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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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wir hatten.“ Die Schale riss auseinander und Thor schnaufte. „Eben das, was war, bevor sie mich belogen hat.“

„Das findest du wieder“, meinte ich und stopfte mir den Rest meiner Toasttasche in den Mund.

Verwundert sah Thor mich an. „Die schmecken doch ungetoastet gar nicht.“

Ich zuckte die Achseln. „Das sind die mit Marshmallow Geschmack, die schmecken überhaupt nicht.“

„Warum isst du sie dann?“

Wieder zuckte ich mit den Achseln. „Die Hoffnung, Zucker würde helfen hat mich wohl dazu gebracht.“

„Wobei brauchst du Hilfe?“, wollte Thor wissen und steckte sich einen Schnitz seiner Orange in den Mund.

„Bei meinen Collegebewerbungen.“

Thors Gesicht hellte sich auf. „Dabei kann ich dir doch helfen. Und Dad auch.“

„Dazu müsste ich aber erst einmal wissen, was ich machen will.“ Ich stand auf und wollte die Keksdose vom Kühlschrank nehmen, als ich Thor ansah. „Ist Mum zu Hause?“

Er schüttelte den Kopf und ich setzte mich mit der Dose wieder an den Tisch.

„Mein Geschichtelehrer hat heute mit mir geredet“, erklärte ich meinem Bruder und die Keksbrösel fielen aus meinem Mund, als ich redete. „Er meinte, mein Stundenplan lässt nicht wirklich darauf schließen, was ich mal machen möchte und dass er deswegen den Eindruck hat, dass ich es wohl auch noch nicht weiß.“

„Womit er vermutlich genau ins Schwarze getroffen hat“, kommentierte mein Bruder und riss eine neue Scheibe seiner Orange ab.

„Ziemlich zielsicher sogar.“ Ich suchte einen weiteren Schokokeks aus der Dose und stopfte ihn mir in den Mund. Mit vollem Mund sprach ich weiter. „Manchmal habe ich den Eindruck, ich eigene mich für nichts so richtig.“

„Das ist doch Schwachsinn“, widersprach mir Thor.

„Ja? Dann sag mir doch mal, wozu ich mich eignen würde“, forderte ich ihn auf, doch ich ließ ihn nicht einmal antworten. „Klar, ich lese gerne und Musik finde ich auch toll. Aber was soll ich damit anfangen? Bücher verkaufen und Bands managen?“

„Zum Beispiel“, meinte mein Bruder und ich verdrehte die Augen.

„Ich kann auch einen Lichtschalter bedienen. Soll ich deswegen jetzt Elektriker werden?“

Thor lachte. „Ich meinte damit eher, dass du vielleicht ja wirklich Talent hättest, eine Band zu managen. Du liebst Musik und du kannst dich gut durchsetzten.“

„Die Leute willigen bei mir meistens nur ein, weil ich sie nerve oder sie Angst haben, ich könnte durchdrehen.“ Ein weiterer Keks verschwand in meinem Mund und ich grinste meinen Bruder an. „Manchmal drohe ich ihnen auch mit dir.“

„Mit mir?“, wunderte sich Thor und zeigte ungläubig mit dem Finger auf sich.

„Klar, in Danbury hat das oft geholfen“, lachte ich. „Aber hier kennen dich die Leute meistens und wissen, dass du in Wirklichkeit nur ein großer Kuschelbär bist.“

Lachend warf Thor eine Orangenscheibe nach mir.

Mitte Oktober war das größte Drama in meinem Leben das Wetter geworden.

Ein Zimmer über der Garage mit eigenem Eingang war zwar toll, aber wenn man jeden Morgen durch den bitterkalten Wind musste, um zu seinem Essen zu kommen, das im anderen Haus aufgetischt wurde, fing man an, den Nutzen mit den Kosten aufzuwiegen.

„Können wir nicht einen Tunnel von der Garage hierher buddeln, damit ich nicht immer durch dieses saukalte Wetter muss?“, wollte ich eines Morgens missmutig wissen, als ich hechelnd und durchgefroren an den Frühstückstisch stürzte.

„Du kannst ja im Haus überwintern“, schlug mein Bruder vor.

Ich sagte nichts zu seinem Vorschlag. Die Ruhe, die ich in meinem Zimmer hatte, war mir mehr wert, als die Wärme auf dem Weg zur Essensausgabe meiner Mutter.

Zumindest noch.

Meine Eltern saßen mit uns am Tisch und Mum erzählte Dad gerade von einer gewissen Mrs. Townsend, die fünf Kinder von drei Männern hatte. Ich vermutete stark, dass es sich um eine der Klatschgeschichten handelte, die sie im Frauenverein aufgeschnappt hatte.

„Vier von den Kindern sind erst zwischen zwei und sieben Jahren“, erklärte Mum wichtigtuerisch und rührte in ihrer Kaffeetasse herum. „Der Älteste muss aber schon in Lyns Alter sein.“

„Und die hat sie von drei Männern?“, wollte Dad mit leiser Stimme wissen und stopfte sich einen Keks in den Mund.

„Ja, von drei Männern“, antwortete Mum. „Der erste Mann ist kurz nach der Geburt ihres Sohnes verunglückt. Damals waren die Beiden erst siebzehn Jahre alt. Und die anderen Männer sind immer abgehauen. Der

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