paar Sachen raus und schloss wieder die Tür.
„Verdammt Sarah“, brüllte ich auf, als sie plötzlich neben mir stand und ich vor Schreck fast alles fallen ließ. „Sag doch was.“
„Na, gut geschlafen?“, fragte sie spitz und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Meine Antwort bestand aus einem Grunzen und anklagend beobachtete sie mich, wie ich mir ein Sandwich machte und hinein biss.
„Deine Ruhe hätte ich gerne“, kommentierte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Judith und George sind seit vier Stunden bei unseren Eltern, um sie davon abzuhalten dich zu Großvater nach Washington zu schicken und du sitzt hier und isst seelenruhig ein Sandwich, als ginge dich das einfach nichts an.“
Ich schluckte, doch ich sagte nichts. Was hätte ich auch sagen sollen? Es kotzte mich an, so viele Leute in diesen Krieg zwischen dem Imperator und mir hineinzuziehen. Doch nichts was ich hätte sagen können, hätte daran noch irgendetwas ändern können. Ich wusste, dass ich starrköpfig war, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte, um die Dinge wieder halbwegs ins Lot zu bringen, ohne mein Gesicht zu verlieren. Auch wenn ich fast sicher war, dass ich mir Stolz nicht einmal mehr leisten konnte. Trotzdem wollte ich dem Imperator nicht einmal einen Wimpernschlag lange glauben lassen, er hätte gewonnen.
„Danke, dass du mir frische Kleider gebracht hast“, meinte ich stattdessen. „Und dass du das Fenster aufgemacht hast. Es hat wirklich gestunken.“
Sarah zog die Augenbrauen zusammen. „Du hast mich gehört?“, wunderte sie sich. „Ich hätte wetten können, dass du tief und fest geschlafen hast.“
„Hab’s mitbekommen“, entgegnete ich nur und zuckte mit den Schultern.
Sarah ließ mich schweigend mein Sandwich zu Ende essen, doch sie ließ mich nicht aus den Augen. Als ich den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte erwiderte ich ihren Blick und atmete tief ein, ohne auf das Pochen in meinem Kopf zu achten.
„Leg los“, forderte ich sie auf, doch Sarah schürzte kühl die Lippen.
„Mit was?“, entgegnete sie knapp. „Du solltest alt genug sein, um die die Standpauke selbst halten zu können.“ Sie schnaufte. „Aber dazu bist du wahrscheinlich einfach zu stur geworden. Seit einem Jahr rebellierst nur noch, ob es sinnvoll ist oder nicht.“ Sie lehnte sich vor und legte ihre Hand auf meinen Arm. Einen Moment schwieg sie, dann sah sie mich ein wenig weicher an. „Dir tut es doch auch Leid, dass so viele Menschen wegen dir leiden müssen wegen einer vollkommen unnötigen Aktion. Du hast so viel Wut in dir, Simon. Öffne dich Daddy gegenüber doch ein wenig. Keiner erwartet, dass ihr die dicksten Freunde werdet oder du plötzlich alles tust, was er möchte, aber komm ihm doch ein wenig entgegen und vergiss deinen Stolz. Ihr seid Vater und Sohn, das ist doch kein Krieg, aus dem einer von euch als Sieger hervor gehen muss.“
Ich beobachtete meine Schwester und zog meinen Arm weg. Ihr eisblauer Blick brannte sich in meine Augen. Was sie sagte war die Wahrheit und wie üblich sehr vernünftig, doch mir stellten sich die Nackenhaare. Nicht, weil ich so gerne unvernünftig war und aus Prinzip nie auf sie hören würde, sondern weil Sarah ein Talent dazu hatte, mir das Gefühl zu geben, ich sei ein offenes Buch für sie. Als könne sie meine Gedanken lesen.
„Ich denke darüber nach“, meinte ich dumpf und stand auf, um mir endlich etwas gegen die Kopfschmerzen zu holen, als Sarah sich räusperte. Sie schob etwas zu mir über den Tisch und zog die Hand weg. Es waren Kopfschmerztabletten.
„Aufstehen Simon“, weckte mich Tante Judith montags morgens und stellte eine Tasse Kaffee auf den Schreibtisch in Kyles Zimmer. Sie und Onkel George hatten mit dem Imperator vereinbart, dass ich vorerst hier blieb. Was mir nur Recht war.
„Es ist noch so früh“, jammerte ich und zog mein Kissen über den
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