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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Für die erste Ausgabe sei ein ausführlicher Bericht über Seth Hubbard und das Vermö gen, das er seiner schwarzen Haushälterin hinterlassen habe, geplant.
    Das hatte Willie bis jetzt noch nicht erwähnt, und Jake war begeistert bei dem Gedanken daran, außerhalb von Ford County Publicity zu bekommen. Der Hailey-Prozess hatte ihm einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie es war, berühmt zu sein, und für ihn war das ein berauschendes Gefühl. »Wer wird auf dem Titelblatt sein?«, fragte er scherzhaft.
    »Sie vermutlich nicht«, erwiderte Willie, während er ihnen zwei Gläser gab, die bis zum Rand gefüllt waren. »Zum Wohl.«
    Sie redeten kurz über den Prozess, aber alle drei hatten etwas anderes im Kopf. Schließlich brach Willie das Eis und sagte: »Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: Wir vereinbaren jetzt per Handschlag, dass Sie das Haus kaufen, ein mündlicher Vertrag, nur wir drei.«
    »Ein mündlicher Immobilienvertrag ist nicht durchsetzbar«, wandte Jake ein.
    »Wie halten Sie es eigentlich mit ihm aus?«, fragte Willie Carla.
    »Ich muss mir viel Mühe geben.«
    »Er ist durchsetzbar, wenn wir sagen, dass er durchsetzbar ist«, sagte Willie. »Wir geben uns jetzt die Hand drauf und halten das Ganze geheim. Und nach dem Prozess suchen wir uns einen richtigen Anwalt, der einen ordentlichen Vertrag auf setzen kann. Sie gehen zur Bank und kümmern sich um die Hypothek, und nach neunzig Tagen gehört das Haus Ihnen.«
    Jake und Carla wechselten einen Blick. Für einen Moment waren sie wie erstarrt, als wäre die Idee völlig neu für sie. In Wirklichkeit hatten sie so lange über den Kauf von Hocutt House gesprochen, bis sie es leid gewesen waren.
    »Und wenn wir keine Hypothek bekommen?«, fragte Carla.
    »Das ist doch albern. Ihnen würde jede Bank in der Stadt Geld leihen.«
    »Das bezweifle ich«, warf Jake ein. »In Clanton gibt es fünf Banken, von denen ich drei schon mal verklagt habe.«
    »Für zweihundertfünfzigtausend ist das Haus ein Schnäppchen, und die Bank weiß das auch.«
    »Ich dachte, es wären zweihundertfünfundzwanzigtausend«, meine Jake mit einem Blick auf Carla.
    Willie trank einen Schluck Wein und schmatzte zufrieden. »Waren es auch, ganz kurz, aber bei dem Preis haben Sie ja nicht angebissen. Das Haus ist mindestens vierhunderttausend Dollar wert. In Memphis …«
    »Darüber haben wir schon gesprochen, Willie. Wir sind hier nicht in der Innenstadt von Memphis.«
    »Nein, sind wir nicht, aber zweihundertfünfzigtausend scheint mir realistischer zu sein. Also sind es jetzt zweihundertfünfzigtausend.«
    »Das ist eine merkwürdige Verkaufsstrategie, Willie. Wenn Sie nicht die Summe bekommen, die Sie haben wollen, gehen Sie immer weiter mit dem Preis rauf?«
    »Ich werde nicht noch mal raufgehen, Jake, es sei denn, irgend ein Arzt interessiert sich für das Haus. Zweihundertfünfzigtausend. Das ist ein fairer Preis. Und das wissen Sie beide. Jetzt geben Sie mir endlich die Hand drauf.«
    Jake und Carla starrten einander für einen Moment an. Dann hob sie langsam den Arm und schüttelte Willie die Hand. »Gut gemacht«, lobte Jake. Sie hatten das Haus gekauft.
    Das einzige Geräusch war das leise Brummen eines Monitors, irgendwo über und hinter ihm. Die einzige Lichtquelle war das rote Glühen der Digitalziffern, die seine Vitalfunktionen aufzeichneten. Lonny hatte Rückenschmerzen und versuchte, das Gewicht zu verlagern. Eine Infusion sorgte dafür, dass die farblosen, aber starken Medikamente in sein Blut gelangten und die Schmerzen unterdrückten, jedenfalls die meiste Zeit. Er dämmerte immer wieder weg, war ein paar Momente wach, dann erneut besinnungslos. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Der Fernseher war ausgeschaltet, die Fernbedienung hatten sie ihm weggenommen. Die Medikamente waren so stark, dass ihn nachts nicht einmal mehr die lästigen Krankenschwestern aufwecken konnten, obwohl sie es immer wieder versuchten.
    Wenn er wach war, spürte er Bewegungen im Zimmer – Pfleger, Putzkräfte, Ärzte, jede Menge Ärzte. Manchmal hörte er sie reden, mit leiser, ernster Stimme, und Lonny hatte ent schieden, dass er sterben würde. Eine Infektion, deren Namen er sich we der merken noch aussprechen konnte, wütete in seinem Körper, und die Ärzte konnten nichts tun.
    Völlig lautlos tauchte ein Fremder an seinem Bett auf und berührte das Schutzgitter. »Ancil«, sagte er mit leiser, aber kräftiger Stimme. »Ancil, sind Sie wach?«
    Lonny riss die Augen auf, als er

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