Die Erben
bekommen hatte.
„Die Kombination dieses Medikaments“, fuhr Dr. Johnson fort, „und dem Alkohol hätte schon gereicht, dass Sarah zumindest einen Schwächeanfall bekommt. Aber irgendetwas hat ihr Nervensystem zusätzlich stark belastet und da hat ihr Körper die Notbremse gezogen.“
Der Imperator starrte den Arzt schweigend an, schließlich hatten weder Sarah noch ich ihm erzählt, dass Prof. Whitmore Sarah diese Tabletten gegeben hatten.
Erwartungsgemäß sensibel reagierte er nun darauf.
Er lief leichenblass an, dann sah zu Tessa.
„Lass uns bitte allein“, forderte er sie beinahe tonlos auf.
Sie nickte, dann drehte sie sich um und verließ den Behandlungsraum.
Mein Gewissen wurde immer schwerer, schließlich war es meine Schuld, dass Sarah ein Medikament in ihrem Blutkreislauf hatte, deren Nachwirkungen alleine schon stark genug gewesen wären, um sie aus den Schuhen zu hauen.
Was auch immer als dritter Faktor dazu gekommen war, vielleicht wäre es nicht so schlimm ausgegangen, hätte ich die Nerven behalten und sie nicht gleich an einen Arzt ausgeliefert.
„Welche Medikamente hat meine Tochter genommen?“, wollte der Imperator wissen und riss mich damit aus meinen Selbstvorwürfen.
„Wir kennen nur den Wirkstoff“, erklärte Dr. Johnson. „Das genaue Präparat kann Ihnen der behandelnde Arzt mitteilen.“ Er blätterte in der Krankenakte von Sarah. „Hier ist leider kein Eintrag, aber-“
„Ich weiß, wer der Arzt war“, unterbrach der Imperator ihn. „Es war Prof. Whitmore, der auch meine Frau behandelt.“
„Hat ihre Frau-“, begann der Arzt, doch er wurde sofort unterbrochen.
„Die Krankheitsgeschichte meiner Frau tut nichts zur Sache“, herrschte der Imperator den überrascht aussehenden Dr. Johnson an. „Kümmern Sie sich einfach um meine Tochter. Wenn sie bis Sonnenaufgang nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht ist, werde ich sie nach Boston verlegen lassen.“
Mit diesen Worten ging er ohne Verabschiedung nach draußen und ließ einen Kopf schüttelnden Arzt zurück.
Er machte sich ein paar Notizen auf Sarahs Krankenakte, dann hängte er sie zurück an ihr Bett und verließ das Zimmer, um sich nebenan Kyles Eltern zu stellen.
Im Gegensatz zu den anderen sahen Tante Judith und Onkel George genau so aus, wie man es um diese Uhrzeit erwarten konnte.
Verschlafen, verstrubbelt und in Jogginganzügen.
„Guten Morgen, Dr. Johnson“, begrüßte Onkel George den Arzt und schüttelte seine Hand.
„Bürgermeister Blackwood“, erwiderte dieser höflich und lächelte, dann wandte er sich an Judith. „Und Sie müssen Mrs. Blackwood sein.“
Tante Judith schüttelte nickend seine Hand, dann setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl neben Kyles Bett.
Dr. Johnson nahm Kyles Krankenakte und blätterte kurz darin.
„Kyle hat leichte bis mittelschwere äußere Verletzungen“, begann er. „Außerdem ist seine Schulter gebrochen und wir müssen sie mit Nägeln stabilisieren, aber bevor er nicht aufwacht, können wir keine Narkose riskieren. Er hat aber keine inneren Blutungen und auch keine sensiblen Verletzungen am Kopf.“
„Und warum ist er dann bewusstlos?“, wunderte sich Onkel George.
„Medizinisch haben wir darauf noch keine Antwort gefunden“, gab Dr. Johnson zu. „Es ist sehr eigenartig, muss ich zugeben. Alle drei Teenager haben zwar nachweislich Alkohol getrunken, aber bei Weitem nicht genug. Drogen konnten wir bereits weitgehend ausschließen und auch ihre Freunde bestehen darauf, dass keiner der Drei irgendetwas genommen hat. Trotzdem haben wir drei Jugendliche hier liegen, die das Bewusstsein verloren haben, ohne dass es hierfür einen Grund geben könnte.“ Dr. Johnson schüttelte ratlos den Kopf. „Wir können nur hoffen, dass sie bald aufwachen und uns erklären können, was passiert ist.“
„Ich habe vorhin gehört, dass das Mädchen aufgewacht ist“, meinte Tante Judith. „Ich kenne ihren Namen leider nicht.“
„Gwendolyn Westera“, las Dr. Johnson von seinem Klippbrett ab und ich wunderte mich.
Hieß Lyn auch in Wirklichkeit Gwendolyn?
„Das ist korrekt“, bestätigte der Arzt. „Aber sie spricht noch nicht. Wir nehmen an, dass sie noch unter Schock steht. Sobald sie etwas sagt, was uns bei Kyle weiter bringt, werden wir Sie informieren.“
Tante Judith nickte dankbar. „Ich werde trotzdem mal bei Gwendolyn vorbei schauen“, meinte sie. „Sofern ihre Eltern nichts dagegen haben.“
Sie schüttelte Dr. Johnson die Hand und verließ
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