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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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feuerroten Leine und ich wusste, dass gleich ein Kellner aus dem Cafe kommen würde und sein Tablett fallen lassen, weil ihm der Chihuahua zwischen die Füße gerannt war.

Mir schossen die Tränen in die Augen, als ich die Kaffeetassen auf den Bordstein fallen hörte und erst als ich Joes Hand auf meiner Schulter spürte, fiel der furchtbare Schleier endlich von mir ab und die Welt drehte sich wieder in normaler Geschwindigkeit.

„Was ist los, Lyn?“, fragte er besorgt und ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht und rappelte mich auf, auch wenn sich meine Beine noch immer wie Pudding anfühlten.

„Nichts, ist schon okay“, antwortete ich hastig. „Ich bin nur mit dem Ellenbogen gegen die Hauswand gekommen“, log ich schnell. „Das zieht immer so.“

„Kenn ich, das geht aber schnell weg“, meinte Joe aufmunternd und hob lächelnd die Tüte hoch. „Aber ich habe endlich den Pullover. Lust auf einen Smoothie als Abschluss des gelungenen Einkaufs?“

Ich nickte und raffte mich zu einem Lächeln auf.

6. Kapitel

    - 6 -

Lyn

    Unruhig ging ich in meinem Zimmer auf und ab.

Es war bereits eine halbe Stunde her, seit Joe mich zu Hause abgesetzt hatte und es hatte mich wirklich einiges an Kraft gekostet, ruhig und gelassen zu wirken, solange wir noch in der Stadt gewesen waren. Vermutlich mit mäßigem Erfolg, wenn ich mir Joes Gesicht ins Gedächtnis rief, als er weggefahren war.

Doch kaum war ich in mein Zimmer gestürzt, ging in meinem Kopf praktisch eine Party los.

Die grüne Jacke, der silberne Volvo, der nervtötende Chihuahua, die Jacke, Volvo, der bescheuerte Köter…
    Tausend Bilder wirbelten vor meinem inneren Auge umher und obwohl mir schwindlig wurde, konnte ich mich nicht setzten.

Ich zerrte meine Füße aus den Schuhen und ging in Strümpfen weiter im Zimmer umher. Nervös fing ich an, auf meinem Daumennagel herum zu kauen.

„Das war reiner Zufall“, sagte ich mir immer wieder. „So etwas kommt schon mal vor. Bloß keine Panik kriegen. Fiona ist eine dämliche Vakuum-Birne und das hast du schon lange gewusst, deswegen hast du davon geträumt, dass sie Thor hintergeht.“

Meine Stimme war schrill und entgegen meines Versuchs mich zu beruhigen, stieg die Panik trotzdem schubweise in mir hoch.

Jemand klopfte an die Tür und ich schreckte zusammen. Kurz überlegte ich, mich im Schrank zu verstecken, doch das wäre schon alleine an der Unordnung darin gescheitert.

„Ja“, antwortete ich deshalb. Meine Stimme war noch immer grell und zittrig.

Es war mein Bruder, der die Tür öffnete.

Halleluja
    , dachte ich wütend.
Genau der Mensch, den ich jetzt gerade brauche.
    Thor kam in mein Zimmer und sein Blick wurde besorgt, als er mich sah. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Natürlich“, entgegnete ich zu hastig und Thor kam auf mich zu.

„Ist etwas passiert?“ Er streckte die Hand aus und wollte mich berühren, doch ich zog meinen Arm weg und ging an ihm vorbei.

„Nein, es ist nichts passiert“, sagte ich mit zu lauter Stimme und lief auf die andere Seite meines Zimmers. „Das heißt, irgendwie schon.“

Thor starrte mich an, offensichtlich verunsichert von meiner untypischen Art.

Er kannte mich eigentlich nur ruhig und unterkühlt, beinahe gelangweilt. Es kam selten vor, dass ich so die Fassung verlor.

Es ist aber auch selten, dass du etwas träumst, was dann auch einfach mal genau so passiert
    , murrte ich innerlich.

„Na, erzähl schon“, forderte Thor mich ungeduldig auf und ließ sich auf mein Bett nieder.

Er deutete neben sich, doch ich konnte mich nicht setzten.

In mir war alles aufgewühlt und rau. Ich hatte das Gefühl mich bewegen zu müssen, um nicht auseinander zu fallen.

„Fiona betrügt dich“, schoss es aus mir raus. Das bisschen Einfühlungsvermögen, das ich unter normalen Umständen vielleicht besessen hätte, war in diesem Moment praktisch nicht mehr vorhanden. „Sie war in Gloucester und das kam mir komisch vor, weil du meintest, sie sei zu ihren Eltern.“

Thors Augenbrauen zogen sich zusammen, doch er schwieg und wartete, bis ich weiter redete.

„Also bin ich ihr nachgegangen“, fuhr ich fort und wedelte unwirsch mit den Händen herum. „Und dann habe ich gesehen, wie sie sich mit einem Mann getroffen hat. Thor, sie betrügt dich.“

Thors Augenbrauen bewegten sich wieder auseinander und er sah mich beinahe belustigt an. „Das war vermutlich nur ihr Bruder“, winkte er ab. „Sie fährt sonst auch immer mit Jeremy zusammen

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