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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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war, weil ihr Subjekt seine Meinung jeden Augen blick ändern und wieder eine falsche Identität annehmen konnte. Allerdings bezweifelte Lucien das, weil Ancil an das Geld dachte. Diese Enthüllung würde das Verfahren nicht beeinflussen. Wade Lanier hatte recht: Ancil konnte nichts zum Testament oder zur Testierfähigkeit seines Bruders sagen. Daher würde Lucien ihn seinen eigenen Problemen überlassen. Möglicherweise musste Ancil ein paar Monate im Gefängnis absitzen. Wenn er Glück hatte und einen guten Anwalt fand, kam er vielleicht ungeschoren davon. Lucien war davon überzeugt, dass die Durchsuchung des Zimmers und die Beschlagnahmung des Kokains ein klarer Verstoß gegen den Vierten Verfassungszusatz waren. Wurden die Durchsuchung und das Kokain nicht zugelassen, war Ancil ein freier Mann. Falls Jake den Prozess gewann, mochte Ancil eines Tages nach Ford County zurückkehren, um das er so lange einen Bogen gemacht hatte, und seinen Anteil am Erbe fordern.
    Falls Jake verlor, würde Ancil untertauchen und auf Nimmer wiedersehen verschwinden.
    Nach Einbruch der Dunkelheit ging Lucien in die Hotelbar und begrüßte Bo Buck, den Barkeeper, mit dem er mittlerweile gut befreundet war. Bo Buck war einmal Richter in Nevada gewesen, bevor sich die Dinge gegen ihn verschworen, und er und Lucien erzählten sich gern gegenseitig ihre Geschichten. Sie unterhielten sich einen Augenblick, während Lucien auf seinen ersten Jack Daniel’s mit Cola wartete. Er setzte sich mit seinem Glas allein an einen Tisch und fühlte sich dabei sehr wohl. Ein einsamer Mann und sein Whiskey. Eine Minute später tauchte Ancil Hubbard aus dem Nichts auf und setzte sich zu ihm.
    »Guten Abend, Lucien«, sagte er beiläufig.
    Lucien fuhr auf und starrte ihn ein paar Sekunden lang ungläubig an. Ancil trug Baseballkappe, Sweatshirt und Jeans. Am Morgen hatte er bewusstlos und an jede Menge Schläuche angeschlossen in einem Krankenhausbett gelegen.
    »Sie hatte ich hier nicht erwartet«, sagte Lucien.
    »Ich hatte die Nase voll vom Krankenhaus, da bin ich lieber gegangen. Streng genommen bin ich wohl auf der Flucht, aber das ist nichts Neues für mich. Ich bin ganz gern auf der Flucht.«
    »Was ist mit Ihrem Kopf und der Infektion?«
    »Mir brummt der Schädel, aber längst nicht so, wie die Ärzte denken. Vergessen Sie nicht, dass ich vom Krankenhaus ins Gefängnis sollte, Lucien, da hatte ich es nicht eilig. Sagen wir, ich war viel ansprechbarer, als die dachten. Die Infektion ist unter Kontrolle.« Er zückte ein Gläschen mit Tabletten. »Meine Antibiotika habe ich mitgenommen. Das wird schon wieder.«
    »Wie sind Sie rausgekommen?«
    »Zu Fuß. Ich wurde zum Röntgen nach unten gefahren. Das habe ich für eine Toilettenpause genutzt. Da die dachten, ich kann nicht gehen, bin ich ein paar Stufen nach unten in den Keller gerannt und habe mich in einem Umkleideraum umge zogen. Ich bin durch die Zufahrtsrampe für Lieferanten raus. Da wimmelt es jetzt von Cops. Ich hab mir das vom Café auf der anderen Straßenseite aus angesehen.«
    »Das ist eine kleine Stadt, Ancil. Lange können Sie sich nicht verstecken.«
    »Was verstehen Sie denn davon? Ich habe Freunde.«
    »Wollen Sie was trinken?«
    »Nein, aber ein Burger mit Pommes wäre klasse.«
    Harry Rex starrte die Zeugin finster an. »Haben Sie seinen Penis angefasst?«
    Lettie wandte verlegen den Blick ab. »Ja, das habe ich«, stammelte sie betreten.
    »Natürlich haben Sie das, Lettie«, sagte Jake. »Er war nicht in der Lage, sich selbst zu waschen, deswegen mussten Sie das für ihn tun, und nicht nur einmal. Bei einem Bad wird der gesamte Körper gewaschen. Er konnte das nicht tun, deswegen mussten Sie das für ihn übernehmen. Daran war nichts Intimes oder auch nur im Entferntesten Sexuelles. Sie haben einfach nur Ihre Arbeit getan.«
    »Ich schaffe das nicht.« Lettie sah Portia hilflos an. »Solche Fragen wird er mir doch nicht stellen, oder?«
    »Und ob er das wird«, knurrte Harry Rex. »Diese und viele andere, und ich rate Ihnen dringend, die passenden Antworten parat zu haben.«
    »Machen wir eine Pause«, sagte Jake.
    »Ich brauche ein Bier«, verkündete Harry Rex und rappelte sich hoch. Er stürmte aus dem Zimmer, als hätte er sie alle satt. Sie übten seit zwei Stunden, und es war fast zehn Uhr abends. Jake stellte Lettie die einfachen Fragen, und Harry Rex nahm sie gnadenlos ins Kreuzverhör. Manchmal war er zu grob oder grober, als Atlee es Lanier gestatten würde, aber

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