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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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Letzte sogar in der Nacht, in der sie ihre jüngste Tochter bekommen hat.“

Schien nicht so, als sei diese Mrs. Townsend ein besonders großer Glückspilz und auch wenn meine Eltern eindeutig Mitleid mit der Frau hatten, waren sie dennoch rettungslose Klatschtanten.

Mum wandte sich an mich. „Vielleicht kennst du ja ihren Sohn“, meinte sie zu mir und ich hob sofort die Hände.

„Zieh mich da nicht mit rein“, sagte ich schnell. „Selbst wenn ich ihn kenne, werde ich diesem Kaffeeklatsch hier kein Kanonenfutter beisteuern.“

Ich griff nach der Nougatcreme, als ich inne hielt und meinen Dad anstarrte.

„Dad, wir haben grade mal Mitte Oktober“, meinte ich schockiert. „Du kannst doch nicht Mitte Oktober schon anfragen Weihnachtskekse zu essen.“

„Wieso nicht?“, fragte er mich grinsend und die Keksreste strahlten mich aus seinem Bart an. „Das sind normale Kekse, die die Form eines Tannenbaums haben.“

Bevor ich ihm antworten konnte, klingelte das Telefon und ich trottete in den Flur.

„Ja?“

Der Anrufer zögerte. „Äh, bin ich da bei Westera?“

„Ja.“

„Ah, okay. Hier spricht Joe Sanders. Kann ich bitte mit Lyn sprechen?“

„Tust du schon.“

Joe lachte kurz. „Wäre vielleicht hilfreich, wenn du dich am Telefon mit deinem Namen melden würdest.“

„Zu einfach“, meinte ich schlicht und setzte mich wieder an den Tisch.

„Was machst du gerade?“, wollte Joe wissen und ich stopfte mir einen der Weihnachtskekse in den Mund, bevor ich antwortete.

„Wir frühstücken gerade und meine Eltern tauschen dabei den neusten Tratsch aus.“

Mum deutete mir mit der Hand still zu sein und schlug dann meinem Dad auf die Hand, als der den vermutlich zehnten Keks essen wollte.

„Okay, sie tratschen nicht“, korrigierte ich mich. „Sie reden nur über Menschen, die sie nicht kennen und informieren sich über Sachverhalte, die sie nie nachgeprüft haben.“

Joe lachte am anderen Ende und meine Mum starrte mich entgeistert an.

Unbeirrt fuhr ich fort. „Und währenddessen stopft sich mein Dad Weihnachtskekse hinein, was ich Mitte Oktober ethnisch absolut unvertretbar finde, und meine Mum regt sich drüber auf. Nicht wegen dem ethnischen Standpunkt, sondern weil er zu fett wird“, erklärte ich zu Ende und Joe lachte noch mehr.

„Und was machst du?“

„Ich esse Weihnachtskekse und telefoniere mit dir.“

„Dein Leben ist besser als Stand-Up-Comedy“, kommentierte Joe belustigt.

„Und deswegen hast du angerufen“, entgegnete ich und schob mir den letzten Keks in den Mund. Sehr zum Bedauern meines Dads.

„Eigentlich wollte ich dich fragen, was du heute Abend machst“, gab Joe zu. „Es ist Samstag und Ava und ich waren schon seit Wochen nicht mehr weg. Und wir dachten, da du einen älteren Bruder hast, könnten wir vielleicht irgendwas Besonderes machen. Du weißt schon, weil er über einundzwanzig ist und so.“

Ich lächelte und hob die Hand über die Sprechmuschel. „Thor, hast du heute Abend schon was vor?“

Seit unsere Eltern mit mir auch nach Massachusetts gezogen waren, war ich noch nicht einmal mit meinem Bruder weg gewesen. Zuerst hatte ich Fiona aus dem Weg gehen wollen und jetzt, nach der Trennung, ging er selbst kaum noch weg.

„Ein paar Freunde würden sich freuen, wenn ich mal wieder ins
Jackie’s
    kommen würde“, meinte Thor und zuckte mit den Achseln.

Ich wollte ihn gerade fragen, ob er Ava, Joe und mich mitnehmen würde, als Joe in den Hörer brüllte. „Hat er gerade
Jackie’s
    gesagt? Das
Jackie’s
    in Salem?“

„Ich soll dich fragen, ob du das
Jackie’s
    in Salem meinst“, wandte ich mich wieder an Thor, der stumm nickte.

„Er nickt“, gab ich Joe zur Antwort und hob sicherheitshalber den Hörer ein wenig von meinem Ohr entfernt.

„Oh mein Gott“, jauchzte Joe auch schon. „Würde er uns dahin mitnehmen?
Kann
    er uns da mitnehmen?“

Wieder sah ich zu meinem Bruder. „
Kannst
    du uns da mitnehmen?“, fragte ich ihn und betonte es genauso bedeutungsschwer wie Joe.

Thor fing an zu grinsen. „Ja, ich
kann
    euch da mitnehmen.“

„Er sagt Ja“, teilte ich Joe überflüssigerweise mit, der bereits mit dem Jubeln begonnen hatte.

„Mann, ist das cool“, meinte er außer Atem. „Ich sag sofort Ava Bescheid. Wir sind um acht bei dir, okay?“

Ich wollte antworten, doch dann schepperte es und ich hörte Joe fluchen. Er hatte wohl vor lauter Aufregung den Hörer fallen lassen. Es klapperte nochmal, dann war die Leitung

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