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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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Gran mit einem leicht idiotischen Gesichtsausdruck. „Hä?“

Statt zu antworten, hob Gran eine Hand und stand auf. „Warte einen Moment.“

Sie ging aus dem Wintergarten und ich hörte sie die Treppen hochsteigen. Unschlüssig blieb ich sitzen, bis sie nach endlosen Minuten wieder herunter kam und sich in ihren Sessel zurück setzte.

Sie legte etwas in ihren Schoß, das aussah wie ein Bündel loser, vergilbter Papiere. Sie waren durch ein Stück Leder geschützt und wurden mit ein paar ledernen Schnüren zusammengehalten.

„Als meine Mutter starb, haben wir dieses Haus geerbt“, erklärte Gran und deutete um sich. Sie wirkte wieder ein wenig gefasster. „Wie du weißt haben Arthur, dein Vater und ich damals noch in Schottland gelebt und kamen erst hierher, als dein Vater geheiratet hat. Natürlich musste einiges renoviert und restauriert werden und vieles davon hat dein Granpa selbst übernommen. Als er im Schlafzimmer die Wände versetzen wollte, hat er einen Hohlraum entdeckt, in dem ein paar alte Decken lagen und dieses Bündel.“

Sie deutete auf den Lederumschlag auf ihrem Schoß.

„Wir haben es damals halbherzig durchgeblättert und gemerkt, dass es alte Aufzeichnungen waren. Zur Hälfte unbrauchbar wegen Papierzerfalls, teilweise auch ausgeblichen wegen der Feuchtigkeit in den Wänden.

Jedenfalls haben wir auf einer Seite die Jahreszahl 1690 entdeckt und gedacht, mit dem Bündel lässt sich vielleicht ein bisschen Geld machen, schließlich hat die Renovierung hier genug gekostet.

In Salem haben wir einen Antiquar gefunden, der großes Interesse hatte. Er hat uns eine Unsumme geboten, doch Arthur wurde misstrauisch, weil der Händler so versessen auf diese Aufzeichnungen war.

Also hat er einen Freund, der Geschichtsprofessor in Yale war, gebeten, das Schriftstück zu untersuchen. Vertraulich natürlich.“

Sie nahm sich einen Keks und biss ein Stück ab.

„Kurz darauf wurde hier bei uns eingebrochen und das komplette Haus auf den Kopf gestellt. Es war ein riesiges Chaos.“ Sie spülte den Keks mit einem Schluck Coke herunter.

„Zwei Wochen später bekamen wir von Richard die Abschrift des Buches und er riet uns an, es besser einem Museum zu geben, als einem Händler.

Nur wenige Tage später hatte er einen Autounfall und starb.“

Ich schüttelte verwundert den Kopf. „Überraschende Wendung.“

„Das kann man wohl sagen“, pflichtete Gran bei und nickte. „Es stellte sich heraus, dass sein Wagen manipuliert worden war und zwar von der gleichen Person, die bei uns eingebrochen hatte.“

Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte Gran ungläubig an. „Doch nicht etwa von dem Antiquar?“

Gran hob ihren Finger. „Von genau dem.“

„Das hast du dir doch ausgedacht“, meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Edgar Allen Poe hätte so etwas schreiben können.“

Gran lachte rau auf. „Glaub mir, Kleines. Weder Arthur noch ich sind begeistert von dieser Geschichte.“

„Und was steht in diesem Buch, dass dafür jemand sogar zum Mörder wird?“

Gran lehnte sich zurück und begann das Lederbündel vorsichtig in der Hand zu drehen. „Es ist ein Tagebuch. Viel ist nicht übrig geblieben, aber das was man noch lesen kann, beschreibt das Leben einer gewissen Eliza, die im späten siebzehnten Jahrhundert nach Neuengland kam und als Hausmädchen bei einem John Goodman in Salem arbeitete.

Das Interessanteste ist jedoch, dass sie Visionen hatte. Sie hat Dinge in ihren Träumen gesehen, die dann auch eingetreten sind.“

Meine Atmung war flach und vermutlich viel zu langsam für mein Hirn, das wie blöd zu arbeiten begann.

„Das war etwa zur Zeit der Hexenprozesse“, warf ich ein. „Hat sie es überhaupt überlebt, über solche Visionen auch nur nachzudenken?“

„Das Tagebuch endet, als sie flüchtet, ich kann es dir also nicht sagen“, erklärte Gran.

Ich nickte stumm vor mich hin, dann drehte ich mich wieder zu Gran. „Und wie haben dich diese Eliza und ihr Tagebuch dazu gebracht, zu befürchten, ich könnte auch Visionen haben?“

„Dein Großvater hat nach der Renovierung viel Zeit darauf verwendet, nachzuforschen, wer Eliza war“, erklärte Gran und drehte die Cokedose in ihrer Hand. „Nach dem, was Richard passiert war, wollten wir niemanden mehr um Hilfe bitten, als hat er das selbst in die Hand genommen.

Er konnte nichts finden, bis er sich die Geschichte dieses Hauses angesehen hat. Er hoffte, dass Eliza hier gelebt und selbst das Tagebuch

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