Die Erben
das Zimmer.
„Ist es möglich, noch ein Einzelbett hier rein zu stellen?“, wollte Onkel George wissen und Dr. Johnson nickte.
„Das sollte machbar sein.“
„Gut“, entgegnete Onkel George und ging langsam zur Tür. „Dann würde ich es begrüßen, wenn sie das veranlassen könnten, damit meine Frau bei unserem Sohn bleiben kann. Sie würde sonst versuchen, neben Kyle zu schlafen und der Kerl ist langsam wirklich zu groß für solche Scherze.“
Der Arzt schmunzelte, als Onkel George die Augen verdrehte und die Tür öffnete.
„Ich werde dann Heim fahren“, verkündete er und streckte dem Arzt eine Karte entgegen. „Rufen Sie bitte an, wenn etwas ist“, bat er ihn und kurz konnte man erkennen, dass er sich unter all der Gelassenheit dennoch große Sorgen um Kyle machte.
Dr. Johnson nickte und Onkel George verließ das Krankenhaus in Richtung Parkplatz.
Weiter unten den Flur hinunter hörte ich wieder die bellende Stimme des Imperators.
Er stampfte, noch immer wütend, den Korridor entlang und sah um jede Ecke.
„Er muss doch hier irgendwo sein“, meinte er in diesem Moment und schlug gegen eine Wand. „Simon? Simon! Komm sofort hierher!“
„Er ist nicht hier“, erwiderte Tessa hinter ihm und klang, als hätte sie das schon mehrmals gesagt.
Der Imperator drehte sich zu ihr und seine Augen wurden schwarz vor unterdrücktem Zorn. „Teresa, ich bin dir dankbar, dass du sofort hierhergekommen bist und dich um den Zirkus gekümmert hast, der wegen meines Sohnes losgebrochen ist“, erklärte er mit deutlichem Zorn in der Stimme. „Du hast sogar die Verantwortung auf dich genommen und verheimlicht, dass die Party in Georges Scheune stattfand, ohne elterliche Aufsicht. Das war zwar unnötig und schützt Simon leider vor der Strafe, die er verdient hätte, aber du hattest die besten Absichten.“ Er lehnte sich ein Stück vor. „Aber vor meiner Strafe kannst du ihn nicht schützen. Er ist immer noch mein Sohn und bei aller Freundschaft, die unsere Familien verbindet, rate ich dir, dich nicht in meine Erziehung einzumischen. Du bist eine Mutter, Teresa, du musst aufhören, eine Freundin für die Kinder sein zu wollen. Wenn du also weißt, wo Simon ist, dann sag es mir.“
Tessa erwiderte den starren Blick des Imperators.
Obwohl sie, wie ihre Tochter, diese zerbrechlich wirkende Schönheit besaß, konnte sie unglaublich hart aussehen.
Und das tat sie in diesem Moment.
Ihre Gesichtszüge waren wie gemeißelt und das Blau in ihren Augen wurde dunkler.
„Ich weiß nicht, wo Simon ist“, erwiderte sie langsam und deutlich. „Und ich würde es dir auch nicht sagen, wenn ich es wüsste. Weil ich kein Freund deiner Erziehungsmethoden bin.“
Das saß.
Der Imperator starrte sie an und die Wut quoll ihm praktisch aus jeder Pore.
Ohne ein weiteres Wort ging er den Korridor hinunter zum Ausgang, stieß die Tür mit Wucht auf, so dass sie gegen die Wand geschleudert wurde und einen großen Sprung bekam.
Eine gewisse Genugtuung machte sich bei mir breit. Tessa hatte vor mir schon oft auf den Imperator geschimpft, sich aber aus purer Friedfertigkeit ihm gegenüber immer zurück gehalten.
„Die muss er aber zahlen“, meinte der Hausmeister, der in diesem Moment auf den Flur getreten war und den dramatischen Abgang beobachtet hatte.
Tessa schüttelte ungläubig den Kopf. „Das wird sicher nicht die erste Rechnung sein, die er wegen seiner cholerischen Ausbrüche bekommt. Und leider auch nicht die letzte.“
Sie ging ebenfalls auf den Ausgang zu und an Reid vorbei. „Soll ich dich Heim fahren?“
Er nickte und folgte Tessa, die sich während dem Laufen umdrehte.
„Sisy, kommst du dann bitte auch?“
„Sofort“, rief sie ihrer Mum nach und stand auf.
Thor begleitete sie bis zur Tür und zog sie an sich. „Versuch ein bisschen zu schlafen, in Ordnung?“
Sisy seufzte. „Ich würde lieber noch hier bei dir bleiben und warten, bis Lyn ansprechbar ist und Sarah aufwacht.“
„Ich schreib dir“, versprach Thor. „Sobald Lyn etwas sagt oder Sarah aufwacht, bekommst du eine Nachricht von mir, okay?“
Sie nickte und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Danke.“
Statt einer Antwort legte Thor seinen Kopf auf ihren und spannte die Arme an, als er sie fester an sich drückte.
Schließlich ließ er sie los und Sisy ging auf Tessas SUV zu. Auf halber Strecke blieb sie abrupt stehen, drehte sich um und lief zurück zu Thor.
Auch er kam ihr entgegen und als sie vor ihm stand, legte er eine
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