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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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wegen Sisys Hilfe.
    „Das hier soll kein Tribunal oder so sein“, beruhigte mich Mr. Brown und setzte sich neben mich auf einen anderen Stuhl. „Es ist nur so, dass ich bei manchen Schülern sehe, dass sie mit den Colleges hinterher hinken. Du bist da nicht die Einzige. Bei dir kommt jedoch erschwerend hinzu, dass du jetzt seit über einem Monat an der Schule bist, aber weder irgendwelche sozialen Aktivitäten vorzuweisen hast, noch einem Sportteam beigetreten bist.“

„Ah“, meinte ich und verzog das Gesicht. „Hastings hat Sie auf mich angesetzt.“

Mr. Brown schüttelte grinsend den Kopf. „Er hat tatsächlich die Hoffnung, dass ich bei ein paar Schülern zu einem gewissen Durchbruch verhelfen kann, aber wegen dir hat er noch nichts gesagt.“

Ich begann an meinem Daumen zu spielen, da ich nicht wusste, welche Reaktion Mr. Brown von mir erwartete. Glücklicherweise sprach er weiter.

„Wenn du willst, werde ich mir Gedanken machen, wie wir zumindest deine Schulakte etwas aufmotzen können“, bot mir Mr. Brown an und ich sah unsicher zu ihm.

„Pimp my File oder wie?“

„So ähnlich.“ Er lachte.

„Bringt das denn etwas?“

„Natürlich bringt das etwas“, meinte er überzeugt und setzte sich auf. „Wenn deine Akte aussagt, dass du dich anstrengst, dann ist das schon mal ein Anfang. Der Name Canterbury alleine ist nicht viel wert, wenn du eher durchwachsene Noten hast und dich auch sonst nicht irgendwie hervorhebst. Wo du dich schlussendlich bewerben willst, musst du natürlich alleine herausfinden, wir können aber zusammen schauen, wo deine Stärken liegen.“

„Gibt es dafür nicht eigentlich Collegeberater?“, meinte ich.

„Eigentlich schon und wenn du lieber mit einem von denen sprechen willst, ist das okay für mich.“ Mr. Brown hob die Hände hoch. „Ich biete mich nur an, falls du mit jemandem reden willst, der das ganze Collegezeug nicht schon vor zwanzig Jahren beendet hat und für den du nicht ein Senior von vielen bist, mit dem ich reden muss, weil es mein Job ist.“

Ich lächelte Mr. Brown müde an. Es war ein wirklich großzügiges Angebot, doch die ganze Collegesache wurde dadurch nicht einfacher oder überschaubarer für mich.

Dad hatte sein Leben lang gewusst, dass er an der University of Edinburgh Journalismus studieren wollte.

Thor hatte ein Praktikum in einem Kinderheim gemacht, als er wenig jünger gewesen war als ich jetzt und daraufhin beschlossen, einen sozialen Beruf ausüben zu wollen und Kinderpsychologie zu studieren. Den sozialen Beruf hatte er und seit dem Sommer studierte er auch.

Und selbst Mum hatte bereits als junges Mädchen einfach nur ein schönes Haus, einen lieben Ehemann und tolle Kinder gewollt, um glücklich zu werden. Angeblich hatte sie das geschafft, auch wenn ich noch nicht wusste, wie ich in dieses Idyll passte.

Bei mir war dagegen zukunftstechnisch ein großes schwarzes Loch. Mit noch mehr Nichts drum herum.

Prinzipiell war es für mich okay, einfach nur ewig zur Schule zu gehen.

Von den Mitschülern einmal abgesehen und auch außer Acht gelassen, dass an der Canterbury dieser ganze Sozialquatsch so beliebt war, war der Unterricht an sich ganz in Ordnung.

Naja, eigentlich nur Geschichte und Literatur. Wenn Professor Lembergh gut drauf war, dann konnte ich auch Politik etwas abgewinnen.

Wenn es also einen Beruf gab, der beinhaltete, einfach nur fünf Tage die Woche Geschichte, Englisch und Politik zu lernen und das auch noch ohne nervende Mitschüler, dann war das mein Traumberuf.

Zu blöd, dass es das nicht gibt.
    Abends schlurfte ich zu Hause in die Küche und öffnete den Kühlschrank, um einen Schluck Milch aus dem Container zu trinken.

„Wenn das Mum sieht.“

Erschrocken drehte ich mich um und sah Thor am Küchentisch sitzen. Er schälte eine Orange und sah mich amüsiert an.

„Erschreck‘ mich doch nicht so“, meinte ich grinsend und wischte die Milch von meinem Mund.

„Sorry.“

Ich stellte den Container zurück und nahm mir eine gefüllte Toasttasche aus der Schachtel, die auf dem Kühlschrank stand. Kauend setzte ich mich zu Thor.

„Wie geht’s dir?“, fragte ich ihn, als ich ihm fasziniert zusah, wie er versuchte, die Schale der Orange an einem Stück abzuziehen.

„Ganz okay“, meinte er matt, ohne die Augen von seinem Werk zu nehmen.

„Vermisst du die Vakuum-Birne?“

Thor sah streng auf und ich korrigierte mich. „Fiona, entschuldige.“

Langsam schüttelte er den Kopf. „Nicht sie. Aber was

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