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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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ging“, meinte ich und zuckte mit den Schultern. „Wie war eigentlich eure Kreuzfahrt?“

Granma sog langsam Luft ein und sah durch die hohe Fensterfront nach draußen. Der Mond erleuchtete den Garten und das Feld dahinter, das irgendwann in der Dunkelheit verschwand.

„Arthur und ich hatten den Wunsch, eine lange Kreuzfahrt zu machen, seit wir geheiratet haben“, begann Gran schwerfällig. „Im Nachhinein frage ich mich ein bisschen, warum.“

„So schlimm?“, lachte ich.

„Nicht schlimm, aber irgendwie werden wir langsam zu müde für so viel Aufregung.“ Sie zuckte die Achseln und trank einen Schluck aus ihrer Dose. „Diese Hetzerei, sobald man an einem Hafen angekommen ist und dann soll man innerhalb von einem Tag eine komplette Insel angucken.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die beste Zeit hatten wir, wenn wir auf See waren und mit den anderen Passagieren Karten gespielt oder getanzt haben. Und das können wir auch hier machen.“

Ich nickte und sah wieder nach draußen aufs Feld. Langsam zog Nebel auf, als hätte jemand eine Nebelmaschine angeschaltet.

Gran räusperte sich und änderte ihre Sitzposition ein wenig. „So, ich habe gehört, Thor und Fiona sind nicht mehr zusammen.“

Ein wenig angespannt löste ich meinen Blick von der Ferne und sah zu Gran.

„Ja, sie haben sich getrennt, als ihr gerade in Urlaub gefahren seid“, bestätigte ich und Gran musterte mein Gesicht.

„Deine Mutter hat erwähnt, Fiona hätte ihn betrogen“, meinte sie gedehnt. „Da habe ich spontan an unser Gespräch im Sommer denken müssen, als wir mit Kafka am Stand spazieren waren.“

„Da bist du nicht die Einzige“, entgegnete ich und begann mit dem Henkel auf meiner Dose zu spielen. „Um ehrlich zu sein, wollte ich dich schon seit Tagen deswegen anrufen.“

Als ich wieder aufsah, hatte Gran ihren eindringlichen Blick noch immer auf mich geheftet.

Stockend begann ich zu erzählen und ließ kein Detail aus.

Angefangen an dem Tag, an dem ich Fiona erwischt hatte bis zu diesem Abend im
Jackie’s
    , an dem ich sogar in Ohnmacht gefallen war.

Als ich fertig war, sah Gran mich mit einem vollkommen ausdruckslosen Gesicht an. Zumindest so ausdruckslos, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie mich für geistesgestört, oder ganz einfach nur verrückt hielt

„Hattest du seit dem nochmal Nasenbluten?“, wollte sie wissen und ich schüttelte den Kopf.

„Seit dem ist nichts mehr passiert.“

Gran sah nach draußen, dann drückte sie die Lippen aufeinander. „Weiß noch jemand außer mir davon? Ich meine, abgesehen von Thor.“

„Ich habe Thor nichts davon erzählt“, erklärte ich. Gran schien überrascht, was nicht weiter ungewöhnlich war. Schließlich wusste Thor sonst alles über mich. „Selbst dir hätte ich es nicht erzählt, wenn du damals am Strand nicht so eigenartig reagiert hättest.“

Gran musterte mich eine Weile und überlegte. „Ist in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches passiert, weswegen man sich Sorgen machen müsste?“

Ich schob meine Augenbrauen nach oben. „Du meinst, außer meinem Nasenbluten und den Träumen, die sich in die Tat umgesetzt haben?“

Überraschenderweise blieb Gran vollkommen ernst. „Ja.“

Kurz überlegte ich, ob ich ihr von diesem mysteriösen Gasmann erzählen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Gran wirkte aufgewühlt, ganz im Gegensatz zu ihrer sonstigen Gelassenheit, was mich verunsicherte.

Also zuckte ich mit den Achseln. „Nichts Erwähnenswertes.“

„Bitte versprich mir, dass du Thor sofort erzählen wirst, was mit dir passiert, wenn du auch nur den Hauch einer Gefahr witterst“, bat mich Gran und meine Unsicherheit wuchs.

„Du verheimlichst mir doch etwas“, warf ich ihr vor. „Diese ganze Geschichte mit meinen Träumen. Das ist doch keine Überraschung für dich, oder? Was ist hier los?“

Wieder schaute Gran aus dem Fenster, bevor sie sich mir zuwandte. „Leider kann ich dir keine wirkliche Erklärung für das geben, was mit dir passiert, ich habe nur Vermutungen.“

Ich sackte ein wenig in mich zusammen, schwieg jedoch.

Gran nahm sich einen Keks, entschied sich dann doch dagegen und legte ihn zurück in die Schüssel. „Seit unserem Gespräch am Strand hatte ich befürchtet, dass so etwas passieren würde, weil unsere Familie eine gewisse Vergangenheit hat. Bevor du mir von diesen Träumen erzählt hattest, hatte ich diese Legenden immer für Humbug gehalten.“

Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich bedachte

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