Die Erbin
zu geben. Aber wenn die Geschworenen das handschriftliche Testament für ungültig erklären, ist Ancil selbst ohne jede Relevanz, weil er in dem vorherigen Testament nicht erwähnt wird. Wir sollten weitermachen, Euer Ehren. Sie haben den Prozessbeginn vor vielen Monaten auf den 3. April festgelegt, und es gibt keinen guten Grund dafür, nicht wie geplant fortzufahren.«
Lanier wirkte nicht überheblich, sondern hemdsärmelig und überzeugend. Jake wusste bereits, dass der Mann mühelos aus dem Stegreif plädieren und jeden von so gut wie allem überzeugen konnte.
»Dem stimme ich zu«, erwiderte Richter Atlee barsch. »Der Prozess wird wie vorgesehen am 3. April beginnen. Hier, in diesem Gerichtssaal. Bitte setzen Sie sich, Mr. Lanier.«
Jake schrieb mit und wartete auf die nächste Erörterung. Richter Atlee warf einen Blick auf seine Notizen und rückte die Lesebrille zurecht. »Auf der Seite der Partei, die das Testament angefochten hat, zähle ich sechs Anwälte. Mr. Lanier ist der Hauptanwalt für die Kinder von Seth Hubbard, Ramona Dafoe und Herschel Hubbard. Mr. Zeitler ist der Hauptanwalt für die beiden Kinder von Herschel Hubbard. Mr. Hunt ist der Haupt anwalt für die beiden Kinder von Ramona Dafoe. Die übrigen Anwesenden sind Mitarbeiter der genannten Anwälte.« Er nahm seine Brille ab und steckte sich den Stil seiner Pfeife in den Mund. Jetzt kam eine Belehrung. »Meine Herren, während des Prozesses habe ich nicht die Absicht, unnötiges Geschwätz von sechs Anwälten zu tolerieren. Genau genommen heißt das, außer den Anwälten Lanier, Zeitler und Hunt wird niemand im Namen der anfechtenden Parteien sprechen. Das dürfte weiß Gott genügen. Darüber hinaus werde ich nicht erlauben, dass die Geschworenen drei Eröffnungsplädoyers, drei Schlussplädoyers und drei Zeugenbefragungen über sich ergehen lassen müssen. Wenn es einen Einwand gibt, möchte ich nicht, dass drei oder vier von Ihnen aufspringen, mit den Armen herumfuchteln und ›Einspruch! Einspruch!‹ brüllen. Können Sie mir folgen?«
Selbstverständlich konnten sie ihm folgen. Er sprach langsam und deutlich, mit der ihm eigenen Autorität. »Ich schlage vor, dass Mr. Lanier die Führung für die anfechtenden Parteien und den größten Teil der Prozessangelegenheiten übernimmt«, fuhr er fort. »Er hat eindeutig die meiste Prozesserfahrung, ganz zu schweigen von den Mandanten mit dem größten Interesse an der Sache. Die Arbeit können Sie sich natürlich aufteilen, wie Sie wollen, in dieser Hinsicht will ich Ihnen nichts raten. Ich versuche nicht, jemandem einen Maulkorb zu verpassen. Sie haben das Recht, für Ihren oder Ihre Mandanten zu sprechen. Jeder von Ihnen kann eigene Zeugen aufrufen und die von der antragstellenden Partei aufgerufenen Zeugen ins Kreuzverhör nehmen. Aber sobald Sie anfangen, das zu wiederholen, was bereits gesagt wurde, wofür Anwälte eine angeborene Veranlagung zu haben scheinen, können Sie davon ausgehen, dass ich eingreifen werde. So etwas werde ich nicht tolerieren. Sind wir uns da einig?«
Sie waren sich einig, zumindest fürs Erste.
Richter Atlee rammte sich die Lesebrille wieder auf die Nase und warf einen Blick in seine Notizen. »Reden wir über die Beweise«, sagte er. Sie diskutierten eine Stunde lang über die Dokumente, die als Beweismittel zugelassen und den Geschworenen gezeigt werden sollten. Nachdem der Richter stur darauf beharrt hatte, stellten sie einvernehmlich fest, dass die Hand schrift tatsächlich die von Henry Seth Hubbard war. Etwas anderes zu behaupten wäre Zeitverschwendung. Auch die Todesursache wurde einvernehmlich akzeptiert. Vier große Farbfotos wurden genehmigt. Sie zeigten, wie Seth an einem Baum hing, und beseitigten jegliche Zweifel daran, wie er gestor ben war.
»Werfen wir einen Blick auf die Zeugen«, sagte Richter Atlee. »Ich sehe, dass Mr. Lanier eine ganze Menge neuer Namen hinzugefügt hat.«
Jake hatte seit einer Stunde ungeduldig darauf gewartet, dass das Thema an die Reihe kam. Er versuchte, ruhig zu bleiben, was ihm aber schwerfiel. »Euer Ehren«, begann er, »ich erhebe Einspruch dagegen, dass so viele Zeugen im Prozess aussagen sollen. Wenn Sie bitte einen Blick auf Seite sechs und folgende werfen wollen, werden Sie feststellen, dass dort die Namen von fünfundvierzig potenziellen Zeugen aufgeführt sind. Wenn ich mir die Adressen genauer ansehe, vermute ich, dass diese Leute in Mr. Hubbards diversen Fabriken und Firmen gearbeitet haben. Aber
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